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Steine der Macht (German Edition)

Steine der Macht (German Edition)

Titel: Steine der Macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Wolf
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Wisst ihr überhaupt, was Gelbkreuz bedeutet? Das ist eine der schrecklichsten Erfindungen des Krieges. Der Kampfstoff dringt durch die Kleidung hindurch und verursacht weitreichende Verbrennungen der Unterhaut, welche in den meisten Fällen zu einem qualvollen Tod führen.“
    „Das ist aber schon über siebzig Jahre her, falls da wirklich ein solcher Kampfstoff versteckt wurde, ist der längst unwirksam geworden“, erwiderte Wolf.
    „Das ‚Falls‘ können Sie sich sparen, von den Soldaten der Waffen-SS wurde immer alles gründlich gemacht. Und wie bereits gesagt, das war ein Führerbefehl und dieser musste unter allen Umständen, auch unter Einsatz des eigenen Lebens, ausgeführt werden. Sie können also mit Gewissheit davon ausgehen, dass hier in dieses Gewölbe vor Kriegsende ein Kampfmittel hineingetan wurde. Und ich wäre mir an Ihrer Stelle nicht so sicher, dass das Gelbkreuz nach siebzig Jahren unwirksam geworden ist. Die vergifteten Bunker des Ersten Weltkrieges kosteten vielen meiner Männer das Leben, weil sie damals auch glaubten, dass sich der Kampfstoff nach so vielen Jahren verflüchtigt hatte.“
    Als es klar wurde, dass die beiden keinen Fuß in das unterirdische Gemäuer setzen würden, blieb Wolf nichts anderes übrig, als zum Wagen zurückzukehren.
    „Ich muss Ihnen zu der Gelbkreuz-Geschichte etwas erzählen“, wandte sich Wolf an den General. „Vor über vier Monaten, als wir das dritte Mal im unterir-dischen Hitler-Gewölbe waren, habe ich dort unten über eine Stunde lang Messungen der verschiedensten Art durchgeführt. Beim Hinuntersteigen über die verfallene Treppe habe ich mir meinen rechten Fuß aufgekratzt. In der Nähe des Knöchels, mit einem am Boden liegenden Ast, es war nur ein leicht blutender Kratzer, nicht mehr. Irgendwann, nachdem ich dort unten alles Mögliche mit den Fingern berührt hatte, fuhr ich mit der Hand über die kleine Wunde am Fuß und wischte das schon fast eingetrocknete Blut weg. Am Abend zu Hause fühlte sich das rechte Bein dann recht warm an und ich bekam schlagartig hohes Fieber, über 41 Grad. Mein Puls erhöhte sich binnen einer Stunde auf einhundertachtzig, wobei der Blutdruck auf einen unglaublich niedrigen Wert fiel. Zuerst glaubte ich an einen Sonnenstich, da wir an diesem Tag auch an einigen sonnigen Hängen des Obersalzberges herumgegangen waren und ich keine Kopfbedeckung aufgehabt hatte. Der Fuß begann gleichzeitig rot zu werden und erst jetzt dachte ich wieder an den Kratzer am Fuß. Die kleine Wunde war mittlerweile verkrustet. Vielleicht eine Infektion, ein Rotlauf? Aber da waren absolut keine Schmerzen und bei einem Rotlauf hingegen tat die betroffene Stelle doch höllisch weh. Ich hatte keine Ahnung, was das sein könnte. Ich nahm spät abends zur Sicherheit ein Antibiotikum, wie ich es bei meinen Wüstenreisen in Ägypten immer dabei hatte. Am nächsten Morgen war das Fieber immer noch gleich hoch, am Unterschenkel zeigten sich aber bereits Blasen mit einer gelblichen Flüssigkeit, welche nach einigen Stunden schon fast bis zum Knie reichten. Der befreundete Landarzt, den ich dann sofort aufsuchte, diagnostizierte einen atypischen Rotlauf, gab mir sehr starke Antibiotika und riet mir, ins Krankenhaus zu gehen, was ich aber ablehnte. Nach vier Tagen sank das Fieber plötzlich auf 38 Grad und blieb acht Tage auf diesem Stand. Danach normalisierte sich die Körpertemperatur wieder. Die Blasen begannen sich auch langsam zurückzubilden, der Fuß blieb hingegen knallrot. Nach vierzehn Tagen suchte ich eine Hautklinik auf. Der Anstaltsleiter diagnostizierte dann auch einen abheilenden Rotlauf und gab mir nochmals Antibiotika, von denen ich zu diesem Zeitpunkt bereits über einhundertfünfzig Stück zu je 1000 Milligramm eingenommen hatte. Die Rötung blieb nach wie vor bestehen. Nach einem weiteren Monat konsultierte ich nochmals den Primar dieser Hautklinik, der sich zwar wunderte, dass das Bein noch immer rot sei, mir aber außer einer Pflegecreme nichts mehr verschrieb.“ Bei diesen Worten zog Wolf das rechte Hosenbein etwas hoch und zeigte dem General seinen Fuß. „Vor fast -genau vier Monaten ist mir das passiert, die Rötung ist aber immer noch vorhanden.“
    „Das sieht aus wie eine abheilende Kampfstoff-Verbrennung“, meinte Kammler. „Sie dürften großes Glück gehabt haben, es hätte Ihr Ende sein können. Senfgas, oder anders ausgedrückt ‚LOST‘, verflüchtigt sich zwar mit der Zeit an der Luft, aber in kühler

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