Steirerherz
Jahr. Pia ist die Hauptmieterin.
Sie ist vor fast zwei Jahren mit ihrer Freundin in die Wohnung eingezogen. Nachdem
sie von ihr verlassen wurde, hat sie nach einem Untermieter gesucht. Allein hätte
sie sich die Miete nicht mehr leisten können. Und ich wollte ohnehin unbedingt ausziehen,
bevor mich die übertriebene Fürsorglichkeit meiner Mutter in den Wahnsinn getrieben
hätte.«
»Und Frau Rauschenbach?«, fragte
Bergmann.
»Bella ist Anfang des Jahres zu
uns gestoßen. Pia kennt sie von der Fachhochschule. Bella hat sich in ihrer alten
WG nicht mehr wohlgefühlt.«
»Hatte Frau Fürnpass zuvor denn
eine lesbische Beziehung?« Wieder ein Thema, das Bergmann besonders beschäftigte.
Sandra hätte wetten können, dass er es noch einmal ansprechen würde.
Im Gegensatz zu ihm fand Volker
Neidhardt an gleichgeschlechtlicher Liebe zwischen Frauen offenbar nichts Aufregendes.
Er nickte nur stumm und drückte den Knopf, um den Aufzug zu rufen.
»War sie denn auch mit Valentina
Trimmel intim?« Bergmann wollte es ganz genau wissen.
»Glaub ich nicht. Aber fragen Sie
das besser die Pia selbst.«
»Woher kennen Sie Frau Fürnpass
eigentlich?«, erkundigte sich Sandra.
Ȇber eine E-Mail, die mir ein Freund
damals weitergeleitet hat, als die Pia einen Mitbewohner gesucht hat.«
Das surrende Geräusch des herannahenden
Fahrstuhls endete mit einem abrupten Rumpeln. Die Tür glitt zur Seite und Volker
stieg ein.
»Eine Frage noch«, sagte Sandra
und hielt ihr Bein vor den Sensor, um das automatische Schließen der Lifttür zu
verhindern.
»Ja?«
»Wo waren Sie in der Nacht von Donnerstag
auf Freitag?«
»Warten Sie mal … Zu Hause in meinem Bett. Ich bin
am Freitagmorgen schon sehr früh raus, gegen sieben Uhr, weil ich für Charly Locations
scouten musste.«
Sandra sah Volker fragend an.
Er lächelte. »Entschuldigen Sie
den Fachjargon. Ich war fast den ganzen Tag unterwegs, um interessante Plätze für
den nächsten Kalender zu finden, den Charly fotografieren wird.«
»Gibt es dafür Zeugen?«
»Dass ich am Donnerstag früh schlafen
gegangen bin, wird Ihnen die Pia sicher bestätigen. Bella hat die Nacht wieder mal
bei ihrem Freund verbracht. Und dass ich am nächsten Tag auf Location-Scouting war,
weiß mein Boss. Dem hab ich am späten Nachmittag die Fotos abgeliefert.«
»Hat Sie jemand gesehen, als Sie
morgens das Haus verlassen haben?«
Volker überlegte kurz. »Mir ist
niemand aufgefallen. Zumindest keiner, den ich kannte.«
»Okay.« Sandra bedankte sich noch
einmal für die Fotos und zog ihr Bein zurück, sodass sich der Stahlkäfig automatisch
hinter Volker Neidhardt schließen konnte.
Auf der Straße hielt Bergmann vergeblich
nach einem weißen Porsche Ausschau. Dass er nicht im Innenhof parkte, hatte er bereits
auf dem Weg in den Keller registriert. Er ließ Sandra einmal um den Block herumfahren,
in der Annahme, Valentina Trimmel habe den Sportwagen vielleicht irgendwo ums Eck
abgestellt. »Keine Spur von einem weißen Porsche«, gab er die Suche schließlich
auf. »Was ist mit Parkgaragen im näheren Umkreis?«
»Lass uns zuerst ›Ferrari-Hausner‹
nach dem Wagen fragen. Ihm gehört er ja schließlich. Danach können wir immer noch
die Garagen in der Gegend abklappern. Der Mann ist uns ohnehin noch ein paar Erklärungen
schuldig«, spielte Sandra auf Valentinas Schwangerschaft an.
»Miriam soll sich morgen um dieses
Schmuckstück kümmern. Sieht doch ganz danach aus, als hätte der Mörder seinem Opfer
ein letztes tödliches Geschenk gemacht. Oder was meinst du?«
Sandra nickte. »Franz Trimmel junior
werden wir uns auch noch einmal vorknöpfen.«
»Und überprüf mir die Alibis der
WG-Bewohner. Kannst du mich zu Hause absetzen?«
»Aber sicher«, meinte Sandra und
schlug den Weg zur Keplerbrücke ein. Morgen war schließlich auch noch ein Tag.
Kapitel 3
Dienstag, 30. August
1.
»Das gerichtsmedizinische Gutachten bestätigt Valentina Trimmels Schwangerschaft.
Nicht nur das Ergebnis ihres Bluttests ist positiv, Doktor Kehrer konnte sogar Zellmaterial
des Fötus sicherstellen.« Sandra überflog das pdf-Dokument auf ihrem Bildschirm
noch einmal und blätterte möglichst rasch weiter, um sich die Details über die massiven
inneren Verletzungen des Opfers weitestgehend zu ersparen. Auch wenn sie bereits
wusste, dass die junge Frau tot gewesen war, als ihr diese zugefügt worden waren,
bereitete ihr die Vorstellung einer Pfählung immer noch Übelkeit.
»Geht es dir
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