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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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Geschwistern war keine Aussage zu bekommen, und die Mutter behauptete, sich den Zustand ihres Sohnes nicht erklären zu können. Die Streife brachte Mario Hilbrich in die Notaufnahme.“
    „Und wurde nach dem Vater gesucht? Nach Lage der Dinge war doch offensichtlich, was in der Wohnung vorgefallen war.“ Klapproth waren solche Schicksale nicht fremd. Wut und Empörung stiegen in ihr auf. Wie konnte es sein, dass alle wussten, was in dieser Familie geschah, aber niemand bereit war, etwas dagegen zu unternehmen?
    „Die Nachbarn gaben an, der Vater habe kurz vor Eintreffen der Polizei das Haus verlassen. Er blieb zunächst unauffindbar. Der Arzt in der Notaufnahme diagnostizierte multiple Verletzungen durch Einwirkung stumpfer Gewalt. Die Platzwunden wurden genäht, die Prellungen musste der Junge aushalten. Eisbeutel sollten ein weiteres Anschwellen verhindern – besonders im Gesicht, an Kinn und Jochbeinen, beim Röntgen ergab sich kein Hinweis aufKnochenbrüche. Zur Sicherheit behielt man den Jungen jedoch über Nacht da. Bei der Befragung gab Mario an, er habe mit dem Skateboard die Treppe hinunterzufahren versucht und sei dabei schwer gestürzt, habe sich das Board in den Magen gerammt und den Kopf mehrfach an den Stufen sowie am Geländer angeschlagen. Streit habe es gegeben – aber nur, weil sein Vater ihm seinen Leichtsinn vorgehalten hätte.“
    „Gut, er war also eingeschüchtert. Traute sich nicht, seinen Vater anzuzeigen. Aber ermittelt wurde doch wohl trotzdem gegen ihn?“, fragte Klapproth und kannte die niederschmetternde Antwort bereits.
    „Nein. Der Vater gab an, er sei aus dem Haus gestürmt, um in der Arztpraxis drei Blocks weiter Hilfe zu holen. Er bestätigte die Unfallversion, die wahrscheinlich unter den Beteiligten abgesprochen worden war. Der Polizei und uns blieb keine Handhabe gegen die Familie. So kehrte Mario nach seiner Entlassung wieder zu seinen Eltern zurück, und alles blieb beim Alten.“
    „Gibt es einen Bericht des Sachbearbeiters, der mit Mario gesprochen hat?“, fragte Paulsen.
    „Ja, selbstverständlich. Der zuständige Sachbearbeiter war ich. Mario hat damals einen sehr deprimierten und verstörten Eindruck auf mich gemacht. Ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit ging von ihm aus. Doch er blieb eisern bei seiner Skateboardgeschichte. Wir hatten keine Möglichkeit, zu intervenieren.“
    „Haben Sie denn das Board bei Mario Hilbrich gefunden?“, fragte Klapproth nach, und Marita Wolf begann sich nervös auf ihrem Stuhl zu winden.
    „Nein. Nicht direkt. Er hat damals ausgesagt, er sei mit einem Kumpel zusammen gewesen, und der habe das Boardmitgenommen und versteckt, damit Marios Vater es nach dem schweren Sturz nicht konfiszieren konnte. Dabei blieb er konsequent. Den Namen des Freundes wollte er nicht nennen, das habe er ihm versprochen, sonst bekäme der Kumpel Schwierigkeiten mit seinen Eltern. Wenn in solch einer Situation keiner den Mund aufmacht und die Wahrheit sagt, kann ich auch nicht eingreifen!“
    „Wurde wenigstens ein klärendes Dreiergespräch geführt?“ Klapproth zwang sich zur Ruhe, obwohl kalte Wut in ihr tobte.
    „Ein Termin war anberaumt, ein zweiter auch, nachdem der erste nicht zustande gekommen war. Doch auch zum Ersatztermin kam die Familie nicht. So waren wir gezwungen, die Angelegenheit ruhen zu lassen.“
    „Weitere Anzeigen aus der Nachbarschaft gab es demnach nicht“, stellte Paulsen fest.
    „Keine, die uns einen Anlass geboten hätte, aktiv zu werden. Es löste sich alles immer in nichts auf.“
    Marita Wolf spürte das Unverständnis, das ihr vonseiten der Ermittler entgegenschlug, und versuchte die Vorgehensweise des Amtes zu rechtfertigen.
    „Kinder fallen nun mal! Jungs stürzen mit ihren Skateboards! Manchmal sogar schwer! Nicht jede Platzwunde stammt von einem brutalen Schlag durch die Erziehungsberechtigten! Wir bewegen uns hier in einem sehr sensiblen Bereich, da reicht es nicht, den Vater unsympathisch und die Mutter widerlich zu finden! Beweise sind das Einzige, was zählt! Und wenn sich keiner der Betroffenen bereit erklärt, die Wahrheit zu erzählen, wird es für uns schwierig. Denken Sie nur an die vielen Verdachtsfälle auf Kindesmissbrauch, die sich im Nachhinein als falsch erweisen! Durch voreilige Maßnahmen kann dieFamilie eventuell schon zerrüttet sein, bevor überhaupt geklärt ist, ob der Vater zu Recht oder zu Unrecht beschuldigt wurde!“
    Paulsen ordnete sich auf dem Weg zu Lucifers Kindern auf die rechte

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