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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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Phobius schloss sich ihm eilig an.
    Kevin Baumeister starrte verzückt an die Holzdecke. Wenn man sich ein wenig konzentrierte, konnte man die Teufelsfratzen in ihr entdecken. Geschickt versteckten sie ihr Antlitz in der Maserung, aber er hatte sie dennoch entdeckt. Sie würden bei dem, was er plante, auf ihre Kosten kommen, und das schienen sie zu spüren. Wenn er genau hinsah, konnte er sogar erkennen, wie sie in Vorfreude schon lustvoll die Lippen verzogen.
    Kevin Baumeister träumte von einem ganz besonderen Ritual.
    Nocturnus würde die Wände im Mordzimmer des Widums zum Sprechen bringen. Er wusste, dass der Hohepriester dazu in der Lage war, denn er hatte es selbst miterlebt.
    Vor einigen Jahren hatte Nocturnus in seinem Elternhaus ein seltsames Ritual zelebriert, das Kevin noch immer Gänsehaut bescherte, wenn er sich daran erinnerte.
    Vor einem provisorischen Altar hatte der Hohepriester seine Arme ausgebreitet und in einer Sprache gesprochen, die Kevin nie zuvor und nie mehr danach gehört hatte.
    Plötzlich kam es ihm so vor, als bewege sich etwas Lebendiges,Körperloses in der Dunkelheit, die nur durch wenige flackernde Kerzen erhellt wurde.
    Er war zufällig Zeuge der Zeremonie geworden. Niemand hatte das Recht dazu gehabt, Zeuge zu werden.
    Baumeister spürte plötzlich einen unerträglichen, brennenden Schmerz, warf sich jaulend zu Boden und hielt sich die Ohren zu.
    Doch es gab kein Entrinnen vor der Stimme.
    Sie drang nicht über die Ohren zu ihm.
    Sie war in seinem Bewusstsein.
    Entsetzt sah er, wie eine durchscheinende Gestalt vor dem Altar sichtbar wurde.
    Ein alter Mann, nicht gebeugt, sondern aufrecht, muskulös, unnachgiebig, hart.
    Und in diesem Moment riss sich Nocturnus die schwarze Mütze vom Kopf .
    Fassungslos hatte Baumeister auf die Narbenplatte gestarrt, die sich vom Kopf über den Nacken bis auf den Rücken hinabzog.
    Dicke Bindegewebsstränge, die den sonst makellosen Körper des Hohepriesters bei seinen Bewegungen behinderten und beständig schmerzten.
    Kevin Baumeister heulte laut auf, als er von einer Welle des Schmerzes, den sonst Nocturnus ertragen musste, erfasst wurde. Er wusste genau, wie man diese Verwachsungen nannte. Keloid.
    Wimmernd hatte Baumeister in einer Ecke gelegen und zu Nocturnus hinübergestarrt.
    Dessen Augen sprühten Feuer.
    Er schien förmlich in Flammen zu stehen.
    Er hatte seine sehnige Faust nach der Gestalt ausgestreckt,sie umklammert und erbarmungslos zugesehen, wie sie sich in seiner Pranke gewunden hatte. Kleiner und durchsichtiger geworden war.
    Dann schleuderte Nocturnus das Etwas von sich und belegte es mit Worten, die wie ein Fluch geklungen hatten.
    Als Kevin Baumeister wieder klar denken konnte, erkannte er, dass der Priester seinen Vater in den Schlund der Verdammnis geworfen hatte. Dorthin, wo Satan seine Feinde folterte und quälte.
    Kevins Hand fuhr über seine Wange.
    Diese Strafe hatte er verdient.
    Er hatte kein Recht gehabt, dort zu sein.
    Nocturnus wollte bei dem, was er getan hatte, keine Zeugen.
    Es hätte sein Tod sein können.
    Mit dem Peitschenhieb, dem er die entstellende Narbe verdankte, war er glimpflich davongekommen.
    Und bei der Zeremonie im Widum wäre alles anders. Sie würden mit Nocturnus’ Hilfe den Geist der Platzgrummer beschwören und von Dämonen in jenen Raum bringen lassen, in dem sie ermordet worden war. Das war auch für die Dämonen ein Fest, und er wusste, dass sie ihr Bestes geben würden. Sie unterstützten seinen Plan – er las Zustimmung in ihren Holzgesichtern.
    Sie könnten die letzten Minuten der Wirtschafterin miterleben, ihre Qualen, ihre Angst, ihr ungläubiges Entsetzen spüren, als wäre es das eigene – und wüssten dann, wer ihr den Tod gebracht hatte! Der Pfarrer oder doch jemand aus St. Gertraud? Ein anderer Geistlicher oder eine außer Kontrolle geratene kirchliche Jugendgruppe, die einen fingierten Überfall, wie sie damals in Mode waren, zu weit getrieben hatte?Die Narbe spannte.
    Er strich mit dem Finger darüber, während er nachdachte.
    Ein neuer Gedanke ließ ihn zusammenzucken.
    Wenn sie das Ritual durchführten, musste jedes Risiko einer Entdeckung durch die Carabinieri ausgeschlossen sein. Unvorstellbar, ihren Hohepriester der Gefahr einer Verhaftung auszusetzen.
    Noch eine Strafe wollte Kevin nicht heraufbeschwören. Es galt also zunächst, das Terrain sorgfältig zu sondieren, bevor er über den weiteren Ablauf nachdachte, immerhin hatte er schon sehr genaue Vorstellungen, wie sie

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