Steine der Macht (German Edition)
sehen. Einer Sage nach wurde nämlich vor langer Zeit ein Weinfuhrmann von Zwergen am Fuße des Untersberges gebeten, seine Fracht doch bei ihnen im Berg abzuladen. Sie würden ihn dafür fürstlich belohnen. Der Fuhrmann willigte ein und sie brachten ihn zu einem Eingang in den Berg, wo sie den Wein abluden und dem Manne eine große Menge Gold dafür gaben. Doch als dieser wieder zurück ans Tageslicht kam, waren viele Jahre vergangen. Kammler und Weber waren sichtlich erheitert, als Wolf mit ihnen vor den Gasthof ging und ihnen das Bild erklärte. Wieder zurück in der Gaststube, setzte sich der General an den Tisch und meinte:
„Das klingt beinahe so, wie es in Wirklichkeit bei uns in der Station ist. Euch würde es nicht anders ergehen als dem Weinfuhrmann. Wenn ihr auch nur einen einzigen Tag lang bei uns im Berg verweilen würdet, so wäre hier draußen mehr als ein Jahr vergangen“, sagte der General, „und im Übrigen, auch Gold ist in der Station genug vorhanden.“
In Lindas Augen blitzte schon wieder das Dollarzeichen auf, als sie vom General das Wort Gold hörte.
„Könnten Sie mithilfe Ihrer Goldbarren nicht selbst alles, was Sie brauchen, arrangieren? So ein Barren mit zwölf Kilogramm hat schließlich einen Wert von über zweihunderttausend Euro und Sie haben ja sehr viele davon.“
„Auf den ersten Blick erscheint es natürlich so, aber Sie können diese Menge Gold hier in Österreich oder Deutschland nicht so ohne Weiteres verkaufen. Sie würden über die Herkunft des Goldes befragt werden und aus Europa herausbringen kann man es so gut wie gar nicht. Selbst in Stücke geschnittene Goldbarren würde jeder Metalldetektor auf den Flughäfen anzeigen. Und im Reisegepäck solche Mengen mitzuführen, ist ebenfalls unmöglich.“
Nach einer kurzen Pause fuhr Kammler fort: „Aber wenn Sie für uns etwas aus Spanien abholen könnten, wäre uns damit sehr geholfen, das wollte ich Ihnen zuvor oben am Berg sagen.“
„Wie meinen Sie das? Weshalb aus Spanien? Und was sollen wir Ihnen bringen?“, fragte Wolf.
Der General nickte. „Ich verstehe, das muss ich Ihnen erst erklären.
In den letzten Jahren wurde von uns eine unterirdische Forschungsstätte, eine Art Labor, auf der Insel Fuerteventura errichtet. Ich kann Ihnen jetzt die Hintergründe nicht erklären. Es waren aber immens wichtige Projekte, die dort von uns betrieben wurden. Im letzten Funkspruch aus Fuerteventura erfuhr ich noch vom ersten erfolgreichen Test. Den Schlüssel dazu bildeten Kristalle, welche wir für unsere Versuche mit der Glocke in Deutschland ebenfalls gebraucht hätten. Aber zu diesem Zeitpunkt war es nicht mehr möglich, einen Transport zu organisieren. Die Alliierten waren bereits überall. Die von uns benötigten Teile wurden von den Technikern auf Fuerteventura in verlötete Bleizylinder eingeschlossen und für eine Abholung zu einem späteren Zeitpunkt in einer Art Safe deponiert. Keiner konnte ahnen, dass es so lange dauern würde. Das, was Sie uns von dort bringen sollen, sind diese zwei kleinen Zylinder aus Blei. Sie sind etwa fünfundzwanzig Zentimeter lang und fünf Zentimeter im Durchmesser. Ich kann und darf Ihnen nicht sagen, was genau der Inhalt ist, aber Sie dürfen die Zylinder unter gar keinen Umständen öffnen. Ich werde Ihnen eine genaue Karte geben, wo und wie Sie die Behälter finden können. Geben Sie aber auf keinen Fall Informationen über uns oder über die Suche nach den Zylindern weiter. Wir verlassen uns ganz auf Sie.“
Das Essen im Gasthof schmeckte den beiden ausgezeichnet. Hatten sie sich doch seit vielen Monaten nur von Dosen und haltbaren Lebensmitteln ernährt. Linda nahm aus ihrem kleinen Rucksack eine fünfzig Stück Packung Kugelschreiber und einige LED-Taschenlampen, welche sie einige Tage zuvor für Kammler besorgt hatten, heraus und übergab sie Weber. Der Obersturmbannführer schaute sich die für ihn neuartigen Sachen interessiert an, so etwas hatte er noch nicht gesehen.
Nach dem Essen fuhren die beiden mit Wolf und Linda wieder zurück zum alten Steinbruch und vereinbarten ein neuerliches Treffen, bei dem dann die Karte mit dem Versteck der Bleizylinder übergeben werden sollte. Weber wurde von Kammler noch beauftragt, das Buch über Kampfmittel aus der Station zu holen. Nach geraumer Zeit kam er wieder heraus und drückte es Wolf in die Hand:
„Darin können Sie nachlesen, wozu diese Kampfstoffe in der Lage sind und was Sie persönlich noch tun können, um ein
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