Steinhauer, Franziska
beseitigt. Wenn ihm dabei allerdings ein Fehler unterlaufen war, könnten ihnen daraus große Schwierigkeiten erwachsen, die das gesamte Projekt womöglich gefährdeten.
Musste er wirklich davon ausgehen, dass Kevin, sein Mann für besonders heikle Aufgaben, diesmal etwas übersehen hatte?
Die Kamera über der Eingangstür erfasste die Gesichter der beiden Kriminalisten, bevor sie klingelten. Sie wirkten angespannt, dachte er, gereizter und gestresster jedenfalls als beim letzten Mal. Er würde ihnen persönlich öffnen. Besser, er sprach sofort mit ihnen, als den beiden Gelegenheit zu geben, das ganze Haus aufzuscheuchen.
Es war gut, dass Lucifers Kinder Köln endlich aufgaben! Auf der Treppe lief ihm Kevin in die Arme.
„Da klingelt die Polizei. Hast du bei der Aktion irgendetwas übersehen?“
Kevin schüttelte den Kopf. „Nein.“
„Gut. Dann bring die beiden Jungs in Sicherheit, sofort!
Verständige auf deinem Weg Dirk Stein. Sag nur, die Polizei ist da, dann weiß er, was zu tun ist.“
Kevin Baumeister wandte sich um und verschwand geräuschlos.
„Oh, Sie schon wieder!“, begrüßte Nocturnus Klapproth und Paulsen unfreundlich. „Womit kann ich diesmal dienen?“
„Guten Morgen. Wir suchen zwei Jugendliche, die von ihren Familien schmerzlich vermisst werden.“ Maja Klapproth sprach betont laut, damit sich die beiden, sollten sie irgendwo im Haus gefangen gehalten werden, bemerkbarmachen konnten – oder zumindest hörten, dass man nach ihnen fahndete.
„Neulich suchten Sie nach einem Baby, jetzt nach zwei Jugendlichen. Was glauben Sie, betreiben wir hier? Ein Jugendlager? Einen Kindergarten? Eine Krabbelstube?“
„Die Situation mag Ihnen vielleicht witzig vorkommen, aber die beiden Jungs sind noch minderjährig. Sollte ich auch nur den geringsten Hinweis darauf finden, dass Sie und die Kinder Lucifers mit dem Verschwinden der beiden zu tun haben, wird Sie auch der beste Anwalt nicht mehr aus den Schwierigkeiten herausboxen können, in denen Sie dann stecken.“
Nocturnus zeigte sichtbar seine Empörung über diese neuerliche Unterstellung, während sich gleichzeitig eine gewisse Erleichterung in ihm breitmachte. Die Polizei hatte also keinen Zusammenhang zwischen dem getöteten Obdachlosen und den beiden so außerordentlich begabten Freunden herstellen können. Gut. Den Rest würde Kevin wohl schon erledigt haben.
„Mein Haus steht Ihnen offen!“ Nocturnus breitete einladend seine Arme aus und forderte Klapproth und Paulsen auf, einzutreten.
„Malte, sieh dich im ganzen Gebäude gründlich um“, wies die Hauptkommissarin ihren Kollegen an, ehe sie sich wieder Nocturnus zuwandte. „Und an Sie hätte ich noch ein paar Fragen.“
„Aber gerne. Sehen Sie sich ruhig alles an. Sie haben sicher einen Durchsuchungsbeschluss?“, lächelte Nocturnus gallig.
„Gefahr im Verzug“, lächelte Klapproth zurück. „Wir fahnden nach zwei Jugendlichen, die mit Ihrer Sekte in engem Kontakt stehen sollen.“
„Na, wenn Sie das so sehen wollen. Folgen Sie mir“, bemerkte Nocturnus und wies auf eine Tür im Erdgeschoss. „Dort sind wir ungestört.“
Malte Paulsen lief derweil die Treppe hoch. Die Schlafräume lagen im ersten Obergeschoss. Dort wollte er mit der Suche beginnen.
Nocturnus führte Maja Klapproth in ein kleines Zimmer, dessen Wände blutrot gestrichen waren. Das schwarze Ledermobiliar und der gläserne Couchtisch sorgten dennoch für eine sachliche Atmosphäre.
„Nehmen Sie Platz!“
Klapproth folgte der Aufforderung und setzte sich auf die Couch, während Nocturnus einen der Sessel wählte, die direkt unter einem großformatigen Gemälde standen, das offensichtlich Szenen aus dem Leben in der Hölle zeigte. Einige Menschen wurden in Kesseln gekocht, ihre Münder hatten sich zum Schrei weit geöffnet, andere wurden derweil von kleinen Teufeln über einem Feuer geröstet, einige auf einer Streckbank in Stücke gerissen.
Nocturnus bemerkte ihren Blick und lächelte nachsichtig.
„Leider kein echter Brueghel. Aber es zeigt deutlich, wie sich schlichte Gemüter das Leben in Satans Reich vorstellen.“
Er rückte seine schwarze Mütze zurecht, und für einen winzigen Moment sah Klapproth unter der Kopfbedeckung, die er stets trug, wuchernde Narbenstränge auftauchen. Entsetzt bemerkte sie, wie die Gewebestränge sich unter dem Kragen seines Umhangs weiterzogen, vielleicht über den gesamten Rücken. Was mochte ihm zugestoßen sein?, überlegte sie, einen Moment von ihrem
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