Steirerherz
ihrer Hand gegen die Pistole aus und trat blitzschnell gegen die Tür, sodass
diese nach innen aufflog. Sandra lauschte. Nichts regte sich, also verließ sie ihre
Deckung. Mit gestreckten Armen und der Glock im Anschlag, trat sie hinter der dicken,
alten Mauer neben dem Türstock hervor. Entschlossen betrat sie zuerst das fensterlose
Vorzimmer, das nur vom Licht aus dem Flur erhellt wurde. Vorsichtig schlich sie
weiter, öffnete die nächste Tür, um anschließend das Wohnzimmer zu überprüfen, wie
sie es schon tausendfach trainiert und oft genug auch bei realen Polizeieinsätzen
getan hatte. Ohne Partner an ihrer Seite hatte sie allerdings ein noch mulmigeres
Gefühl als sonst. Das Adrenalin jagte durch ihren Körper, die Gedanken durch ihren
Kopf. Wo blieb Bergmann nur? Wo war der Verdächtige? War er wirklich aus der Wohnung
geflüchtet? Oder versteckte er sich hier irgendwo? Sandra betrat das Schlafzimmer,
die Waffe immer noch im Anschlag. Ihr erster Blick galt dem riesigen Aquarium, das
über dem Kopfende des breiten Doppelbetts in die Wand eingelassen war. Wegen dieser
exotisch-bunten Zierfische hatte Laubichler also seiner Nachbarin den Schlüssel
überlassen, überlegte Sandra. Wie leichtsinnig von ihm! Er hatte wohl nicht damit
gerechnet, dass die alte Dame den Schlüssel der Polizei beinahe aufdrängen würde.
Entweder er war nicht besonders clever oder er hatte nichts zu verbergen. Aber warum
war er dann vor ihnen getürmt? Sandras zweiter Blick fiel auf das Fenster, das sperrangelweit
offen stand. Doch zuerst musste sie am Schrank vorbei. Mit einem Ruck schob sie
die Schiebetüren beiseite und wartete einen Augenblick. Dann strich sie mit der
Waffe über die Kleidungsstücke. Auch im Schrank war nichts Verdächtiges zu entdecken.
Sandra schlich weiter zum Fenster, um hinauszusehen und sich schließlich über den
Fenstersims zu beugen. Gut möglich, dass Laubichler von hier aus über die Regenrinne
bis auf das Wellblechdach des Schuppens und von dort aus hinunter in den Hof gelangt
war. Momentan war jedoch weit und breit niemand zu sehen. Sandra machte kehrt und
zog die Eingangstür im Vorzimmer zu, damit niemand unbemerkt eintreten konnte. Übers
Wohnzimmer betrat sie danach einen weiteren Raum, den Laubichler als Büro nutzte.
Ob sein PC eingeschaltet war? Sie näherte sich dem Schreibtisch, der noch um einiges
unaufgeräumter als der Bergmanns war. Ein Klick auf die Enter-Taste erhellte den
Bildschirm. Sandra aktivierte den Button auf dem Desktop, der schließlich preisgab,
womit Laubichler zuletzt beschäftigt gewesen war. Wieso hatte er nicht wenigstens
versucht, die Spuren zu beseitigen? Noch leichter hätte er es ihnen nicht machen
können. Sandra wählte Bergmanns Handynummer. »Hast du ihn erwischt?«, erkundigte
sie sich.
»Nein! Wenn er sich nicht in seiner
Wohnung verkrochen hat, ist er abgehauen«, keuchte Bergmann ins Telefon. »Wo bist
du?«
»In Laubichlers Wohnung.«
»Hat er dich doch noch hineinlassen?«
»Nein. Ich bin allein hier drin.«
»Was? Das glaub ich jetzt aber nicht!«
»Glaub es ruhig. Und beweg deinen
Hintern schleunigst hierher. Ich hab belastendes Material auf seinem PC gefunden«, sagte sie und legte auf.
Danach rief sie in der Einsatzzentrale an, damit die zuständigen Kollegen informiert
wurden, und beantragte nachträglich einen Hausdurchsuchungsbefehl beim Staatsanwalt.
Keine fünf Minuten später klingelte es im Vorzimmer. Sandra drückte den Türöffner
an der Gegensprechanlage und blickte durch den Spion, bis Bergmanns verzerrte Figur
dahinter auftauchte. Dann sperrte sie die Wohnungstür auf, um hinter ihm wieder
abzuschließen.
»Wie bist du denn überhaupt in die
Wohnung hineingekommen? … Du hast
doch nicht etwa …?«,
fragte er, immer noch atemlos.
»Wo denkst du hin? Die Nachbarin
war so nett, mir den Reserveschlüssel zu überlassen.«
Bergmann schüttelte ungläubig den
Kopf und folgte Sandra ins Arbeitszimmer.
»Sieh dir das mal an.« Sie deutete
auf den PC-Monitor.
Bergmann trat näher. »Wusste ich
es doch! Solche Typen ändern sich nicht …«
»Warum macht er es uns so einfach?
Er hätte doch wenigstens den Computer herunterfahren können, bevor er türmt«, meinte
Sandra.
»Kurzschlussreaktion, würde ich
sagen.« Wütend starrte Bergmann auf den Monitor und klickte ein Foto nach dem anderen
an.
»Dieses Aquarium im Hintergrund
befindet sich in seinem Schlafzimmer«, erklärte Sandra ihm.
»Das ist abartig!« Bergmanns Faust
knallte
Weitere Kostenlose Bücher