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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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Alternative an, „sie wäre froh über deine Hilfe.“
    „Nein. Ich will auch wieder nach Hause. Vielleicht erinnere ich mich wieder daran, wer mich damals überfallen hat. Ich will, dass derjenige, der mir das angetan hat, dafür bezahlt!“ Dabei trat ein so eisiger Ausdruck in ihre Augen, dass der Arzt schauderte.
    „Helene, Rache ist kein guter Ratgeber und Vergeltung kein gutes Motiv. Aber ich sehe, die Familie Gumper ist ganz offensichtlich nicht mehr von ihrem Entschluss abzubringen. Dann beachtet wenigstens ein paar Sicherheitsmaßnahmen. Seht euch gründlich um, wenn ihr das Haus verlasst, tragt eure Handys immer bei euch, sorgt dafür, dass sie immer aufgeladen sind! Scheut euch nicht, mich anzurufen, egal wann oder warum – und schließt die Türen ab, auch wenn ihr im Haus seid. Denkt daran, dass zum Lüften geöffnete Fenster auch zum Einsteigen genutzt werden können!“
    Die Geschwister nickten übertrieben, amüsiert über die Besorgnis des Hausarztes.
    „Nun verbreiten Sie mal keine Panik! Ich lebe ja noch –vielleicht wurde der Schlag auf den Kopf ja sogar mit Absicht nicht so kräftig ausgeführt und war nur als nachdrückliche Warnung gedacht.“
    „Nun, warten wir ab, wie sich die Dinge entwickeln werden“, murmelte Dr. Gneis.
    Anton drückte stumm Jakobs Hand.
    Der jüngere Bruder verstand ihn auch ohne Worte. Anton war als Nächster dran. Er wollte vor seinem eigenen Tod niemanden mehr beerdigen müssen.
    Waltraud bestand darauf, dass sie Paula, eine erfahrene Wachhündin, und Biest, ihren Jüngsten aus dem letzten Wurf, mitnahmen. Die Tante meinte, Paula wüsste genau, was von ihr erwartet wurde, sollte jemand den Hof unbefugt betreten.
    Biest war eine Draufgabe.
    Zum einen, weil der wuschelige Welpe ohne Paula ohnehin nur Unsinn machte, und zum anderen, weil er robust war und seinen Namen nicht zufällig erhalten hatte.
    Die erste Nacht auf dem eigenen Hof brach an. Sie sollte für die Familie Gumper, wie für alle anderen im Ort, unruhig werden.
    „Wir können ihm den Mord nicht mehr nachweisen!“, empört sich Berta. „Zusammen mit Marias Leiche hat er auch jeden Beweis für ihre Ermordung verbrannt.“
    In Bertas Küche haben sich etwa 15 Frauen versammelt, alte wie junge. Sie sind entschlossen, etwas zu unternehmen. Bei Tee und Kuchen überlegen sie, wie man den Mörder wenigstens aus dem Dorf jagen könnte, bevor er womöglich noch weitere Opfer findet.
    „Wer einmal damit durchkommt, der mordet beim zweiten Mal umso bereitwilliger!“, behauptet Bernadette, die Frau eines Polizisten.
    „Ich hätte das vom Gumper nie gedacht! Aber wenn der Leopold es so berichtet, wird es wohl wahr sein!“
    Leopold sitzt etwas abseits und isst ein Stück Kuchen.
    Berta klopft dem Jungen auf die Schulter und schenkt ihm eines ihrer seltenen Lächeln.
    Annegrit fröstelt plötzlich.
    Berta sieht, wenn sie lächelt, gefährlicher aus, als wenn sie auf jemanden wütend ist. Leopold scheint das auch so zu empfinden, denn er verschluckt sich und fängt an zu husten.
    Lallend wendet er sich an seine Mutter, und Imme schließt ihn zärtlich in ihre Arme. Beruhigend spricht sie auf ihn ein.
    „Schade, dass Leopold nicht vor Gericht aussagen kann.“
    „Deshalb müssen wir die Sache jetzt selbst in die Hand nehmen!“, fordert Berta entschlossen. „Wer hat eine Idee?“

29
    „Nehmt Platz!“
    Die Freunde setzten sich, fasziniert von der Atmosphäre, die Nocturnus um sich herum zu schaffen verstand, eingeschüchtert durch die Autorität, die ihn wie eine Aura umgab, und hypnotisiert von seiner Kraft. Bei ihm wurde greifbar, was mit dem Satz „Lucifers Arm reicht weit“ gemeint war.
    „Hört mir zu: Mit der Vernichtung der parasitären Lebensform in Köln habt ihr die Aufmerksamkeit des Herrn geweckt. Er war sehr angetan von eurem Vorgehen und der Gnadenlosigkeit, mit der ihr den Auftrag ausgeführt habt. Ihr habt damit eure Berufung gezeigt. Nicht vielen Anwärtern gelingt eine so vollkommene Umsetzung von Satans Idealen. Der Herr wird eure weitere Entwicklung im Auge behalten. Er hat festgelegt, dass ihr vom Zeitpunkt eurer Taufe an als Auserwählte zu behandeln seid. Darüber hinaus hat er beschlossen, euch die Seele des von euch Vernichteten nach eurem Tod als Sklaven zur Seite zu stellen. Das bedeutet, ihr habt schon die ersten Punkte für die Eintrittskarte erworben, die euch zum Betreten von Satans Reich berechtigt. Es ist nicht immer einfach, Zutritt zum Reich der Finsternis zu

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