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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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irgendetwas komplett aus dem Ruder gelaufen. Ich kann es nicht erklären. Eigenartig und unheimlich.“ Ihr Gespräch mit Amalia wollte sie nicht erwähnen, Paulsen sollte nicht den Eindruck gewinnen, sie glaube an Wahrsagerei.
    „Ja, ich kann mir vorstellen, dass die ganze Atmosphäre im Ultental ein diffuses Gefühl von Unbehagen begünstigt.
    Aber morgen bist du ja wieder in Köln! Ach, Yvonne Lichter meinte übrigens, es sei zwecklos, Mario zur Rückkehr überreden zu wollen. Wenn Mario sich gedrängt fühle, erreiche man nur, dass er nicht einmal bereit wäre, die Angelegenheit noch einmal zu überdenken.“
    Die Urlärchen waren nicht halb so eindrucksvoll, wie sie erwartet hatte. Vom Blitzschlag in Mitleidenschaft gezogen und vom Alter gezeichnet, trotzten sie in einem umzäunten Areal dem rauen Klima.
    Eine Bildtafel informierte über die Bäume, und eine Zeitleiste bildete die historischen Ereignisse ab, die während der bisherigen Lebensspanne der Bäume stattgefunden hatten.
    Klapproths Handy rief sie in die Gegenwart zurück. „Köln rüstet für den Karneval!“, jammerte Fabian theatralisch.
    „Oh – das ist nicht das erste Mal, dass du diese Phase durchstehen musst! Sei tapfer!“
    „Willst du damit sagen, man könne als intelligenter Mensch die Mutation seiner Mitmenschen in hopsende und johlende Idioten überleben?“
    „Wenn man sich ein bisschen Mühe gibt, schon, Fabian!“
    „Aber das Schlimmste weißt du doch noch gar nicht! Ich musste diesem dekadenten Mann, der meine Pflege übernommen hat, versprechen, daran teilzunehmen! Er will mich wehrlosen Krüppel sonst verhungern lassen!“
    Das war hart. Klapproth grinste.
    „Tim möchte sich in den Trubel stürzen?“
    „Das wäre ja nun kein Problem. Nein! Er will mich mit in den Strudel der Verblödung reißen. Ich muss versuchen,mich dem zu entziehen! Vielleicht tauche ich ansonsten nie mehr daraus auf!“
    „Etwas mehr Optimismus, Fabian!“
    „Nein, da ist kein Platz für Optimismus.“ Fabians Stimme hatte jede Leichtigkeit verloren. „Warum sollte ich mich dem Ganzen aussetzen? Menschen sind mir zuwider, und in großen Ansammlungen finde ich sie geradezu unerträglich! Es ist typisch für diese Lebensform, dass sie sich extra Tage schafft, an denen Saufen und freier Sex ungestraft stattfinden können. Wäre ich der Geist des Winters und würde diese besoffenen und grölenden Kreaturen sehen, würde ich mich auch aus dem Staub machen. Das ist der Grund, warum es mit der Austreibung des Winters funktioniert.“
    „Schließ die Tür, schalte den Fernseher nicht ein, sieh nicht aus dem Fenster und lüfte nicht. So entgehst du dem Karneval, aber auch jeder Freude.“
    „Wie kannst du glauben, ich suche nach Freude? Das brauche ich nicht! Mir reicht ein Pfleger, der mir durch den Alltag hilft. Mehr Freude könnte ich gar nicht verkraften! Wann kommst du wieder zurück?“
    „Morgen.“
    „Dann fährst du sicher zu Veronika.“
    „Nein. Veronika ist aus dem Krankenhaus abgehauen.
    Sie will nicht therapiert werden.“
    „Oh, wie unfair. Noch jemand, der sich deinem lästigen Samaritertum widersetzt. Arme Maja!“
    Christian und Friedrich sitzen am Stammtisch und warten auf die anderen.
    „So eine hübsche Braut, nicht?“
    „Ja, stimmt. Aber der Bräutigam sieht auch schmuck aus!“, bekräftigt Friedrich.
    „Der Neue hat das ganz schön gemacht“, stellt Christian zufrieden fest. „Die Zeremonie war zwar ein bisschen anders, aber auch gut. Pfarrer Weißgerber – daran muss ich mich erst noch gewöhnen!“
    „Recht jung ist er noch, aber das wird die Zeit schon richten. Wie bei jedem von uns!“, gibt Friedrich abgeklärt zurück. „Er hat ein paar nette Dinge gesagt über den Alltag zu zweit und zu mehreren. Obwohl er das aus eigenem Erleben gar nicht kennt. Vielleicht klang deshalb auch alles so positiv.“
    Er zwinkert Christian zu.
    „Ja, ja, der gemeinsame Alltag ist meist kein Honigschlecken!“
    „Wenn wir nur wüssten, wer damals die Platzgrummer umgebracht hat! Aber so kannst du dir ja nie sicher sein, ob du nicht in eine Familie einheiratest, die einen Mörder in ihrer Mitte hat!“
    Beide nicken bedrückt.
    „Und nun, wo der Jakob verschwunden ist …“
    „Der glasklare Beweis für seine Schuld“, behauptet Matti, der gerade zu ihnen stößt. „Bei Nacht und Nebel! Das macht keiner, der unschuldig ist!“
    Dr. Gneis sitzt etwas abseits.
    Er bedauert, dass Jakob diese Entscheidung getroffen hat, aber er kann

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