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Steirerherz

Steirerherz

Titel: Steirerherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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Ausnahmsweise
hatte er sich darum gerissen, beim morgendlichen Obduktionstermin im Gerichtsmedizinischen
Institut persönlich anwesend zu sein, was Sandra sehr recht gewesen war. Ihr lag
noch immer der Leichenfund im Magen. Dass Bergmanns plötzliches Interesse vermutlich
weniger dem außergewöhnlichen Fall als der dafür zuständigen Gerichtsmedizinerin
galt, spielte an dieser Stelle keine Rolle.
    »Jutta hat bestätigt, dass Valentina
Trimmel post mortem durch den Anus gepfählt wurde«, sagte er.
    Sandra atmete erleichtert auf. »Sie
hat also nichts mehr davon mitbekommen …«
    Bergmann nickte. »Den Obduktionsbericht
bekommen wir morgen. Jutta möchte noch einen Laborbefund abwarten.«
    »Die wichtigste Frage ist für mich
damit ohnehin geklärt.«
    »Sei dir da bloß nicht zu sicher.
Tote sind oft noch für so manche Überraschung gut.«
    Sandra sah Bergmann fragend an.
    »Hat die Dame gesagt, die es wissen
muss«, fügte er hinzu.
    »Du meinst Frau Doktor Kehrer? Wie
gut kennst du die Dame inzwischen denn schon?«
    »Der Gentleman genießt und schweigt«,
meinte Bergmann und grinste Sandra an.
    »Alter Angeber«, erwiderte sie und
schnappte sich ihre Tasche und die Jeansjacke. Trotz der außergewöhnlich warmen
Tagestemperaturen kühlte es mit dem Nebel im Grazer Becken über Nacht schon empfindlich
ab. Allmählich interessierte Sandra wirklich, was zwischen Bergmann und der attraktiven
Gerichtsmedizinerin lief. Bevor sie ihn jedoch noch einmal danach gefragt hätte,
biss sie sich lieber die Zunge ab. In nächster Zeit würde sie den Kollegen im Auge
behalten, damit er nichts tat, was er später womöglich bereute. Er musste sich ja
nicht auch noch durch das Gerichtsmedizinische Institut vögeln.
     
    3.
     
    Die junge Frau, die Sandra Mohr und Sascha Bergmann an der Tür der
Altbauwohnung in Geidorf begrüßte, hatte dem ersten Eindruck nach zu urteilen nichts
mit der toten Valentina Trimmel gemeinsam. Obwohl die ehemaligen Klassenkolleginnen
im selben Jahr geboren waren, wirkte Pia Fürnpass um einiges reifer und ziemlich
burschikos, was nicht nur an ihren Bewegungen lag. Das schlanke Mädchen war über
einen Meter achtzig groß, hatte die breiten Schultern und das schmale Becken einer
Athletin und kurz geschnittene, platinblond gefärbte Haare. Sie war blass, hatte
rote Augen und sah erschöpft aus, als hätte sie in den vergangenen Tagen zu viele
Tränen vergossen und zu wenig geschlafen. In ihrer linken Faust steckte ein zerknülltes
Taschentuch. »Kommen Sie doch weiter«, bat sie die beiden Kriminalbeamten herein.
    Sandra vernahm in der Wohnung noch
weitere Stimmen. »Haben Sie Besuch? Oder läuft der Fernseher?«
    »Das sind meine Mitbewohner. Die
essen gerade in der Küche.« Pia Fürnpass deutete zur offenen Tür im Vorzimmer.
    »Und Sie? Sie essen gar nicht mit
ihnen?«, fragte Sandra, während Bergmann seinen Blick über die gerahmten Poster
im Vorraum schweifen ließ. Auf allen dreien waren eindrucksvolle steirische Landschaften
abgebildet.
    »Ich hab keinen Appetit«, antwortete
Pia.
    »Wie viele Leute leben denn in dieser
Wohngemeinschaft?«, meldete sich Bergmann nun auch zu Wort.
    »Wir sind zu dritt. Bella wohnt
dort drüben, Volker hinten im Hofzimmer und ich hier vorne zur Straße hin.« Pia
zeigte zuerst zu der einen, dann zu zwei weiteren geschlossenen Türen, die vom Flur
in die drei Schlafzimmer führten.
    »Kannten Ihre Mitbewohner Valentina
Trimmel?«, fragte Bergmann.
    »Ja, sicher. Die Valentina hat mich
oft hier besucht. Vergangene Woche ist sie sogar kurzfristig bei mir eingezogen,
nachdem sie sich wieder mal mit ihrem Freund gestritten hatte.« Pia kämpfte mit
den Tränen.
    Sandra wartete einen Augenblick,
bis sich die junge Frau geschnäuzt hatte. »Mit Egon Hausner?«, fuhr sie fort.
    Pia nickte mit zusammengekniffenen
Lippen. »Kommen Sie, gehen wir in mein Zimmer«, schlug sie vor und führte die Kriminalisten
in den großen Erkerraum, den sie bewohnte. Über dem quadratischen Bett rechts vom
Erker hing ein Moskitonetz von der Decke herab. Ein türkisfarben gestrichener Holzparavent
mit Muschelapplikationen und eine hochgewachsene, schlanke Kentia-Palme trennten
den Schlafbereich optisch vom Wohn- und Arbeitsbereich. Pia hatte sich inzwischen
wieder einigermaßen gefasst und bat die Besucher, auf der kobaltblauen Couch im
Erker Platz zu nehmen. Sie selbst ließ sich auf den grünen Sitzsack aus Cordsamt
fallen, der vor dem Plexiglastischchen zwischen ihr und dem Sofa

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