Steinhauer, Franziska
Welt, der meine Handynummer kennt.“
Er küsste sie wieder und spürte, wie sie sich in seinen Armen etwas entspannte.
„Das Bild, das man über uns in der Öffentlichkeit entwirft, ist überwiegend falsch. Es geht im Wesentlichen darum, dass du dich im Leben behaupten kannst und dir von niemandem die Butter vom Brot nehmen lässt. Dabei wollen dir die Kinder Lucifers helfen. Wir stehen zusammen und bieten uns gegenseitig Unterstützung. Und mehr als das …“
Er fischte einen kleinen Gegenstand aus seiner Jeans. Rasch streifte er ihr einen Ring mit einem funkelnden roten Stein über den Ringfinger.
„Mario!“
„Die Kinder Lucifers sorgen für ihre Mitglieder! Und du musst nicht darum betteln, sondern es ist ganz selbstverständlich, sie bedanken sich bei denen, die erfolgreich sind.“
„Und was ist mit freier Liebe und hemmungslosem Sex bei orgiastischen Feiern?“, fragte Yvonne leise und drückte ihr Gesicht fest an seine Brust, damit er die verlegene Röte, die ihre Wangen überzog, nicht sehen konnte. Sie strich über seinen Rücken und spürte die Narben unter seinem Hemd.
Sein Vater, dachte sie zornig, war wirklich ein brutales Schwein!
Sie bewunderte Mario, weil er beim letzten Mal zurückgeschlagen hatte.
„Ach, Yvonne!“ Er drückte seine Lippen auf ihren Scheitel und tastete mit den Händen suchend über ihren Körper. Wie selbstverständlich fanden sie unter ihren Pullover und lösten die Haken des BHs an ihrem Rücken.
„Frei sein heißt in diesem Fall, wirklich frei in seiner Wahl zu sein. Wer treu sein will, der kann das bleiben! Es gibt viele monogame Satansanhänger“, murmelte er, während er am Knopf ihrer Jeans nestelte. „Ich bin eben der treue Typ!“
„Einen anderen Typen will ich auch nicht!“, lachte Yvonne erleichtert, „und wenn es gar nicht anders geht, werde ich auch ein Kind Lucifers!“
„Macht es so, dass er morgen eine große Presse hat!“ Nocturnus’ Worte hallten in Julians Kopf nach.
„Er wollte, dass wir es spektakulär aussehen lassen“, sagte er, und Mario nickte.
„Das kriegen wir schon hin, wenn wir denn erst mal einen gefunden haben.“ Der junge Mann sah sich um. „Ich bin Warrior und du bist Meneater. Wir haben so etwas schon zigmal gemacht.“
Es schien fast, als seien sie heute die Einzigen, die bei diesem Wetter unterwegs waren.
„Also gut – lass uns am Bahnhof nachsehen“, forderte Julian, und Mario folgte ihm bereitwillig.
Er fror und zog den Reißverschluss seiner Jacke noch ein Stück höher.
Julians Hand packte ihn hart am Oberarm.
„Da!“, flüsterte er aufgeregt und zeigte auf einen Schatten, der an einem Hauseingang lehnte.
„Das ist vielleicht gar keiner“, gab Mario ebenso leise zurück, „der pinkelt vielleicht nur oder wartet auf seinen Dealer.“
„Gehen wir einfach an ihm vorbei. Dann sehen wir ja, mit wem wir es zu tun haben.“
Das Ergebnis fiel eindeutig aus.
Sie machten an der nächsten Ecke kehrt und kamen zurück.
„Hey – Lust auf’n Bier mit Schuss?“
Misstrauen schlich sich in die Augen des Angesprochenen.
„Im Prinzip schon. Was soll ich dafür tun?“
Julian taxierte den Fremden. Er war circa einsneunzig groß, und seine Kleidung ließ darauf schließen, dass er schon bessere Tage gesehen hatte. Seine graubraunen, verfilzten Haare fielen ihm bis auf die Schultern, die Finger waren vom Tabak verfärbt. Im Schein der Straßenlaterne zeichneten sich deutlich muskulöse Oberarme unter seiner zerschlissenen Jacke ab. Mit diesem Opfer würden sie es nicht leicht haben – nicht einmal zu zweit –, zumindest nicht, solange er einen niedrigen Alkoholspiegel hatte.
„Nichts musst du dafür tun! Wir sind einfach nur zwei nette Jungs, die was zu feiern haben. Prüfung bestanden! Vielleicht willst du ja ein bisschen mitfeiern.“
Das Gesicht des Mannes entspannte sich, und ein Lächeln, das eigenartig ungeübt wirkte, machte seine Züge freundlicher.
„Gut, dann bin ich dabei! Was für eine Prüfung war das denn? Was Schulisches?“
„Nee, sagen wir mal, ein Pflock auf dem Weg in die Zukunft konnte eingeschlagen werden. Hier ist es ziemlich zugig. Kennst du vielleicht einen Ort, wo es gemütlicher ist?“
„Klar, gar nicht weit von hier. Am Ende der Straße. Da gibt es einen Hinterhof, wo man sich ungestört unterhalten kann. In den Häusern drum herum wohnt keiner mehr. Abrissgebiet.“
Arglos wies er ihnen den Weg.
Unterwegs streiften sich die Freunde Handschuhe über. „Schon
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