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Steirerherz

Steirerherz

Titel: Steirerherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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…«
    »Wir sind nicht von der Verkehrspolizei«,
stellte Bergmann klar.
    »Du solltest überhaupt keinen Alkohol
trinken«, rügte Bella ihren Mitbewohner.
    Volker verdrehte die Augen. »Führ
dich nicht immer wie meine Mutter auf! Da hätt ich ja gleich daheim wohnen bleiben
können«, meinte er genervt.
    »Wo waren Sie denn am Dienstagabend?«,
wandte sich Sandra an Bella.
    »Ich? Ich war bis 18 Uhr an meinem
PC und bin dann zu meinem Freund nach Eggenberg gefahren. Wir haben uns Pizza bestellt,
ferngesehen und, na ja … ich hab
die ganze Nacht bei ihm verbracht.« Sandra notierte sich die Daten des Freundes.
    »Sind Sie beide eigentlich Studienkollegen
von Frau Fürnpass?«, wollte Bergmann wissen.
    »Nur ich«, antwortete Bella, »Volker
ist Fotograf. Ein ziemlich genialer noch dazu.«
    »Und was fotografieren Sie so?«
    »Wenn es nur nach mir ginge, hauptsächlich
Landschaften«, erklärte der junge Mann und zeigte auf das gerahmte Poster an der
Wand, das jenen im Vorzimmer ähnelte. Auf diesem hier ging gerade die Sonne in einem
südsteirischen Weingarten auf. Dass der stimmungsvolle Moment dort festgehalten
worden sein musste, erkannte Sandra vor allem an den Klapotetz – jenen besonders
für diese Region typischen hölzernen Windrädern, die alljährlich ab der dritten
Juliwoche lautstark klapperten, um Vögel von den reifenden Weintrauben fernzuhalten.
    »Ansonsten bin ich Assistent beim
Charly Kramer«, erzählte Volker weiter.
    »Dem bekannten Mode- und Werbefotografen«,
setzte Bella ungefragt hinzu. Bergmann verzog die Mundwinkel.
    »Und an den Wochenenden fotografier
ich manchmal auf Hochzeiten und Taufen. Das bringt noch ein bisschen was extra ein.«
    »Verstehen Sie mich bitte nicht
falsch, aber das klingt für mich ziemlich anstrengend«, erwiderte Sandra.
    »Wieso?« Volker verstand nicht gleich.
»Ach, deshalb«, meinte er schließlich und griff sich mit der Hand an die Brust.
»Alles halb so wild. Es gibt noch einen zweiten Assistenten. Der Dietmar ist für
die körperlich anstrengenden Arbeiten zuständig. Er schleppt die Trafos, Scheinwerfer,
Windmaschinen und das ganze andere schwere Klumpert. Ich kümmere mich mehr um die
technischen Details, wie Licht messen, Blenden einstellen und so weiter. Und um
die Abwicklung mit den Kunden, den Werbeagenturen und den Models.«
    »Zeig ihnen doch noch ein paar von
deinen Fotos! Er macht wirklich kunstvolle Landschaftsaufnahmen. Die im Vorzimmer
sind auch alle von ihm«, meinte Bella begeistert.
    »Sie arbeiten auch mit Models?«
Bergmann interessierte sich weniger für landschaftliche als für weibliche Naturschönheiten.
    »Mein Boss arbeitet mit Models aus
aller Welt, ja. Nur die Testshootings mit den Anfängerinnen überlässt er meistens
mir. Ich sorge dann dafür, dass die Mädchen ein paar anständige Aufnahmen für ihre
Model-Bücher bekommen.«
    »Die meisten Mädchen sehen nicht
viel besser aus als wir«, meinte Bella, zu Sandra gewandt, »die sind nur größer,
dünner und halt perfekt gestylt. Ich wollte es anfangs gar nicht glauben, bis Volker
eines Tages professionelle Fotos von mir und ein paar anderen normalen Mädchen
geschossen hat.« Den Ausdruck ›normal‹ unterstrich Bella, indem sie Gänsefüßchen
in die Luft malte.
    Bergmanns skeptischer Blick verriet,
dass er sich weder Sandra mit ihrer relativ bescheidenen Größe von gerade mal ein
Meter siebzig noch die blasse, pummelige Rothaarige mit den vielen Sommersprossen
als Fotomodell vorstellen konnte.
    »Haben Sie denn auch Fotos von Valentina
Trimmel gemacht?«, wollte Sandra von Volker wissen.
    Der junge Mann nickte. »Valentina
war sehr fotogen. Allerdings 20 Zentimeter zu klein, um professionell zu modeln«,
bestätigte er Sandras ersten Eindruck vom Opfer.
    »Könnten Sie uns vielleicht eines
von diesen Fotos für unsere Ermittlungen überlassen?« Sandra bevorzugte es, Zeugenbefragungen
mit Bildern der Opfer vor deren Ableben durchzuführen. Aufnahmen von Leichen hielt
sie den Menschen, die sie vernahm, nur sehr ungern unter die Nase. Die meisten erschraken
über den ungewohnten Anblick. Vor allem, wenn sie das Opfer zuvor gekannt hatten.
Die Trimmels hatte Sandra am Tag des Leichenfundes nicht mit der Frage nach einem
Foto von Valentina behelligen wollen. Und auch jetzt ließ sie die Familie der Ermordeten
lieber in Ruhe. Wenngleich sie mit Franz Trimmel junior noch ein Hühnchen zu rupfen
hatte, weil dieser ihnen die Schwangerschaft seiner Schwester verschwiegen

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