Steirerherz
Betrieb befindet sich wo?«
»In Sankt Stefan ob Stainz.«
»Ganz in der Nähe vom Peterhof der
Trimmels also … Hat Valentina
dasselbe Studium wie Sie belegt?«
»Nein. Sie hat Betriebswirtschaft
an der SOWI studiert. Der Egon auch – nach einem kurzen, erfolglosen Gastspiel auf
der TU. Aber der ist sowieso mehr Sohn als Student.«
»Und wo hat Valentina den vergangenen
Dienstag verbracht?«
»Das weiß ich nicht. Ich hab sie
ausschlafen lassen. Als ich gegen 17 Uhr 30 nach Hause gekommen bin, war sie nicht
mehr hier. Zuerst hab ich mir gedacht, sie ist vielleicht einkaufen gegangen. Das
hat sie am liebsten getan, wenn sie schlecht drauf war. Vorzugsweise mit Egons Kreditkarte … Ungefähr anderthalb Stunden später
hab ich sie dann doch angerufen. Hab mir langsam Sorgen um sie gemacht. Dabei war
sie nur mit dem Volker, meinem Mitbewohner, unterwegs und hat schon ein wenig beschwipst
geklungen.«
»Mit Ihrem Mitbewohner«, wiederholte
Sandra.
»Ja. Ich hab den Volker gleich am
nächsten Morgen zur Rede gestellt. Er hat erzählt, dass sich Valentina gegen ein
Uhr morgens von ihm verabschiedet hätte, um sich mit Egon zu versöhnen. Ich war
stinksauer auf sie. Es war ja nicht das erste Mal, dass sie mit wehenden Fahnen
zu diesem Seicherl zurückgelaufen ist.« Pia fuhr sich mit der Hand über die feuchtglänzenden
Augen und schluckte.
»Und am Mittwoch?«, fragte Sandra.
»Da hab ich dann doch wieder versucht,
sie zu erreichen, hab ihr eine Nachricht auf der Mobilbox hinterlassen und eine,
nein, zwei SMS geschickt, von wegen, dass sie selber schuld sei, wenn sie immer
wieder zu diesem Idioten zurückkehrt. Ich mein, was nützt einem schon die ganze
Kohle, wenn man sich dafür so verarschen lassen muss? Dabei war die Valentina zu
diesem Zeitpunkt womöglich schon längst …« Pia verlor den Kampf gegen ihre Tränen endgültig.
Sandra und Bergmann warteten eine
Weile, bis sich die junge Frau wieder beruhigt hatte und bereit war, mit der Beantwortung
ihrer Fragen fortzufahren. »Seit Ihrem Telefongespräch am Dienstag haben Sie also
nichts mehr von Valentina gehört?«, nahm Sandra die Vernehmung wieder auf.
»Nein. Am Mittwochabend hab ich
sogar noch versucht, den Egon zu erreichen, um endlich zu erfahren, was denn nun
los sei. Ich wollt wissen, ob es der Valentina gut geht. Aber bei dem ist nur die
Mailbox gelaufen. Er sei verreist … Ich hab mir gedacht, die beiden haben sich wieder versöhnt und sind
gemeinsam in den Urlaub gefahren. Und ich hab mir geschworen, mich nie wieder von
der Valentina wegen dem Egon vollsempern zu lassen. Ich konnte doch nicht ahnen,
dass sie längst …« Erneut brach Pia in Tränen aus.
»Das konnten Sie nicht ahnen, nein«,
meinte Sandra und stand auf. »Vielen Dank, Frau Fürnpass. Sie haben uns sehr geholfen.«
»Bitte finden Sie dieses Schwein«,
schluchzte Pia und zog ein neues Taschentuch aus der Kartonbox auf dem Couchtisch.
Sandra nickte und schenkte der verzweifelten Frau ein zuversichtliches Lächeln.
Bergmann erhob sich ebenfalls. »Bleiben
Sie ruhig sitzen«, sagte er. »Wir werden uns jetzt noch mit Ihren Mitbewohnern unterhalten.
Wir finden allein in die Küche, vielen Dank!«
Während Pia Fürnpass wie ein Häufchen
Elend in ihrem Zimmer zurückblieb, suchten Sandra und Bergmann die Küche auf. Der
junge Mann saß am Küchentisch vor einer Reihe bunter Pillen und sah erschrocken
hoch, als die beiden Fremden eintraten. Die junge Rothaarige, die gerade mit dem
Abwasch beschäftigt war, wischte ihre Hände in einem Küchentuch ab. »Wir haben Sie
schon erwartet. Pia hat uns gesagt, dass die Kripo kommt. Einfach schrecklich, das
mit der Valentina …«, meinte
sie und stellte sich ihnen als Isabella Rauschenbach vor. »Und der hier ist Volker
Neidhardt«, fügte sie hinzu.
»Das sind aber ganz schön viele
Tabletten, die Sie da nehmen«, sagte Sandra, die Medikamente verabscheute. Was von
selbst gekommen war, ging auch von allein wieder weg, redete sie sich im Krankheitsfall
immer ein. Dieser typisch steirische Therapieansatz funktionierte bei ihr meistens.
Auf ihre Selbstheilungskräfte konnte sie sich üblicherweise verlassen. Einmal abgesehen
von seltenen Ausnahmen – etwa nach dem Überfall durch ihren Halbbruder Mike, der
auch eine medikamentöse Therapie nach sich gezogen hatte. Im Zweifelsfall griff
Sandra aber viel lieber zu natürlichen Hausmitteln als zu den chemischen Keulen
der Pharmaindustrie.
»Ich bin herztransplantiert«, erwiderte
Volker
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