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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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gesehen?“
    „Veronika! Sie ist obdachlos. Lebt in einem Abbruchhaus, hat Hepatitis, es war furchtbar!“
    „Veronika? War das nicht eine aus deiner früheren Clique?“
    „Ja! Sie ist so alt wie ich, hat aber keinen Zahn mehr im Mund und ihr Bauch … ach!“
    „Und, was hast du gemacht?“
    Maja Klapproth schwieg.
    „Ich weiß doch genau, was dich umtreibt!“
    „Sie ist in der Notaufnahme. Aber ich fürchte, sie wird dort nicht bleiben.“
    „Du hast ein schlechtes Gewissen! Du glaubst, es sei nicht gerecht, dass du nicht ebenfalls dort gelandet bist?“
    „Sie war fast grün im Gesicht!“
    „Du schämst dich, weil es dir gesundheitlich besser geht“, diagnostizierte Dr. Kramer.
    Maja Klapproth schwieg erneut.
    „Wege kreuzen sich, laufen auseinander, kreuzen sich möglicherweise erneut. Ihr wart alle drogenabhängig damals! Wie hätte da der eine Junkie den anderen aus dem Dreck ziehen können? Du überschätzt deine Möglichkeiten! Früher warst du eine abgemagerte Drogenbraut – nicht zu vergleichen mit der starken Frau, die aus dir geworden ist. Wenn du ihr helfen willst, frag sie doch, ob sie eine Therapie machen möchte!“
    „Das habe ich!“
    „Und?“
    „Sie hat mich ausgelacht!“
    „Mario! Julian!“ Kevin Baumeister stand vor der Tür, als habe er ihnen von dort aus schon eine Weile zugesehen, ohne dass sie ihn bemerkt hatten. Irritiert sahen sie ihn an.
    „Kommt mit. Ich muss eine wichtige Angelegenheit mit euch besprechen!“ Die Narbe in seinem Gesicht leuchtete tiefrot. „Und ihr zwei“, damit wandte er sich an Robert und Jan, „bereitet alles vor. Ihr wisst Bescheid!“
    Ohne ein weiteres Wort und ohne sich zu vergewissern, dass die beiden Freunde ihm auch wirklich folgten, durchmaß er den Garten mit zügigen Schritten und öffnete dasquietschende Tor zur Scheune, in der inzwischen der Fuhrpark der Sekte untergebracht worden war. „Das muss geölt werden!“, schimpfte Baumeister leise.
    Stumm deutete er auf eine dunkle Kiste, und seine Begleiter setzten sich widerspruchslos.
    „Ich war heute in Meran.“ Er warf jedem von ihnen ein Päckchen zu. „Darin findet ihr neue Kleidung. Ihr konntet ja nicht viel mitnehmen. Zum Zweiten war ich bei unserem Notar. Die Dorfbewohner können uns nicht aus dem Haus klagen. Der Vertrag gilt, ob ihnen das nun passt oder nicht. Aber ich bin zuversichtlich, dass sie bald erkennen werden, welche Vorteile es hat, sich mit uns zu arrangieren.“
    Julian und Mario hörten ihm unbehaglich zu. Sie wussten, dass diese Informationen nur als Einleitung zu einem anderen Thema dienten.
    „Bei dieser Gelegenheit habe ich auch eine deutsche Zeitung gekauft“, erzählte Kevin unbewegt. „Und, was soll ich sagen? Ihr seid in den Schlagzeilen! Eure Eltern machen einen Riesenwirbel!“ Er zog eine zusammengefaltete Zeitung aus seiner Manteltasche und schlug sie auf.
    „Entführung! Wo sind unsere Söhne?“, lautete die Überschrift eines Artikels in Großbuchstaben.
    „Hier ist doch tatsächlich von einer satanistischen Sekte die Rede, die euch gefangen halten soll!“, zischte er böse.
    „Da war meine Mutter bestimmt die treibende Kraft dahinter! Marios Eltern würden freiwillig wahrscheinlich nicht einmal zur Polizei gehen – aber es wäre typisch für meine Mutter, dass sie nicht akzeptieren kann, dass ich mich dazu entschlossen habe, sie zu ,verlassen‘!“, höhnte Julian und hieb mit der Faust auf seinen Oberschenkel.
    „Ihr werdet eure Familien anrufen und sie über ihren Irrtum aufklären!“
    „Ja!“
    „Nocturnus wird erbost sein. Er wird eure Taufe nicht durchführen.“
    „Wir bringen das in Ordnung!“, versicherten die Freunde hastig. „Ehrlich. Gleich!“
    Baumeisters Züge entspannten sich zusehends.
    „Gut. Alles Weitere habt ihr damit selbst in der Hand!“ Damit drehte er sich um und ließ die beiden in der Scheune zurück.
    Neugierig blätterten die beiden Freunde die Zeitung durch.
    Im Innern fanden sie einen Artikel über einen getöteten Obdachlosen, dessen vollständig entkleidete Leiche man gefunden hatte. Die rechtsmedizinischen Untersuchungen deuteten auf zwei Täter hin. Wer eine verdächtige Beobachtung gemacht habe, möge sich bei der Polizei melden. Außerdem suche man nach einem roten Rucksack mit schwarzen Streifen und einem Anhänger, der die kleine Meerjungfrau zeigte. Dieser Rucksack gehöre nach Zeugenaussagen dem Ermordeten und enthalte möglicherweise die Kleidung des Getöteten.
    Mario und Julian

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