Steinhauer, Franziska
entrüstete sich die Mutter.
„Kümmere dich einfach nicht um die Nebengeräusche! Auch Leute, die bei der Polizei arbeiten, müssen gelegentlich etwas essen! Fabian ist nun mal nicht der Typ, der sich eine rosarote Brille aufsetzen lässt! Er analysiert seine Situation kritisch, und seine Bilanz fällt an manchen Tagen negativaus. Aber er hat nie genug Medikamente, um sich ernsthaft etwas anzutun. Tim passt auf!“
„Tim passt auf! Prima! Hättest du damals besser aufgepasst, wäre das mit Fabian gar nicht erst passiert! Du und deine Freundinnen! Drogen, Alkohol und Partys! Rumgehurt habt ihr und euch zugedröhnt, weil ihr es euch leicht machen wolltet! Euch der Verantwortung des Lebens zu stellen stand nicht zur Debatte!“
„Lass das Mutter!“, drohte Maja Klapproth.
„Ja, das möchtest du nicht hören! Schon damals hast du so getan, als ginge Fabians ,Unfall‘ nicht auf dein Konto! Ein so intelligenter und gut aussehender junger Mann! Eine strahlende Zukunft hatte er vor sich! Und du fütterst ihn mit deinem Giftzeug!“ Die Stimme ihrer Mutter überschlug sich.
Immer wieder die alte Diskussion!
Als würde sie sich nicht jeden Tag selbst Vorwürfe machen!
Die Eier waren fertig, und Maja zog die Pfanne vom Herd.
„Lass mich mit deinen Vorwürfen in Frieden, Mutter!“, protestierte sie schwach, „Fabian war damals kein Baby mehr. Außerdem hast du ihn mit deiner drogenabhängigen Tochter allein zu Hause gelassen, um den Abend mit deiner Freundin im Kino zu verbringen! Du wusstest, dass Vater arbeiten musste.“
Schon während sie die Worte ins Telefon spie, war ihr bewusst, dass sie unfair war.
Ihre Mutter schluchzte.
„Es tut mir leid! Das war gemein von mir! Ich bin müde, der Tag war anstrengend, und gegessen habe ich auch noch nichts. Lass uns ein andermal in Ruhe darüber reden.“
Als sie später lustlos in ihrem Ei herumstocherte, ärgerte sie sich noch immer darüber, dass Gespräche mit ihrer Mutter stets dazu führten, dass sie sich noch schlechter fühlte.
„Scheiße!“, fluchte sie herzhaft.
Nocturnus erwartete Baumeisters Bericht.
Endlich vernahm er das bekannte Klopfen an der Tür. „Komm rein!“
Er sah sofort, dass irgendetwas schiefgelaufen war. Kevin brachte mit Sicherheit keine guten Nachrichten! Der Betreuer zitterte vor Erregung, sein Gesicht war aschfahl, die Hände blutig.
„Was ist passiert? Musstest du eingreifen?“
„Ja. Das musste ich tatsächlich.“
Nocturnus griff nach Jeffrey Dahmer und streichelte über das seidige Fell des Kartäusers.
„So habe ich also zu große Erwartungen in die beiden gesetzt“, murmelte der Leiter der Gruppe enttäuscht.
„Nein, Nocturnus. Durchaus nicht. Sie haben sich erfolgreich ein Opfer gesucht. Keinen Schwächling, sondern einen großen, stattlichen Mann. Sie sprachen ihn an, lockten ihn in eine stille Gegend. Ganz wie geplant. Dort haben sie dann die geforderte Aktion durchgeführt.“ Der Betreuer bemühte sich um eine präzise Zusammenfassung.
Nocturnus war für einen Moment erleichtert. Dann warf er Baumeister einen kritischen Blick zu.
„Dennoch sehe ich dir an, dass etwas nicht nach Plan verlief.“ Eine neue Sorge erfasste ihn. „Die beiden wurden doch nicht etwa von der Polizei verhaftet?“
„Nein. Es besteht kein Grund, sich wegen der Polizei Sorgen zu machen. Nein. Die beiden schlugen den Mann, tanzten und johlten um ihn herum, traten ihn. Prügeltenhemmungslos auf ihn ein, schlugen ihm auf den Kopf. Bis ich eingriff. Schließlich lautete der Auftrag verletzen, nicht töten. Ich wies sie an, ihre Sachen mitzunehmen, und führte sie in den Park. Und Nocturnus – sie waren wütend auf mich. Wütend, weil ich ihnen nicht erlaubt habe, den Mann zu töten.“
Nocturnus beugte sich vor und sah Kevin direkt in die Augen.
„Sie haben also beim Prügeln noch nicht den richtigen Kick erfahren? Sie wollten mehr. Das klingt gut!“, stellte Nocturnus begeistert fest.
„Sie waren direkt beleidigt!“, bestätigte der Berichterstatter.
„Wunderbar!“
Kevin Baumeister sah seinen Führer mit Befremden an. „Die beiden sind Psychopathen. Wir müssen sie eng führen, sonst gefährden sie die Organisation.“
„Ich hoffte, dass es so kommen würde. Man konnte ihre Wut und ihren Hass spüren, wenn man nur neben ihnen stand. Du musst es doch auch bemerkt haben!“ Nocturnus’ Augen leuchteten vor Begeisterung.
Kevin nickte.
„Siehst du, etwas in ihnen wartete nur darauf, entfesselt und in die Freiheit
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