Steinhauer, Franziska
checke das von dort aus. Dafür brauchst du nicht im Büro zu hocken.
Mit der Ruhe ist es bei euch ohnehin bald vorbei! Wenn sich bloß Commissario Mendetti schon gemeldet hätte! Na ja. Bestimmt ruft er morgen an. Ist auch vielleicht gar nicht so einfach, an die Kinder Lucifers ranzukommen, ohne von ihnen bemerkt zu werden.“
„Fein, dann werde ich noch mit Michaela in die Stadt fahren.“ Malte Paulsen war sichtlich erfreut, früher gehen zu können. „Sie hat sich doch tatsächlich in den Kopf gesetzt, am 11.11. anlässlich des Treffen des Städtetags an einer außer planmäßigen Karnevalseröffnungsfeier im St. Peter teilzunehmen. Sie meint, im Februar, wenn das Baby geboren ist, könne sie eh nicht mehr mit ihren Freundinnen durch die Kneipen ziehen.“
„Da hat sie Recht, Malte! Solange sie das Baby noch im Bauch mit sich herumträgt, braucht sie keinen Babysitter!“, lachte Klapproth. Das war wieder typisch Michaela, dachte sie liebevoll, diese junge Frau war die Lebenslust pur.
„Das Problem bei der Sache ist nur das Kostüm.“ Paulsen verdrehte die Augen. „Sie braucht eines, in das sie mit ihrem Riesenbauch reinpasst. Du glaubst gar nicht, wie schwierig das ist. Offensichtlich sind die Hersteller von Verkleidungen nicht auf schwangere Jecken eingerichtet. Wir suchen schon seit einer ganzen Weile.“
„Dann muss sich Michaela eben als Pirat verkleiden. Das geht mit Bordmitteln.“
„Ja, das wäre wohl tatsächlich die letzte Variante. Lieber wäre ihr allerdings, wenn sie als Made oder Bücherwurm gehen könnte.“
„Na, dann viel Glück bei der Suche. Ich überlege inzwischen, was wir noch tun können. Die Botschaft von Dr. Glück war jedenfalls eindeutig: Wir gehen von einer Entführungaus, also finden Sie die Kinder gefälligst. Schnell und unversehrt!“ Sie grinste schief. „Soweit ich weiß, sind seine eigenen noch nicht schulpflichtig. Hat sich inzwischen im Fall Krause ein Zeuge gemeldet?“
„Nein. In dem Fall hat sich bislang gar nichts bewegt. Weder Kleidung, Rucksack noch Tatwaffe sind entdeckt worden. Die Suche wird jetzt auf die nächsten Blocks ausgedehnt, die Müllverarbeitungsanlage ist informiert. Sie rufen an, wenn sie etwas Verdächtiges in der Trennung entdecken.“ Paulsen klang frustriert. „Und Manfred Krauses Freund Günter konnte ich auch noch nirgends ausfindig machen! Es ist wie verhext. Alle kennen ihn, aber keiner weiß, wo er ist!“
„Hoffentlich wurde er nicht auch ermordet! Vielleicht waren die beiden in jener Nacht ja gemeinsam unterwegs.“
„Mal nicht den Teufel an die Wand!“
Sie nickten sich zu, dann entfernte sich das Geräusch von Malte Paulsens schweren Schritten im Gang.
Blieb nur noch eine Anlaufstelle, bei der sie es versuchen konnte.
Maja Klapproth suchte nach einem Zettel auf ihrem Schreibtisch.
Yvonne Lichter war überrascht und seltsam schuldbewusst, was Maja Klapproth sofort auffiel.
„Ich habe Mario und Julian noch immer nicht gefunden. Bisher gibt es nicht den geringsten Hinweis auf einen Entführer, keine Lösegeldforderungen, keinerlei Zeugen, die einen der beiden gesehen hätten. Als wären sie vom Erdboden verschluckt.“Yvonne wich ihrem Blick aus, starrte auf den Boden und schwieg. Klapproth bemerkte, dass sich Gesicht und Nacken mit einer feinen Röte überzogen hatten.
„Lust auf eine Pizza? Um die Ecke ist doch ein Italiener, dort könnten wir hingehen.“
„Gute Idee. Meine Eltern haben sicher keine Einwände, wenn ich unter Polizeischutz ausgehe“, lachte Yvonne leise.
Während sie in ihren Parka schlüpfte, lief sie den Flur entlang, öffnete eine der Türen einen Spalt breit und erklärte fröhlich: „Ich gehe mit Frau Klapproth von der Kriminalpolizei zu Franco.“
Das klang entschieden zu unbeschwert für die liebevoll besorgte Freundin eines Entführungsopfers, über dessen Schicksal es keinerlei Informationen gab, registrierte Klapproth. Diese junge Frau hatte keine Ähnlichkeit mit der aufgelösten Freundin, die vor wenigen Tagen noch bei ihnen im Büro gesessen hatte.
Irgendetwas war in der Zwischenzeit passiert.
Und Klapproth nahm sich vor, herauszufinden, was es war.
In Francos Ristorante lief leise Musik. Klapproth kannte das Stück, es war ein italienischer Ohrwurm, den sie gerne mitsang, wenn er im Radio lief, „sempre, sempre“. Sie suchten sich eine ruhige Nische, ein Kellner brachte ihnen die Karte und zündete die Kerze auf ihrem Tisch an. Klapproth sah sich um. Das kleine Restaurant
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