Steine der Macht (German Edition)
Umgebung, wie sie hier oben am Berg und erst recht in dem unterir-dischen Gewölbe herrscht, kann ein Teil davon kristallisieren.
Sie haben vermutlich mit Ihren Händen solche kristallinen Kampfstoffreste in die offene Wunde gebracht. Ich werde Ihnen ein Buch aus der Station geben, da ist alles genau beschrieben, auch was Sie jetzt noch tun können. Ich nehme aber an, dass in einem halben Jahr auch die Rötung vergangen sein wird. Sie haben wirklich Glück gehabt, Sie hätten alleine an dem Schock sterben können. Sie sehen also, ich hatte nicht unrecht mit dem, was ich Ihnen zuvor beim Gewölbe über das Gelbkreuz gesagt habe.“
Sie setzten sich wieder in Wolfs Wagen.
„Ich werde Ihnen jetzt etwas zeigen, wenn Sie noch ein Stückchen weiter auf diesem Weg in den Wald fahren.“ So fuhren sie die Waldstraße entlang, bis sie zu einer Ausweichstelle gelangten. Früher hatte man von dort, so sagte der General, eine sehr schöne Aussicht auf das darunterliegende Tal mit der Stadt Berchtes-gaden gehabt. Heute standen jedoch überall Bäume und von der dahinterliegenden Landschaft man konnte so gut wie nichts sehen. Dorthin, in dieses Dickicht, wollte sie der General aber führen. Sie stiegen aus dem Wagen und er deutete auf einen kleinen Weg, auf dem sie nach einer Weile einen kleinen Teich mitten im Wald erreichten.
„Dieser verwachsene Weg hier, auf dem wir gerade gegangen sind, war gut befahrbar für zehn Tonnen schwere Fahrzeuge. Wie ich Ihnen bereits am Berg erzählt habe, gab es auch einen Notfall-Plan für die Situation, dass wir aus irgendeinem Grund nicht mehr in die Station hineingekonnt hätten. Dazu benötigten wir aber Fluchtgeld, oder besser ausgedrückt ‚Gold‘. Am Tage der Ankunft in Salzburg, als kein Befehlshaber mehr am Berg war, ließ ich in der Nacht einige Kisten mit Goldbarren der Reichsbank noch rasch hier heraufbringen und ein sicheres Versteck dafür suchen. In den Wäldern am Obersalzberg war noch ein Marinefunktrupp, der irgendwelche Nachrichten nach Übersee sendete. Diese Funker haben unsere Transporter, zwei Halbkettenfahrzeuge der SS-Division Hohenstaufen, kurz vorbeifahren gesehen. Tags zuvor gab es aber überraschend Schneefall, da war an ein Vergraben der Blechkisten nicht mehr zu denken. Man hätte diese Stellen tagelang gesehen. Ich beschloss also, das Gold im Wasser versenken zu lassen.
Es musste auch keine komplizierte ‚Schatzkarte‘ angefertigt werden, welche ja nur die Geheimhaltung erschwert hätte. Und Teich gab es nur diesen einen hier am Berg.
Die Kisten wurden noch auf den Fahrzeugen hier neben dem Weiher geöffnet und die Goldbarren einfach in das Wasser geworfen. Der Boden des Teiches hier im Wald war schon damals sehr schlammig und die schweren Barren versanken augenblicklich darin. Niemand konnte später an den Raupenspuren der Fahrzeuge erkennen, dass die Wagen hier stehen geblieben waren. Nach einer langen Fahrt durch die Wälder übernachteten die Soldaten in der Almhütte von Bormann und wollten mit den Halbkettenfahrzeugen am nächsten Morgen über den sogenannten Eckersattel in ein gegenüberliegendes Tal nach Österreich fahren. Falls jemand ihren Spuren gefolgt wäre, hätte er unmöglich sagen können, wo auf dem langen Weg irgendetwas abge-laden worden war. Die sechs Leute sind bei einem Unfall auf dem schmalen vereisten Bergweg ins Tal mit ihren Wagen abgestürzt und kamen allesamt ums Leben.
Niemand außer mir und jetzt Ihnen weiß etwas von diesem Versteck. Sie können das Gold nehmen, es müssten so um die zwölfhundert Kilogramm sein, etwa einhundert Stück Barren. Ich werde Ihnen bei unserer Rückkehr zur Station einen solchen Goldbarren mitgeben, damit Sie wissen, wonach Sie suchen müssen.“ Kammler hielt sich die Hand ans Kinn, sah Wolf an und sagte dann noch: „Im Gegenzug erwarte ich aber von Ihnen, dass Sie uns auch einen Gefallen tun. Was ich damit meine, das werde ich Ihnen später sagen.“
„In Ordnung, wenn es in meiner Macht steht“, antwortete Wolf, der jetzt seinerseits einiges verdauen musste. Über eintausend Kilogramm Gold, von dem niemand etwas wusste, das überstieg bei Weitem seine Vorstellungskraft. Beim Hinunterfahren ins Tal überlegte er, was Kammler wohl mit „einen Gefallen tun“ gemeint hatte.
Sie fuhren mit den beiden zum Essen zu einem großen Gasthof direkt am Fuße des Untersberges. Bezeichnenderweise war unter dem Giebel des Gebäudes eine riesige Wandmalerei des „Weinfuhrmannes vom Untersberg“ zu
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