Steinhauer, Franziska
klapperte, dachte er darüber nach, wie unterschiedlich die Natur seine Töchter doch ausgestattet hatte. Die eine zart, die andere kräftig und kämpferisch.
Ob Berta gar nicht bemerkte, dass sich das Dorf auf den eigenen Untergang zubewegte?
„Und nun? Vielleicht sollten wir Kevin doch einweihen.“
„Nein, bloß nicht!“, wehrte Mario ab.
„Nocturnus hat eine Vorahnung! Das muss doch nicht bedeuten, dass ihm tatsächlich etwas zustößt! Wir sollten Ruhe bewahren, auf mich wirkt er nicht krank.“
„Ach ja? Mensch, Julian! Denk doch mal nach! Wenn Nocturnus sich nicht sicher wäre, dass er in der nächsten Zeit stirbt, hätte er das Gespräch mit Phobius wohl kaum im Abstellraum geführt. Es ist der Raum unter unserem Zimmer, der Einzige, von dem aus wir hören konnten, was er mit den zwei anderen zu besprechen hatte!“
Julians Augen wurden vor Erstaunen rund. „Du meinst, er wollte, dass wir von seinen Plänen erfahren?“
„Bingo!“
Maja Klapproth telefonierte während des sanften Aufstiegs zu den Urlärchen.
Sie brauchte Bewegung.
„Wie du schon erwartet hast: Dr. Glück will die beiden jungen Männer so schnell wie möglich in Köln sehen“, fauchte Malte Paulsen aggressiv. „Er sieht dein Problem, warnt aber vor allzu viel Verständnis an falscher Stelle, besonders, solange du die Lage nicht mit letzter Sicherheit beurteilen kannst.“
„Sag mal , wieso bist du eigentlich so mies gelaunt?“
„Hast du gewusst, dass Babys ihren Eltern schon vor der Entbindung den Nachtschlaf rauben? Der Nachwuchs übt boxen. Und was man alles braucht! Mir kommt es so vor, als ginge ich nur noch mit Michaela einkaufen! Ich möchte nur wissen, wie meine Großeltern meine Eltern ohne all den Schnickschnack großziehen konnten!“
Klapproth lachte.
„Es gab Zeiten, da waren Eltern froh, wenn ihr Baby gesund geboren wurde. Heute muss es das richtige Geschlecht haben, die gewünschte Haarfarbe, und am liebsten wäre es manchen, es käme schon mit Abitur zur Welt. Ich habe neulich einen Bericht über pränatale Erziehung und Bildung gehört! Kaum zu glauben!“
„Ja, ja, lach du nur! Und die Kostümangelegenheit ist immer noch nicht abgeschlossen!“
„Da müsst ihr euch aber sputen, viel Zeit habt ihr dafür nicht mehr!“
„Apropos, willst du denn gar nicht zur Karnevalseröffnung gehen?“
„Nein, danke. Ich gehe traditionell an diesem Abend mit meiner Freundin ruhig und narrenfrei essen.“
Paulsen lachte leise. „Aha. Protesthaltung!“
„Sonst noch irgendwelche Neuigkeiten?“, fragte Klapproth, und Paulsens Gedanken kehrten zu ihrem aktuellen Fall zurück.
„Ja. Wir haben einen weiteren Zeugen für die Tatnacht aufgetrieben. Er hat den Mord selbst nicht beobachtet, doch auch ihm fielen drei junge Männer auf, die aus diesem Hinterhof traten.
Normalerweise trifft man dort nie auf jemanden, deshalb sah er etwas genauer hin. Es bleibt bei der Beschreibung, die wir schon kennen. Drei junge Männer, einer kräftig und untersetzt, zwei mit Anoraks, einer im Mantel, Mützen auf dem Kopf, die Kleidung war dunkel, wahrscheinlich schwarz.“
„Das hilft uns nicht wirklich weiter.“
„Auf dem Taschenmesser im Rucksack waren keine Fingerspuren von Manfred Krause zu finden. Das ist zumindest sonderbar. Und was noch merkwürdiger ist: Es gehörtMario Hilbrich. Yvonne Lichter hat es ihm geschenkt.“ Paulsen lachte leise. „Eine Rose und die Worte ,Eine echt scharfe Beziehung‘ hat sie in die Klinge eingravieren lassen! Sehr originell!“
„Mario Hilbrichs Messer? Wie ist Manfred Krause nur daran gekommen?“
„Es ist eine überraschende Information, das denke ich auch. Eigentlich ist nicht anzunehmen, dass die beiden sich kannten. Vielleicht hat es Krause zufällig irgendwo gefunden.“
„Und wie hat er es eingesteckt, wenn keine Fingerspuren darauf zu finden sind?“
„Maja, es ist Winter! Menschen, die nicht so sportlich sind wie du, frieren in dieser Jahreszeit! Sie tragen Handschuhe!“
„Wurden Handschuhe im Rucksack gefunden?“
„Das kläre ich noch“, versicherte Paulsen.
„Nocturnus wird nicht sehr überrascht sein, mich zu sehen. Ich bin sicher, er ahnt schon, wer ihm nachsetzt.“ Klapproths Gedanken kehrten zur Planung für den kommenden Morgen zurück.
„Tja, manche Frauen sind tatsächlich wie Kletten! Viel Erfolg morgen! Ich hoffe, du findest die beiden bei bester Gesundheit.“
„Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache, Malte, es ist, als wäre
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