Steirerherz
hoffte sie, dass der Täter nicht ein weiteres Mal zuschlagen würde.
2.
Montag, 29. August
Am Montag steckte Sandra bereits wieder mitten im Trimmel-Mordfall
drin. Soeben hatte ihr die Mobilfunkgesellschaft das Bewegungsprofil von Valentina
Trimmels Handy gemailt. Gespannt öffnete sie das Dokument und scrollte ans Ende,
als Bergmann sie unterbrach.
»Irgendetwas Neues für den Boss?
Er möchte auf den letzten Stand gebracht werden …«
»Schon wieder?« Sandra blickte von
ihrem Bildschirm hoch und zu Bergmann hinüber. »Ich habe hier die letzte Handyverbindung
des Opfers. Sie ist am Dienstag, dem 23. August, um 19 Uhr 03 zustande gekommen.
Valentina muss sich zu diesem Zeitpunkt im Grazer Bezirk Geidorf aufgehalten haben,
in der Nähe des Klosters der Kreuzschwestern. Danach sind nur noch Sprachnachrichten
auf ihrer Mobilbox eingegangen. Und einige SMS.«
»Und mit wem hat sie zuletzt gesprochen?«
Bergmann griff nach einem Bleistift und dem Spitzer.
»Mit einer gewissen Pia Fürnpass,
ebenfalls wohnhaft in Geidorf.«
»Worauf wartest du noch? Ruf sie
an.« Bergmann steckte seinen ohnehin spitzen Bleistift in den Spitzer und drehte
ihn mehrmals entschlossen herum. Diese völlig überflüssige Tätigkeit lenke ihn vom
Rauchen ab, hatte er Sandra erst neulich verraten. Der österreichische Steuerzahler
würde die paar Stifte im Monat schon verkraften, war er sich sicher.
»Ich war noch nicht fertig«, erwiderte
Sandra. »Valentinas E-Mail-Kontakte beschränken sich hauptsächlich auf Facebook-Nachrichten.
Sie hatte 536 Freunde auf der Plattform.«
»Miriam soll mal checken, ob sich
irgendetwas Auffälliges auf diesem Facebook-Account befindet. Wo ist sie überhaupt?
Ich hab sie seit der Mittagspause nicht mehr gesehen«, meinte Bergmann und hielt
mit dem Bleistiftspitzen inne, um auf seine Armbanduhr zu blicken.
»Arzttermin«, erinnerte ihn Sandra.
»Ach ja, richtig. Na, dann hoffen
wir mal, dass die Gute nicht schwanger ist«, meinte er trocken.
»Wie bitte? Weißt du was, was ich
nicht weiß? Wehe dir, Sascha! Nicht auch noch Miriam …« Sandra traute dem Kollegen
diesbezüglich alles zu.
Bergmann lachte nur. »Wofür hältst
du mich eigentlich? Für George Clooney?«, fragte er und legte Bleistift und Spitzer
beiseite.
Dass ihnen Miriam Seifert vor drei
Monaten zugewiesen worden war, war für alle Beteiligten ein Segen. Die junge Inspektorin
entlastete sie, insbesondere was den Papierkram anbelangte, mit dem sich Sandra
nur höchst widerwillig beschäftigte. Und Bergmann am liebsten überhaupt nicht. »Für
George Clooney halte ich dich wahrlich nicht. Außerdem wechselt der nicht so oft
die Freundinnen wie du«, meinte Sandra.
»Selber schuld.« Bergmann lachte
erneut auf.
Sandra hätte
ihn gern gefragt, wie weit die Scheidung von seiner Frau inzwischen gediehen war,
doch verwarf sie die allzu private Frage gleich wieder. Wenn Bergmann ihr etwas
erzählen wollte, musste er das schon von allein tun. Außerdem ging sie sein Privatleben
gar nichts an. Stattdessen wählte sie die Nummer von Pia Fürnpass.
»Sie rufen wegen der Valentina an,
nicht wahr?«, fragte die junge Stimme am anderen Ende der Leitung, kaum dass sich
Sandra als LKA-Polizistin vorgestellt hatte.
Als Nächstes erfuhr sie, dass Valentinas
Bruder Franz ihr die schreckliche Nachricht noch am Freitagabend telefonisch mitgeteilt
hatte.
»Sie waren demnach mit Frau Trimmel
befreundet?«, fragte Sandra. Sie hörte ein kurzes Schluchzen, dann sprach die Stimme
in weinerlichem Tonfall weiter. »Wir waren bereits als Kinder beste Freundinnen
– schon vor der Oberstufe in Deutschlandsberg.« Pia Fürnpass zog hörbar die Nase
hoch.
»Könnten wir uns mit Ihnen persönlich
unterhalten? Es gibt da einige Fragen, die Sie uns möglicherweise beantworten können«,
meinte Sandra.
»Ja, natürlich.«
»Wo sind Sie denn gerade?«
»Eben von der Arbeit heimgekommen.
Sie können bei mir vorbeischauen, wenn Sie möchten.« Pia Fürnpass wollte ihre Adresse
durchgeben, doch Sandra wiegelte ab. »Wir wissen, wo Sie wohnen, Frau Fürnpass,
danke.«
»Ach so …« Ein Anflug von Überraschung in
ihrer Stimme war nicht zu überhören. »Dann läuten Sie bitte bei Top Nummer zehn
an – unten an der Gegensprechanlage«, erklärte die junge Frau.
Sandra schloss das Dokument auf
ihrem Bildschirm und fuhr den PC herunter. »Du hast mir noch gar nicht erzählt,
was die Sektion der Leiche ergeben hat«, wandte sie sich an Bergmann.
Weitere Kostenlose Bücher