Steinhauer, Franziska
schenkte dir zum Ausgleich eine starke Tochter! Berta, deine Stütze im Leben.“
„Er will was?“, riss Julian seine Augen auf.
„Er will uns langfristig die Leitung der Sekte anvertrauen.“ Marios Stimme schwankte bedenklich.
„Quatsch! Das hast du geträumt!“, behauptete der Freund und prustete vor Lachen. „Ein Albtraum!“
„Ach ja?“, fragte Mario zornig.
Julian schwieg und überdachte, was er gerade gehört hatte.
„Er hat gesagt, er schwebt in Lebensgefahr.“
„Und wir sind auserwählt, seine Nachfolge anzutreten?
Schade, dass ich das verschlafen habe!“
„Keine Ahnung, wie das gehen soll“, gab Mario zu. „Ich kann mir die Gruppe ohne Nocturnus gar nicht vorstellen!“ Er trat ans Fenster und sah verloren ins Tal hinaus. „Kevin wird völlig fertig sein – Nocturnus in einer ernsten Gefahr, das ist für ihn sicher ein unerträglicher Gedanke.“
„Satan wird das nicht zulassen!“, behauptete Julian bestimmt.
Dr. Gneis fand die Familie Gumper an diesem Nachmittag in gedrückter Stimmung vor.
Der Schock, den er bei Helene diagnostiziert hatte,wirkte noch nach, während Bruder und Vater von glühendem Hass erfüllt nach Rache gierten.
„Ich möchte wirklich wissen, wer so etwas Herzloses tun kann!“ Jakob lief unruhig in der Küche auf und ab.
„Die Frage, die du dir ernsthaft stellen solltest, lautet eher: Hätte Helene statt des Hundes dort liegen sollen? Der Täter wollte sie in einen Hinterhalt locken und musste nur wegen Amalias beherztem Eingreifen seinen teuflischen Plan fallen lassen. Ich weiß nicht, wessen krankes Hirn sich so etwas ausdenkt, aber klar ist, dass es keine Ruhe für euch gibt, solange wir den Täter nicht gefunden haben“, grübelte der Arzt.
„Waltraud wird entsetzt sein. Der Welpe und seine Mutter waren ein Geschenk von ihr“, lachte Jacob bitter auf. „Zu unserer Sicherheit! Zu unserem Schutz!“
„Darüber, dass jemand Helene etwas antun wollte, wird sie eher entsetzt sein!“, wandte Dr. Gneis ein.
„Es war ein schrecklicher Anblick!“ Jakob fröstelte. „Der Kleine hat ein Grab unter dem Birnbaum bekommen. Helene wollte es so.“
Er drehte sich um und sah dem Hausarzt direkt in die Augen. „Wenn es sich um dieselbe Person handelt, wie beim Angriff auf mich – bedeutet das nicht, dass sie sich wahllos jeden Gumper greift, dessen sie habhaft werden kann?“
„Sieht fast so aus. Wenn wir nur wüssten, mit wem wir es zu tun haben!“
Dr. Gneis legte Jakob seine Hand auf die Schulter. „Ihr solltet es Waltraud besser überhaupt nicht erzählen. Es sind Antons letzte Stunden … Da sollte sie sich nicht auch noch Sorgen um eure Sicherheit machen müssen“, empfahl er mit gedämpfter Stimme.
„Wieso Antons letzte Stunden?“, fragte Jakob bestürzt. „Gestern ging es ihm doch noch ganz gut. Wir haben lange in Erinnerungen an unsere Eltern geschwelgt. Er wirkte fast entspannt.“
„Tja, ich bin nun schon so lange Arzt, mich kann er nicht täuschen. Und das Labor schon gar nicht. Du solltest mit deinem heutigen Besuch besser nicht bis zum Abend warten, Jakob. Antons Fieber steigt.“
In Berta Pumpas Küche war es so eng und stickig, dass sie trotz der Kälte ein Fenster öffnen musste. Tee mit und ohne Schuss wurde verteilt. Die Menschen, die hier zusammengekommen waren, redeten aufgebracht und besorgt durcheinander.
„Die Amalia schleicht um den Gumperhof. Die steckt mit denen unter einer Decke. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie sie mit Helene gesprochen hat“, wusste Annemarie zu berichten.
„Bei uns ist eine Kuh im Stall tot umgefallen, eine meiner besten. Kurz davor ging draußen lärmend eine Gruppe dieser Spinner vorbei. Ich habe sie aufgefordert, zu verschwinden, da haben sie höhnisch gelacht und das Satanszeichen in meine Richtung gemacht. Als ich in den Stall kam, war die Lotta schon tot! Die bringen nur Unglück, das habe ich euch gleich gesagt!“, empörte sich Matti.
„Im Wald wurde ein Hund mit abgetrenntem Kopf gefunden. Der Bäcker hat erzählt, der habe der Gumpertochter gehört.“
„Das war bestimmt ihr Bruder, diese Ausgeburt der Hölle!“, mischte sich Berta ein und ließ die Flasche Rum erneut kreisen. „Wer Tiere schändet, der tötet auch Menschen! Ihr werdet noch an meine Worte denken!“
„Aber wieso sollte er den Hund der eigenen Schwester umbringen?“
„Solche Menschen brauchen keinen besonderen Grund für ihre widerlichen Taten! Sie tun es aus reiner Mordgier! Es ist ein
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