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Steirerblut

Steirerblut

Titel: Steirerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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gewesen sein. Also, wie sah er aus?«
    »Gut. Verdammt gut sogar. Sehr sexy, wenn ich das so sagen darf. Ist er denn noch zu haben, dein Ex?«, erkundigte sich Katharina und lachte albern.
    Jetzt nervte die Frau wirklich. »Sexy … aha. Geht’s noch ein bisschen konkreter? Alter, Größe, Statur, Haarfarbe et cetera«, Sandra ließ nicht locker, während sie sich über die Hauptspeise hermachte. Die Panier war alles andere als knusprig, aber der lauwarme Fisch schmeckte gar nicht mal so übel für Krankenhauskost.
    »Man könnte meinen, du wärst bei der Polizei. So, wie du fragst …«
    »Bin ich auch.«
    Katharina starrte sie an.
    »Genauer gesagt bin ich bei der Kriminalpolizei«, ergänzte Sandra.
    »Echt?«, staunte Katharina.
    »Echt.«
    »Und was machst du da so?«
    »Morde aufklären.«
    »Echt?«
    »Echt. Also, noch einmal: Wie alt war der Mann?«
    »Mitte bis Ende dreißig, schätze ich.«
    »Wie groß? War er dick, dünn, muskulös, stämmig …?«
    »Normal groß. 1,80 bis 1,85. Schlank, nicht zu muskulös, aber schon sportlich. Er hatte Sportschuhe an, Jeans und eine lässige schwarze Bikerlederjacke.«
    »Bravo, gut beobachtet. Und weiter? Ist dir irgendetwas Besonderes an ihm aufgefallen?«
    Katharina überlegte kurz, bevor sie weitersprach. »Hm … Er war unrasiert. Dreitagebart. Wirklich sehr sexy«, schwärmte sie erneut und ließ ihren dunkelbraunen Lockenkopf mit einem kleinen Seufzer auf den Polster zurückfallen.
    Sandra musste schmunzeln, obwohl ihr das ihre Nase noch immer übel nahm. Doch langsam gewöhnte sie sich an den Schmerz. Der Besucher konnte keinesfalls Max gewesen sein, überlegte sie. Er behauptete immer, sich dreckig zu fühlen, wenn er unrasiert war. Die Beschreibung passte viel eher auf Bergmann. »Wenn es der Mann war, den ich vermute, dann kannst du ihn getrost vergessen«, sagte sie schließlich zu Katharina.
    »Echt?« Diesmal klang ihre Frage enttäuscht.
    »Echt. Es sei denn, du lässt dich gerne mit verheirateten Männern ein.«
    »Nein danke. Kein Bedarf.« Katharina seufzte erneut. »Es ist einfach ungerecht. Die interessantesten Männer sind alle schon vergeben. Oder schwul«, beschwerte sie sich.
    »Wie wahr«, musste Sandra ihr recht geben. »Und manche sind sogar beides.«
    »Sag bloß, der ist schwul!« Katharina konnte es nicht fassen.
    »Nein, nein«, stellte Sandra klar. »Mein Kollege ist alles andere als das.«
    »Das war dein Kollege? Und der schenkt dir so tolle Blumen?«
    Die letzte Frage beschäftigte Sandra ebenfalls. Wieso brachte Bergmann ihr Blumen ans Krankenbett? Noch dazu ihre Lieblingsblumen, wunderte sie sich, um im nächsten Augenblick das Rätsel zu lösen: Andrea! Natürlich! Ihre beste Freundin musste ihm den Tipp gegeben haben. Sandra läutete nach der Schwester. Diesmal war der Weg auf die Toilette nicht mehr ganz so mühsam wie am Morgen. Der Boden unter ihren Füßen fühlte sich zwar noch immer gallertartig an, doch die Wände schwankten nur noch, wenn sie hinsah.
    Der Blick in den Badezimmerspiegel ließ Sandra erschrocken zurückweichen. Sie hatte in ihrem Leben schon einige Brillenhämatome gesehen. Und auch selbst das eine oder andere blaue Auge davongetragen. Doch diese beiden zugeschwollenen Sehschlitze, die ihr zwischen Kopfverband und Nasengips dunkelviolett entgegenstarrten, ließen sie augenblicklich mit den Tränen kämpfen. Sandra schluckte schwer und stützte sich auf dem Waschbeckenrand ab, unfähig, den Blick von der Fratze im Spiegel abzuwenden. Warum hatte sie sich bloß auf eine Diskussion mit ihrem Halbbruder eingelassen, anstatt gleich ›Feuer‹ zu schreien, wie es in solchen Situationen angeraten war? Sandra rief nach der Krankenschwester, die sie zurück zum Bett begleitete. Hätte sie sich in der Garage oder im Hausflur richtig verhalten, wäre vielleicht doch noch jemand aufgetaucht, der die Kollegen rechtzeitig verständigt hätte. Dass sie ihre psychologischen Fähigkeiten dermaßen überschätzt und völlig falsch reagiert hatte, machte ihr fast mehr zu schaffen als die körperlichen Konsequenzen. Bei jedem anderen Polizeieinsatz wäre sie um einiges cleverer vorgegangen, redete sie sich ein, um vor sich selbst nicht als komplette Versagerin dazustehen.
    Das Nachmittagsprogramm im Fernsehen konnte Sandras Laune auch nicht heben. Doch war es allemal besser, die Kopfhörer aufzusetzen und einer anspruchslosen Telenovela zu folgen, als Katharinas noch banalerer Lebensgeschichte zu lauschen. Sandras

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