Steinhauer, Franziska
des Alltags auf fremde Hilfe angewiesen ist!“
„Du hast nie gesagt, dass es dir unangenehm ist, von Tim Hilfe anzunehmen.“
„Es kostet Geld! Dieses rudimentäre Leben zu erhalten, ist so unglaublich teuer! Diese Gelder sollte man lieber in die Bildung von Kindern stecken, damit sie nicht so dumm sind und Drogen nehmen.“
Damit war das Gespräch beendet.
Fabian hatte aufgelegt.
Mario lag auf dem Rücken und starrte an die Decke. Bis zur Messe waren noch ein paar Stunden Zeit.
Er lauschte in sich hinein.
Dirk Stein war unglaublich wütend auf sie gewesen. Leider hatten sie ihn ziemlich lange warten lassen, aber es war gar nicht so einfach gewesen zu entscheiden, ob der Pfarrer nun tot war oder nicht. Als sie sich zum ersten Mal sicher waren, es geschafft zu haben, hatte Julian nach dem Puls ihres Opfers getastet.
„Es ist vorbei. Er ist tot.“
Doch kaum hatte er die Worte ausgesprochen, entrang sich der Brust des Pfarrers ein lautes Stöhnen.
Sie prügelten weiter auf ihn ein, und Mario hatte den Eindruck, niemand könne nach so vielen Schlägen auf den Kopf noch am Leben sein. Doch er täuschte sich.
Das Herz des Pfarrers schlug noch immer.
Nicht sehr kräftig, aber eindeutig.
Der Pfaffe hing am Leben!
Erst als das Hirn schon aus dem Schädel quoll, konnten sie keine Lebenszeichen mehr feststellen.
Mario spürte den Triumph noch immer.
Wieder hatten sie gesiegt – auch wenn Stein das ganz anders sehen wollte.
Der Kunstkritiker fuhr sofort los, kaum dass sie die Türen des Autos hinter sich zugeschlagen hatten.
Er schwieg die gesamte Strecke bis nach St. Gertraud. Doch er bebte am ganzen Körper, als würde er kurz vor einem Wutausbruch stehen.
Niemand sprach.
Als sie das Haus erreichten, nahm er ihnen wortlos die Rucksäcke und Skimasken ab. Danach deutete er mit seinem dicken Zeigefinger auf ihre Zimmerfenster.
Phobius nahm die Heimkehrer in Empfang und befahl eine gründliche Dusche.
Er fragte mit keinem Wort nach dem Erfolg ihres Einsatzes, sodass Mario davon ausging, Stein habe ihm über Handy schon von ihrem Ungehorsam berichtet.
Während die drei Jugendlichen sich gründlich reinigten, musste Phobius ihrer Kleider abgeholt haben, denn als sie sich abtrockneten, waren sie verschwunden. Mario bedauerte das sehr. Zum Glück war es ihm gelungen, seine Sweatjacke mit der Taschenlampe des Pfarrers rechtzeitig inSicherheit zu bringen. Er würde ab sofort von jedem seiner Opfer ein Erinnerungsstück mitnehmen.
Die Taschenlampe, dachte er, war eine wirklich gute Trophäe. Eine Mordwaffe!
Kaum waren sie echte Mitglieder geworden, hatten sie auch schon einen Pfarrer zur Strecke gebracht! Das war eine beachtliche Leistung. Nocturnus würde wohl kaum darüber nachdenken, sie für ihren Ungehorsam zu bestrafen, im Gegenteil, er wäre begeistert von der eiskalten Entschlossenheit, mit der sie vorgegangen waren. Da spielte es keine Rolle, dass sie sich den Anweisungen Steins widersetzt hatten. Sie, Julian und Mario, waren auserwählt – was war da schon ein Dirk Stein?
Ersetzbar!
„Ich weiß nicht, worüber du dich so ärgerst!“ Es war die Stimme von Nocturnus, die durch die Dielen nach oben in Marios Zimmer drang.
„Die drei haben diesen Pfarrer kaltblütig umgebracht. Und das, obwohl ich es ihnen untersagt hatte!“, empörte sich Dirk Stein. Der Kunstfachmann hatte sich wohl noch immer nicht beruhigt.
„Im Grunde regst du dich doch nur darüber auf, dass sie dir nicht gehorcht haben. Was soll schlimm daran sein, einen Pfarrer umzubringen? Es gibt sie massenhaft! Mal ganz abgesehen davon, dass sie genau das tun sollten: Zeugen beseitigen.“
„Wenn sie mit mir unterwegs sind, tun sie gefälligst, was ich ihnen sage!“, begehrte der andere auf. „Ganz abgesehen davon, dass sie uns damit in große Schwierigkeiten bringen können!“
„Ach was! Die überfallene Kapelle liegt in einem anderenTal! Weit genug weg von St. Gertraud. Niemand wird auch nur im Entferntesten auf den Gedanken kommen, dass wir etwas mit dem Einbruch zu tun haben könnten. Keine Sorge.“
„Keine Sorge? Wie soll ich mich nicht sorgen? Die drei saßen in meinem Auto – das ist jetzt sicher voller Blutflecken!“
„Lass die Sitze austauschen. Oder verbrenne den Wagen irgendwo. Aber nicht in Italien, vielleicht in Polen. Mit dem Verkauf der Kunstschätze kommt genug Geld rein. Du kannst es dir leisten.“
„Aber an den Kunstwerken klebt Blut! Das drückt den Preis und macht sie schwer verkäuflich“,
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