Steirerherz
der Wahrheit rauszurücken. Möglicherweise fällt das Strafmaß
damit etwas geringer aus.«
Laubichler
starrte ins Leere.
»Herr Laubichler, geben Sie zu,
Pia Fürnpass und Valentina Trimmel vor sieben Jahren sexuell missbraucht zu haben?«
»Sieben Jahre ist das schon her …«, sagte Laubichler, ohne Sandra
anzusehen.
»Das müssten Sie doch am besten
wissen.«
Laubichler nickte langsam. »Ja.
Tatsächlich. Sie haben recht.«
»Womit?« Sein Schulterzucken verriet
Sandra, dass er resigniert hatte. Manchmal schienen Verbrecher nur darauf zu warten,
endlich erwischt und für ihre Straftaten zur Rechenschaft gezogen zu werden. »Geben
Sie zu, die minderjährigen Mädchen Pia Fürnpass und Valentina Trimmel zu sexuellen
Handlungen genötigt zu haben?«, fragte sie nach.
Laubichler nickte wieder.
»Könnten Sie mir, bitte, eine deutlich
hörbare Antwort geben?«
»Ja.«
»Danke. Haben Sie die beiden Mädchen
auch getötet?«
»Was? Nein! Ich habe sie seit damals
nicht mehr gesehen.«
»Sie wissen aber, dass sie erst
unlängst ermordet wurden.«
»Das war doch überall zu lesen und
auch im Radio und Fernsehen.«
»Wo waren Sie vom 23. bis 26. August
beziehungsweise am 6. September dieses Jahres?«
Laubichler überlegte. »Da muss ich
in meinem Kalender nachschauen«, sagte er schließlich.
»Und der befindet sich wo?«
»In meinem PC.«
»Kommen Sie! Gehen wir!«
Laubichler erhob sich umständlich
und stapfte breitbeinig voraus in sein Büro. Dass er nach Bergmanns Volltreffer
noch immer Schmerzen hatte, war nicht zu übersehen.
»Setzen Sie sich! Ich stehe direkt
hinter Ihnen und beobachte ganz genau, was Sie hier tun. Sie brauchen also gar nicht
erst zu versuchen, irgendwelche Beweise zu vernichten.«
Laubichler setzte sich genauso umständlich
hin, wie er vorhin aufgestanden war, öffnete sein E-Mail-Programm und klickte auf
die fraglichen Seiten im Kalender. »Ich habe keine Termine eingetragen. Also war
ich wohl zu Hause und habe gearbeitet.«
»Gibt es dafür Zeugen?«
»Ich hatte keinen Besuch, soweit
ich mich erinnern kann.«
»Und die Fotos aus Ihrem Schlafzimmer,
die Sie gerade bearbeitet haben? Wann haben Sie die aufgenommen? Haben Sie die mit
Selbstauslöser gemacht?«
Laubichler zuckte mit den Schultern,
als wäre es völlig belanglos, wann und wer die kleine Meerjungfrau, die einen Mann
seiner Statur vor seinem Aquarium oral befriedigte, und all die anderen teils nackten,
teils nur spärlich verkleideten Mädchen und Jungs fotografiert hatte. Sandra rief
sich in Erinnerung, dass es Kriminalexperten gab, die in solchen Fällen ermittelten,
und ließ es dabei bewenden. »Die Kollegen werden Ihren PC beschlagnahmen und alles,
auch Ihre E-Mails und Internetzugriffe, überprüfen.«
»Dürfte ich aufs Klo gehen?«
»Dürfen Sie. Wenn Sie die Türe dabei
offen lassen.«
»Ich soll vor Ihren Augen schiffen?«
»Meinen Sie denn, ich hätte noch
nie einen urinierenden Mann gesehen?«
»Das kann ich nicht.«
Er konnte sich zwar von kleinen
Mädchen einen blasen lassen, aber vor erwachsenen Frauen traute er sich noch nicht
einmal zu pinkeln! Sollte sich dieser elende Feigling doch ruhig in die Hosen machen.
Sandra kostete es jede Menge Beherrschung, um hinunterzuschlucken, was sie von Laubichler
dachte. »Tja«, sagte sie stattdessen, »dann gehen wir jetzt zurück ins Wohnzimmer
und warten auf meine Kollegen.«
»Wie sind Sie eigentlich hier hereingekommen?
Dürfen Sie das überhaupt ohne Durchsuchungsbefehl?«
»In diesem Fall durfte ich das,
ja«, bluffte Sandra.
»Aber Ihren Kollegen werde ich anzeigen.
Der kann mich doch nicht einfach so zusammenschlagen.«
»Das steht Ihnen selbstverständlich
frei. Wenn Sie meinen, dass eine solche Anzeige Ihrem Strafmaß zuträglich ist.«
Hatte sie das eben wirklich gesagt?, wunderte sich Sandra über sich selbst. Sie
musste Ruhe bewahren, durfte nicht auch noch die Kontrolle verlieren. Auch wenn
sie Kinderschänder genauso sehr verabscheute wie Bergmann. Endlich klingelte es
an der Tür. »Kommen Sie, Herr Laubichler«, sagte Sandra und erhob sich. »Wir machen
jetzt gemeinsam die Tür auf.«
Sandra informierte die Kollegen
und wies sie an, unverzüglich einen Haftbefehl für Josef Laubichler zu beantragen.
Bis die nötigen Formalitäten erledigt waren, sollten sie ihn in Polizeigewahrsam
nehmen. Es bestünde Fluchtgefahr. Dann verließ sie die Wohnung, warf den Schlüsselbund
der Nachbarin durch deren Briefschlitz und lief die Treppe
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