Steinhauer, Franziska
zurück.
„Genickbruch. Eine kurze Bewegung, ein heftiger Ruck. Keine Hämatome, keine anderen Verletzungen, kaum Zeichen einer einsetzenden Verwesung. Ein gesundes, lebensfähiges Baby! Wenige Stunden nach der Geburt ermordet. Keine Faserspuren. Der Körper wurde gründlich gereinigt, bevor man ihn in den Karton legte, keine Fingerabdrücke auf der Haut des Kindes oder auf dem provisorischen Sarg. Wer auch immer diese Bestattung vorgenommen hat, trug Handschuhe“, fasste sie die bisherigen Ergebnisse zusammen und schrieb sie auf einen neuen Bogen Papier.
„Kein Hinweis auf die Kinder Lucifers!“
„Nein. Es wird jetzt eine DNA-Analyse durchgeführt, für den Fall, dass wir die Mutter finden und einen Abgleich machen wollen. Die Gynäkologen in Köln und Umgebung wurden schon informiert. Vielleicht meldet sich ja eine Praxis, weil eine Schwangere nicht mehr gekommen ist oder behauptet, ihr Baby tot entbunden zu haben.“
Sie schwieg und starrte auf die Fotos des schmächtigen kleinen Körpers im Karton.
„Es ist nicht einmal klar, ob das Kreuz invers ist oder nicht!“, zischte sie zornig.
„Ich habe in der Zwischenzeit mit den Hilbrichs gesprochen“, wechselte Paulsen das Thema. „Der Vater bestreitet nicht, den Sohn hin und wieder gezüchtigt zu haben. Dassei eine bewährte Erziehungsmethode, die es früher auch schon gegeben habe. Es sei nicht alles schlecht, was die früheren Generationen gemacht hätten. Weißt du, ich musste mich wirklich beherrschen! Dieser Mann ist eine einzige Zumutung. Nur gut, dass sich das Jugendamt jetzt um die Familie kümmert. Ich habe dort gleich angerufen.“
„Und was hat er zu dem Telefongespräch gesagt?“
„Es sei alles heillos übertrieben, was Mario da behaupte.
Er sei schon immer ein Faulenzer gewesen. Im Übrigen, meinte die Mutter, habe sie von Anfang an gesagt, die beiden seien nur weggelaufen. Wir hätten ihr einfach glauben sollen!“
Die Kälte, die aus den Worten ihres Sohnes gesprochen hatte, war für die Familie überraschend gewesen, die Eltern waren gekränkt, reagierten mit Unverständnis und Zorn. Doch die Stimme war eindeutig die Marios. Das konnten sie bestätigen.
Klapproth seufzte.
So kamen sie keinen Schritt weiter!
Hoffentlich würde Nikola Mendetti sich bald melden.
Waren die Jungs in St. Gertraud, gäbe es endlich eine Handhabe gegen Nocturnus und seine Kinder Lucifers.
Sie dachte an das Gespräch mit Dr. Glück zurück. Die Ermittlungen seien Ermittlungen in einem Entführungsfall, hatte er klargestellt, selbst wenn es für eine Geiselnahme noch keinen endgültigen Beweis gäbe. Die Eltern empfänden ihr Vorgehen als zu zögerlich, sie solle mehr Engagement zeigen! Bei allem Verständnis für die Gemütslage und die Probleme Jugendlicher müsse sie auch die Sorge der Eltern verstehen!
Müde registrierte sie, wie sich ihre Gedanken immer mehr im Kreis drehten und sich festzulaufen drohten.
„Das Einzige, was wir mit Sicherheit wissen, ist, dass weder Julian noch Mario nach ihrem Verschwinden noch von jemandem gesehen wurden, sie haben mit keiner Menschenseele Kontakt aufgenommen. Ihre Fotos sind in allen Zeitungen. Wären sie zu einer Telefonzelle gegangen, hätte sie jemand sehen und erkennen können.“
„Vielleicht ist der Entführer ja vor die Telefonzelle gefahren, ließ die beiden aussteigen, und stellte sich dann so, dass sie während ihres Telefonats von zufälligen Passanten nicht gesehen werden konnten?“
Paulsen nickte zurückhaltend.
„Wir wissen leider nicht, ob es eine Telefonzelle war, von der aus angerufen wurde. Es war aber in keinem Fall ein Handy.“
„Warum entführt jemand zwei Jugendliche, lässt sie Anrufe tätigen und stellt keinerlei Forderungen an die Familien?“ Klapproth war von der Entführungshypothese noch immer nicht überzeugt.
„Diese Idee von Frau Baier, es wären Söldner, ist gar nicht so uninteressant. Jemand möchte die beiden für viel Geld an irgendeine Armee verkaufen. Taliban oder so.“
„Und du glaubst wirklich, die zwei Jungs werden enthusiastisch an vorderster Front für einen Gottesstaat kämpfen? Sie sind Satansanhänger!“
„Wenn du beschossen wirst, kämpfst du auch! Egal wofür – dann geht es schließlich um dein Leben!“
„Das ist extrem unwahrscheinlich!“, widersprach Klapproth. „Wer sollte denn für zwei deutsche Jugendliche ohne jede Kampferfahrung Geld bezahlen?“
„Das versuche ich rauszukriegen!“
„Tu das. Geh nach Hause zu Michaela und
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