Steirerherz
würde
sie vermutlich endgültig zusammenbrechen. Leider hatte Sandra Ähnliches schon viel
zu oft erlebt.
Wieder war von draußen ein Motorengeräusch
zu vernehmen. Der Ferrari, der die Auffahrt hochjagte, konnte nur Engelbert Hausner
gehören. Den würden sie auch noch nach seinem Alibi befragen müssen. Immerhin war
nicht auszuschließen, dass er der Täter war. Obwohl die große, blonde Pia so gar
nicht in sein übliches Beuteschema passte.
Miriam plauderte gerade mit dem
alten Fürnpass, als Sandra um die Ecke bog. »Kommst du, bitte?«, winkte sie die
junge Kollegin zu sich. »Alles okay bei dir?«
»Ja, klar. Der Alte hat noch immer
nichts von dem Mord an seiner Enkelin gecheckt.«
»Kein Wunder. Er ist dement.«
»Warum hast du mich vorhin hinausgeschickt?«
Miriam klang ein wenig enttäuscht.
»Ich wollte keinen Gefühlsausbruch
von dir riskieren. Die Situation war auch so schon angespannt genug«, erklärte Sandra.
»Du dachtest doch nicht etwa, ich
heul’ los? Ich hab mich voll im Griff gehabt«, protestierte Miriam.
»Wirklich? Das sah für mich aber
anders aus. Hör zu, Miriam: Befrag bitte die beiden Hausners getrennt voneinander.
Ich muss noch einmal zum Tatort hinauf. Lass dir haarklein erzählen, wann die beiden
hier gestern eingetroffen sind und was sie wann getan haben, bis sie soeben hier
am Parkplatz vorgefahren sind. Und frag sie nach etwaigen Zeugen. Kann ich mich
auf dich verlassen?«
»Ja, klar.« Miriam nickte eifrig
und folgte Sandra. Mit der neuen Aufgabe war ihre Verstimmung sofort verflogen.
Ȇbrigens, der Opa will durchs Fenster gesehen haben, wie Pia und ein junger Mann
zeitig in der Früh miteinander auf den Weinberg gegangen sind«, erzählte sie, ehe
sie um die Ecke auf den Parkplatz bogen. Sandra blieb abrupt stehen und wandte sich
um. »Und? Kannte er den Mann?«
»Nicht namentlich, aber er meint,
er hätte ihn schon irgendwo einmal gesehen …«
»Sie schon wieder!«, unterbrach
Engelbert Hausner die Frauen mit einem Lächeln, wenngleich seine Worte alles andere
als freundlich klangen. Beim Begräbnis war Sandra ihm wohlweislich aus dem Weg gegangen.
Beim anschließenden Leichenschmaus hatte sie ihn und seinen Sohn aus Zeitnot nicht
mehr befragen können. Dennoch war sie zu spät gekommen, um Pias Leben zu retten.
Beide Männer musterten Miriam von
oben bis unten, wobei Sandra die Art und Weise, wie der alte Hausner die Beine der
Kollegin angaffte, einfach nur widerlich fand. Gleich würde er zu sabbern beginnen.
Miriam ließ die Blicke der Männer
gekonnt an sich abprallen und streckte ihnen ihren Dienstausweis entgegen. »Inspektorin
Miriam Seifert – LKA. Ich möchte Ihnen einige Fragen stellen. Ich hoffe, Sie kooperieren
freiwillig«, meinte sie unerwartet streng.
»Mit Ihnen kopu … kooperiere ich sehr gerne, Fräulein«,
sülzte Engelbert Hausner sie an. Über den gescheiterten Versuch, witzig zu sein,
konnte nicht einmal sein Sohn lachen.
»Für Sie immer noch Frau Inspektorin,
Herr Hausner«, wies Miriam den aus ihrer Perspektive vergleichsweise kleinen Mann
von oben herab in die Schranken.
Sandra machte grußlos kehrt, um
noch einmal den Weg zum Tatort anzutreten. Sie konnte nur hoffen, dass Miriam besser
mit Engelbert Hausner zurechtkam als sie selbst. Obwohl sie die Jacke auf halbem
Weg auszog, war ihr T-Shirt durchgeschwitzt, als sie oben eintraf. Es war typisch
für diese Jahreszeit, dass man entweder zu wenig oder zu viel anhatte. Auch die
Gerichtsmedizinerin, die Sandra als Erste begrüßte, war vom Aufstieg sichtlich erhitzt.
Immer wieder fächelte sich Doktor Kehrer mit der flachen Hand Luft zu. »Na? Ganz
alleine heute, Frau Mohr?«, erkundigte sie sich.
»Nein. Meine Kollegin vernimmt gerade
Zeugen – unten im Winzerhof«, stellte sich Sandra naiver, als sie war. Natürlich
war ihr klar, dass die Nachfrage der Medizinerin Bergmann gegolten hatte. Aber die
Kehrer musste ja nicht unbedingt wissen, was Sandra wusste und was nicht. Falls
es da überhaupt etwas zu wissen gab. Sandra wandte sich dem Kollegen zu, der, wenige
Meter von ihr entfernt, Miriams halb verdaute Frühstücksreste vom Boden aufsammelte,
um DNA-Spuren sicherzustellen.
»Das können Sie getrost bleiben
lassen!«, rief sie ihm zu und bewegte sich in seine Richtung. »Meine junge Kollegin
hat sich vorhin hier übergeben. Ihr Magen muss sich erst an derartige Anblicke gewöhnen«,
meinte Sandra und deutete zur Leiche hinüber.
»Ach so«, erwiderte der Mann und
ließ von
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