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Steirerherz

Steirerherz

Titel: Steirerherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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hinunter. Vor der Haustür
hielt sie inne und holte ihr Handy aus der Tasche. ›15 Minuten noch. Sorry‹, tippte
sie ein und schickte die SMS ab. Dann erst verließ sie das Haus und stieg zu Bergmann
in den Wagen. »Bist du jetzt völlig übergeschnappt, Sascha? Was hast du dir nur
dabei gedacht?«, schnauzte sie ihn an.
    Bergmann schwieg.
    Sandra betrachtete ihn von der Seite.
Waren das Tränen, die da über seine unrasierten Wangen liefen? Mit dem Handrücken
wischte er sich über die feucht-glänzenden Augen. »Tut mir leid, Sandra. Dieser
miese Kinderficker, der sich auch noch im Recht glaubt, hat mich komplett ausrasten
lassen.«
    »Das war nicht zu übersehen. Was
ist bloß mit dir los, Sascha? So kenn ich dich gar nicht.«
    »Ich mich auch nicht«, meinte er
und wandte sich ab.
    »Ich sollte diesen Vorfall melden …«
    »Nur zu …, ich hab eh nichts mehr zu verlieren«,
murmelte er, das Gesicht noch immer dem Fenster auf der Beifahrerseite zugewandt.
    »Du hast immerhin deinen Job zu
verlieren. Ist das etwa nichts?«
    Bergmann reagierte nicht.
    »Könntest du mich bitte ansehen
und mit mir reden?«
    »Du hast dich doch noch nie für
meine privaten Angelegenheiten interessiert.« Noch immer sah er aus dem Fenster.
    »Wenn dein Verhalten unsere Zusammenarbeit
dermaßen gefährdet, interessieren sie mich aber schon.«
    Langsam wandte sich Bergmann um,
sodass Sandra sein Gesicht sehen konnte. Ja, das waren tatsächlich Tränen, die da
über seine Wangen rollten und die sie zutiefst verunsicherten. Bergmann weinte!
Sollte sie ihren Partner jetzt in die Arme nehmen und ihn trösten? Oder ging das
zu weit? Eine SMS unterbrach ihren Zwiespalt. ›OK. Ich warte auf dich.‹ Fragt sich
nur, wie lange noch, dachte sie und steckte das Handy in die Halterung der Freisprecheinrichtung.
Bevor sie sich entschieden hatte, was sie als Nächstes sagen oder tun sollte, ergriff
Bergmann das Wort. »Ich stehe völlig neben mir, Sandra. Von mir aus kannst du ruhig
wissen, warum.« Er stockte und schluckte hart.
    Sandra war sich gar nicht mehr sicher,
ob sie den Grund wirklich wissen wollte. Ein heulender Bergmann überforderte sie.
Trotzdem sie nicht antwortete, redete er weiter. »Es ist nicht die Scheidung, die
mich so fertiggemacht hat. Es ist meine Tochter …« Er brach ab, um gegen weitere Tränen anzukämpfen.
    Hatte sie eben richtig gehört? »Du
hast eine Tochter?« Sandra war fassungslos, dass Bergmann ihr diese Tatsache bisher
verschwiegen hatte.
    Er lachte kurz auf.
    »Ich finde es nicht besonders witzig,
dass du mir noch nie von der Existenz deiner Tochter erzählt hast«, unterbrach Sandra
ihn.
    »Ich konnte es dir nicht erzählen.
Es hat so wehgetan, Sarah nicht mehr bei mir zu haben. Aber dass ich nun gar keine
Tochter mehr habe – nach fast fünf Jahren –, macht mich fix und fertig.«
    »Scheiße … Sie ist doch nicht etwa …?«
    »Nein, nein. Sarah ist wohlauf.
Aber seit Kurzem weiß ich, dass sie gar nicht meine Tochter ist.« Wieder lachte
Bergmann verzweifelt auf. »Manuela hat sie mir einfach untergejubelt.«
    Wieder fiel Sandra kein passender
Kommentar ein. Also schwieg sie lieber.
    »Sarah ist ein Kuckuckskind«, fuhr
Bergmann fort. »Kannst du dir das vorstellen? Meine beschissene Frau hat mich sowas
von verarscht!« Ein wütender Bergmann war Sandra allemal lieber als ein weinerlicher.
Und nun war ihr auch klar, was seine ungewöhnlichen Ausflüge in die Kuckuckskinder-Statistik
zu bedeuten gehabt hatten.
    »Dann hat diese miese Schlampe auch
noch den Nerv, hierherzukommen und mich weiterhin um Unterhalt für Sarah zu bitten.
Rechtlich und emotional betrachtet, wäre ich doch immer noch ihr Vater … Soll sie
sich doch an den verfluchten Erzeuger wenden!«
    Also war es doch seine Frau gewesen,
die Sandra mit ihm auf der Murpromenade gesehen hatte. »Ich kann dir nur einen Rat
geben, Sascha: Such dir möglichst rasch psychologische Hilfe, wenn du mit der Situation
nicht klarkommst. Sonst drehst du noch komplett durch.«
    »Vielleicht hast du recht.«
    »Ich habe
sogar ganz sicher recht. Und wenn du mir versprichst, dass du dir gleich morgen
einen Termin beim Psychologen geben lässt, versuch ich, dich zu decken. Im Rahmen
der legalen Möglichkeiten, versteht sich.«
    Bergmann sah sie an und nickte.
    »Und jetzt bring ich dich nach Hause.
So, wie du aussiehst, kann ich dich doch nicht auf die Straße lassen.«
    Bergmann klappte die Sonnenblende
herunter und betrachtete sich im Spiegel. »Und ich

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