Steinhauer, Franziska
entlassen zu werden. Mit Mario und Julian haben wir nun endlich zwei Mitglieder, die alles für die Kinder Lucifers tun werden, ohne lästige Hemmungen!“
„Es gibt noch etwas, das du nicht weißt. Der Obdachlose ist tot.“
„Sie haben ihn also doch getötet?“
„Auf dem Rückweg wollte ich mich davon überzeugen, dass er fort ist. War er aber nicht. Er lag dort, wo wir ihnverlassen hatten. Morgen früh werden sie es aus der Zeitung erfahren oder im Radio hören. Was tun wir, wenn sie sich dann jemandem anvertrauen?“
„Nichts. Es gibt keine Verbindung zu uns, die sich beweisen ließe. Die beiden waren Anwärter und tragen noch nicht einmal den Ring. Vielleicht wird diese Frau Klapproth wieder bei uns vorbeischauen. Aber es wird so ausgehen wie immer.“
Kevin Baumeister schwieg lange. Dann sagte er plötzlich laut:
„Wenn dir ihre Taten von heute Nacht wegweisend und begeisternd erscheinen, sollten wir sie bei uns einquartieren und intensiv mit ihnen arbeiten.“
Nocturnus nickte bedächtig.
„Es gibt für sie kein Zurück mehr, und das wissen sie auch!“
„Die Maria Gumper ist wieder zu Hause. Sie wurde heute morgen aus dem Krankenhaus entlassen“, verkündet Marlies, als sie nach dem Gottesdienst auf Julia trifft.
„Das ist ja wunderbar! Dann geht es ihr also besser!“, freut sich die junge Frau des Bäckers. „Und für die Kinder ist es auch gut, wenn die Mutter wieder da ist!“
„Ich glaube nicht, dass die Ärzte sie entlassen haben, weil es ihr besser geht. Berta erzählt, Maria sei zum Sterben nach Hause zurückgekehrt!“
„Wie entsetzlich! Die gute Seele! Und die armen Kinderchen! Es ist schwer, in diesem Alter die Mutter zu verlieren!“ Julias Augen füllen sich mit Tränen.
„Berta bleibt jedenfalls noch auf dem Gumperhof und sieht nach dem Rechten. Die Arbeit muss ja gemacht werden. Und der Jakob ist wohl so mitgenommen, dass er nicht mehr alles erledigen kann. Bloß gut, dass die Gumpers nur noch wenig Vieh haben.“
„Ach, die Berta schafft das schon. Ist ja gut, wenn man in solchen Krisensituationen so eine starke Frau in der Familie hat. Maria hat sich ja schon immer auf ihre große Schwester verlassen können!“
„Der Peter doch auch. In gewisser Weise ist es ein Glück, dass die Berta kein solcher Männerschwarm geworden ist wie die Maria. Stell dir nur mal vor, jemand hätte sie weggeheiratet! Wie hätte ihr Vater dann den Hof bewirtschaften sollen? Der kommt doch bis heute nicht alleine klar!“, stellt Marlies fest.
„Da hast du Recht, und die Berta ist irgendwie in diese Rolle hineingewachsen. Ihr Leben spielt sich hier ab. Solche Flausen wie ein Studium in Bozen oder eine Ausbildung in Österreich sind ihr nie in den Sinn gekommen.“
„Ja, die Berta ist eben bodenständig. Bei Maria war das etwas anderes. So eine Frau musst du frei lassen, sie ist wie ein zarter Vogel. Tja, und dann kommt sie auch mit einem Ehemann zurück, einem, den man vorzeigen kann.“
Julia glaubt unterschwelligen Neid aus Marlies’ Worten herauszuhören. Na, wie ein Adonis sah deren Mann ja nun wirklich nicht aus, aber den Vergleich zu vielen anderen im Dorf brauchte er auch nicht zu scheuen. „Vielleicht bist du zu anspruchsvoll“, antwortete sie nach kurzem Zögern.
„Vor Berta haben die Männer Angst!“, meint sie dann, als die andere nur grämlich zu Boden sieht.
„Das ist nicht das Schlechteste!“, kichert Marlies albern.
„Du verwechselst das jetzt mit Respekt! Respekt und Liebe –
das geht –, aber Angst und Liebe? Das funktioniert nicht! Wenn du einen findest, der dich aus Angst liebt, dann ist das ein Fall für den Psychiater und kein Mann fürs Leben!“
„Eigentlich habe ich auch nicht den Eindruck, der Berta fehle es an irgendetwas. Ihr Vater liebt sie, ihre Schwester auch. Sie wird gebraucht!“
„Peter nutzt seine Tochter nur aus. Das hat er immer schon getan. Und Berta versucht, es ihm recht zu machen. Heiko und Helene gehen ihrer Tante aus dem Weg. Und Maria? Maria hat Berta noch nie geliebt! Sie hat sie gebraucht, aber das ist etwas ganz anderes. Und sie lebte schließlich ihr eigenes Leben, bis sie nun diese heimtückische Krankheit bekam. Das kann nicht ganz spurlos an Berta vorbeigegangen sein. Sie weiß, dass sie bis ans Ende ihrer Tage an Vater und Hof gekettet bleibt“, meint Julia und empfindet fast so etwas wie Mitleid mit Berta Pumpa.
„Wenn sie nur etwas mehr von Marias sanftem Wesen hätte! Dann würde so mancher ihre Größe
Weitere Kostenlose Bücher