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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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weit es vom Ultnerhof entfernt war.
    Genau einhundertdrei Schritte.

11
    „Warrior!“, starke Hände packten ihn an den Oberarmen und zogen ihn hinter eine Tür.
    „Hunter!“
    „Lass uns mal aus der Schusslinie verschwinden!“ Hunter führte ihn in einen Kellerraum unter dem Gebäude.
    „Heh, ich wusste nicht einmal, dass es hier einen Keller gibt! Jetzt ist mir auch klar, wo McDeath seinen Clan immer versteckt hat! Kein Wunder, dass die unbemerkt eindringen konnten – die waren schon drin!“ Warrior sah sich beeindruckt um.
    „Warrior, heute Abend ist es so weit! Nocturnus hat einen Sonderauftrag für Meneater und dich.“
    Warrior konnte mit seinem Avatar Gefühlsregungen nicht so deutlich zum Ausdruck bringen. Das war ihm bei der Zusammenstellung von dessen Eigenschaften nicht so wichtig gewesen. Ihm war es ganz im Gegenteil möglichst wichtig gewesen, unemotional zu erscheinen, das steigerte die Bedrohlichkeit. Nun bedauerte er es. Er hätte Hunter gerne gezeigt, wie begeistert er war.
    „Was sollen wir tun?“
    „Du willst WAS tun?“, fragte Yvonne gedehnt und starrte ihren Freund ungläubig an.
    „Du hast schon richtig verstanden. Wir sind unserem Sektenführer aufgefallen, und er hat angeboten, uns speziellzu fördern, damit wir zügig die Mitgliedschaft ersten Grades bei den Kindern Lucifers erreichen.“ Begeisterung funkelte in Marios Augen.
    „Satanismus ist doch bisher nie von Bedeutung für dich gewesen, was ist denn so toll daran?“
    „Da begegnest du endlich Leuten, die dich ernst nehmen, denen deine Ansichten wichtig sind, die dir mit Respekt begegnen. Ich weiß eigentlich erst jetzt, was das genau bedeutet. Niemand bei uns in der Gruppe würde es wagen, unserem Führer gegenüber respektlos aufzutreten – das beeindruckt mich. Außerdem sind es ja keine blutsaugenden Monster!“
    Er küsste sie sanft.
    „Satan ist der wahre Schöpfer der Welt. Ihm unterwirft sich alles Leben! Nocturnus spricht immer davon, dass ohnehin jeder in die Hölle kommt, weil wir nach kirchlicher Auffassung schon belastet geboren werden. Und wenn wir die Erbsünde eh nicht abschütteln können, stellt sich doch nur noch die Frage, wie komfortabel man nach dem Tod in der Hölle leben kann. Wir, die wir den wahren Schöpfer verehren, können uns selbstverständlich auf eine bevorzugte Behandlung freuen. Du musst zeigen, dass du wirklich an dir gearbeitet hast und bereit bist, dort aufgenommen zu werden. Was sollen sie auch mit jemandem, der nicht nach den Regeln zu leben gelernt hat?“
    „Nun, die christliche Kirche gibt jedem eine neue Chance.“
    „Nein, sie nimmt den Menschen jede Chance. Sie hält sie in Abhängigkeit, macht sie klein und schwach, beutet sie aus. Eine Chance auf Leben geben sie dir nicht – nur auf Existenz. Wir aber leben!“Yvonne war der neue Mario manchmal unheimlich, aber die Stärke, die er neuerdings ausstrahlte, machte ihn auch interessant.
    „Die Kinder Lucifers beobachten mich, kritisieren, wo nötig, sparen aber auch nicht mit Lob. Zum ersten Mal in meinem Leben interessiert sich jemand für das, was ich tue, denke, plane. Meinen Eltern waren meine privaten Belange doch vollkommen gleichgültig – bei ihnen dreht sich doch alles nur um die Frage, inwieweit ich sie entlasten kann. Bei den Kindern Lucifers ist es dagegen wie in einer perfekten Familie: Da wirst du angeleitet, aber nicht grundlos bestraft oder unterdrückt. Es gibt nur dann eine Strafe, wenn du sie verdient hast. Aber das ist schließlich nachvollziehbar.“
    Yvonne sah ein, dass sie Mario im Moment mit ihren Einwänden nicht erreichen konnte. Abgesehen davon musste sie einräumen, kam ihr nicht alles von dem, was er ihr erklärte, falsch vor.
    „Und was wird aus uns, Mario?“, fragte sie mit tränenerstickter Stimme.
    Mario zog sie an sich und küsste sie innig.
    „Wenn du auch ein Kind Lucifers werden würdest, wäre alles leichter“, er küsste sie erneut, um ihren Protest zu ersticken, „aber ich weiß, dass du das nicht möchtest – zumindest jetzt noch nicht. Es gibt außerdem keine Regel, die mir verbietet, dich weiter zu treffen, zu lieben und mit dir glücklich zu sein.“
    „Mario, ich habe Angst, dass diese neue ,Familie‘ dich auffressen wird.“
    „Nein, das wird nicht passieren. Unsere Liebe ist etwas ganz Besonderes. Die kann nicht gefressen werden – niemals! Du bist diejenige, mit der ich alle Geheimnisse teile.“Mario lachte leise. „Und neben Julian der einzige Mensch auf der

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