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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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ganz schön kalt, muss ich auch sagen. Für Ende Oktober. Da habe ich schon viel wärmere Jahre erlebt. Unsereins ist ja daran gewöhnt, aber solch behütete Bürschchen wie ihr, die frieren da natürlich. Im letzten Jahr war es um diese Zeit noch so warm, dass man im Freien übernachten konnte. Daran ist im Moment gar nicht zu denken! Da wärst du am nächsten Morgen tiefgekühlt oder tot!“
    Als sie den Hinterhof erreicht hatten, machten sie es sich in einer windgeschützten Ecke auf ein paar Holzkisten bequem. Mario öffnete, wegen der Handschuhe etwas ungeschickt, den Rucksack und entnahm ihm drei Dosen Bier und eine Flasche Wodka.
    Der Blick des Fremden bekam etwas Gieriges.
    Kevin Baumeister lauerte hinter einem Müllcontainer an der Ecke und beobachtete, wie die beiden vorgingen.
    „Wisst ihr, ich habe nicht immer so gelebt. Meine Frau und mein kleines Mädchen kamen vor drei Jahren durch einen Unfall ums Leben. Der Mörder beging Fahrerflucht. Man hat ihn bis heute nicht geschnappt! Damals habe ich mit der Sauferei angefangen – und zwar richtig. Aber als Lehrer kannst du nicht besoffen zur Arbeit erscheinen – rumms, war ich meinen Job los.“
    Er zog den Dosenring zurück. Zischend entwich die Kohlensäure, und eine kleine Schaumkrone bildete sich auf dem Metall.
    „Lasst uns also auf eure bestandene Prüfung anstoßen!“, rief ihr Begleiter fröhlich.
    Überrascht vom unerwarteten Stimmungsumschwung des Mannes, stießen die beiden Freunde mit ihm an.
    „Na, was dagegen, wenn wir dein Bier geschmacklichetwas aufpeppen?“ Julian drehte die knackende Verschlusskappe der Wodkaflasche auf.
    Nach dem zehnten großzügigen Schuss Wodka in das Bier des Fremden zog Mario sich in einen finsteren Winkel des Hofs zurück, während Julian dem anderen erneut das Bier auffüllte.
    „Dein Freund hat wohl ’ne schwache Blase, was?“, kicherte der Fremde.
    „Nein! Hat er nicht!“ Mario schlug überraschend mit einer kurzen Holzlatte kraftvoll zu, während Julian auf die Beine sprang und dem überrumpelten Mann mit Macht zwischen die Beine trat. Aufjaulend kippte der Obdachlose zur Seite, die Dose schepperte auf den Boden, und gluckernd lief das Bier auf den Asphalt.
    „Nimm! Nimm! Nimm!“, ungehemmt trat Julian immer wieder zu, und Mario schmetterte seine Holzlatte ohne Gnade unzählige Male auf das sich windende Opfer, drosch rücksichtslos zu. Bald schon hatte er das Gefühl, seine Arme arbeiteten losgelöst von seinem Denken. Sie holten aus, prügelten auf den längst Wehrlosen ein, holten wieder aus. Mario brach der Schweiß aus. Rinnsale rannen ihm den Hals und den Rücken hinab. Die Ärmel des Pullovers klebten ihm an der Haut, sogar die Jeans wurde klamm. Doch selbst als ihm der Atem knapp wurde, ließ er die Latte wieder und wieder niedersausen. Der Mann schrie laut um Hilfe und versuchte aus ihrem Blickfeld zu robben. Doch die beiden Angreifer setzten ihm nach. Johlend trat Julian gegen den Kopf des Mannes. Mario wertete das als Aufforderung und schlug die Latte krachend gegen den Schädel. Aus dem Schreien war längst ein verzweifeltes Wimmern geworden. Das Opfer versuchte seinen Kopf zu schützen, war aber offensichtlich nicht mehr in der Lage,seine Arme weit genug zu heben. Blut nässte den Boden und machte ihn glitschig.
    „Mann! Der blutet ja wie ein Schwein!“ Julian stimmte ein Triumphgeheul an und trat ein weiteres Mal gegen den ungeschützten Kopf des Fremden.
    „Dieses Schwein! Wir werden dafür sorgen, dass er ewig an uns denken wird. Dieser Loser! Kriegt sein Leben nicht auf die Reihe und lässt sich von der Gemeinschaft aushalten! Und ersäuft noch im Selbstmitleid! Widerliche, schwache Kreatur!“, grölte Mario und hieb mit aller Kraft auf die Körpermitte des Mannes ein. Es gab ein dumpfes Geräusch – doch der Obdachlose reagierte nicht mehr.
    „Schwächling!“, zischte Julian. „Weichei!“, setzte Mario hinzu und spuckte auf den Wehrlosen.
    Kevin Baumeister kauerte in seinem Versteck und hielt den Atem an.
    Was für eine entfesselte Aggression! Wer hätte gedacht, dass die beiden sich so entwickeln würden?
    Sollte er eingreifen oder sie gewähren lassen?
    „Du Schmarotzer!“, unterbrach Marios Stimme seine Überlegungen. „Wir werden dich töten! Du bist unsere erste Eintrittskarte in Satans Reich!“, kreischte der junge Mann hysterisch.
    Damit war die Entscheidung für Kevin Baumeister gefallen.
    „Halt!“, gebot er den beiden Schlägern.
    Mario senkte die Latte, die

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