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Steirerherz

Steirerherz

Titel: Steirerherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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Neidhardt emotionslos und steckte eine leuchtend rote Kapsel in den Mund.
    Damit hatte Sandra nicht gerechnet.
Sie musste sich insgeheim eingestehen, dass sie den jungen Mann aus der Perspektive
eines gesunden Menschen allzu schnell vorverurteilt hatte. Volker Neidhardt war
kein Tabletten-Junkie, der die vielen Pillen hier freiwillig einwarf, um sein Bewusstsein
zu erweitern, sich aufzuputschen oder zu betäuben. Und er war mit Sicherheit kein
Hypochonder.
    »Er lebt schon seit fünf Jahren
mit einem fremden Herzen«, erklärte Isabella Rauschenbach.
    Volker trank einen Schluck Wasser.
»Seit sechs Jahren«, korrigierte er sie und griff zur nächsten Tablette.
    War es überhaupt möglich, so lange
mit einem transplantierten Herzen zu leben?, fragte sich Sandra verblüfft. Mit diesem
Thema hatte sie sich bisher noch nicht auseinandergesetzt. Auch Bergmann schien
ausnahmsweise keinen Kommentar parat zu haben und sah schweigend zu, wie der junge
Mann die nächste Pille mit Wasser hinunterspülte.
    »Heutzutage ist eine HTX – das ist
der Fachbegriff für eine Herztransplantation – ein Routineeingriff. Die Lebenserwartung
für Herzpatienten steigt ständig an – dank immer besserer Medikamente«, beantwortete
die junge Frau die unausgesprochene Frage der Ermittlerin. Wahrscheinlich war diese
in ihrem Beisein schon öfter gestellt worden, vermutete Sandra.
    »Bella, bitte! Das interessiert
die Polizei doch nicht«, warf Volker ein.
    Bevor Sandra ihm widersprechen konnte,
ergriff Bergmann das Wort. »Wir möchten Ihnen ein paar Fragen über Valentina Trimmel
stellen.«
    Die beiden jungen Leute nickten
mit betroffenen Mienen. »Wollen Sie sich nicht setzen?«, fragte Bella.
    »Nein, danke. Wir stören Sie nicht
lange«, lehnte Sandra das Angebot ab. Volker warf die nächste Tablette ein. »Herr
Neidhardt, Sie waren am Dienstag mit Valentina Trimmel aus? Ist das richtig?«, fragte
Sandra.
    »Ja«, bestätigte Volker.
    »Von wann bis wann waren Sie mit
ihr zusammen?«, forderte Sandra ihn auf weiterzureden.
    Einen Moment lang dachte er nach.
»Ich bin gegen 16 Uhr heimgekommen. Die Valentina ist in der Küche gesessen, hat
telefoniert und gleich aufgelegt, als sie mich bemerkt hat. Ich hab ihr dann vorgeschlagen,
mit mir ein bisschen an die frische Luft zu gehen. Wir waren erst in der Innenstadt
spazieren. Danach hat sie mich auf einen Drink am Schlossberg eingeladen. Gegen
19 Uhr waren wir dann bei unserem Italiener in der Bergmanngasse essen. Später hab
ich sie noch auf einen Absacker ins Jazzlokal – gleich unten am Eck – eingeladen.
Na ja, es sind dann allerdings doch einige Getränke mehr geworden …«
    »Es ging ihr nicht besonders gut,
nachdem ihr Freund, der Egon, sie vor die Tür gesetzt hat«, mischte sich Bella ein.
    »Ich wollte sie deshalb ein wenig
aufmuntern. Kurz vor ein Uhr früh hat sie dann den Jazzkeller verlassen, um zu Egon
zurückzukehren. Sie wollte sich mit ihm wieder versöhnen«, ergänzte Volker.
    »Die Valentina war nämlich schwanger«,
verkündete Bella.
    »Wissen wir bereits.« Allmählich
schienen Bergmann die Zwischenrufe der Frau zu nerven. Sein strenger Blick wanderte
von ihr zurück zu Volker. »Und wie wollte sie mitten in der Nacht zu ihrem Freund
kommen? Der wohnt doch ein ganzes Stück weit weg von hier – in Waltendorf.«
    Volker zuckte mit den Schultern.
»Ich nehme an, mit dem Auto.«
    Bella übernahm erneut das Wort:
»Die Valentina war immer mit den geilsten Schlitten unterwegs – alle vom alten ›Ferrari-Hausner‹,
Egons Vater. Dem gehört nämlich das Autohaus in …«
    »Wissen wir auch schon«, stoppte
Bergmann ihren Redefluss.
    »Was für ein Auto fuhr sie denn
zuletzt?«, fragte Sandra.
    »Einen weißen Porsche, glaub ich«,
meinte Bella.
    »Welches Modell?«
    Bella zuckte mit den Schultern.
»So genau weiß ich das nicht. Ich interessier mich nicht besonders für Autos.«
    Bergmann sah Volker an.
    »Ich schon gar nicht«, meinte der
wie aus der Pistole geschossen.
    »Hatte Valentina denn nicht viel
zu viel getrunken, um noch mit dem Auto zu fahren?«, wollte Sandra von Volker wissen.
    »Ja, schon … Vielleicht ist sie ja auch zu
Fuß gegangen.«
    »Eine Strecke von gut vierzig Minuten?
Mitten in der Nacht? Noch dazu, wo es heftig geregnet hat?«
    »Vielleicht hat sie sich ja auch
ein Taxi genommen. Was weiß denn ich? Ich war selbst nicht mehr ganz nüchtern. Meine
Medikamente vertragen sich nicht besonders gut mit Alkohol. Aber ich war
zu Fuß unterwegs

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