Steirerherz
getragen wurde, schob. Hausner schwankte leicht und sank
wortlos auf einen der ausladenden Fauteuils.
Auf die Handschellen konnte sie
getrost verzichten, dachte Sandra. Offensichtlich war der Mann nicht in der körperlichen
Verfassung, um zu flüchten. Mit dem Handrücken wischte er sich den Schweiß von der
Stirn.
Sandra erhob sich und öffnete eines
der Fenster. Nicht nur, um frische Luft ins Zimmer zu lassen, sondern auch, um Siebenbrunner
das Einsatzzeichen zu geben. Jetzt, da Hausner informiert war, konnte mit der Spurensicherung
begonnen werden.
Hinter Sandras Rücken sprach Bergmann
mit dem Beschuldigten. »Sie sollten Ihren Anwalt verständigen«, riet er ihm. »Bewahren
Sie im Haus unerlaubte Substanzen auf? GHB, auch Liquid Ecstasy genannt, oder K.o.-Tropfen?«,
fragte er weiter, während Sandra sich wieder zu den Männern begab.
Hausner schüttelte den Kopf.
»Ich rate Ihnen, die Wahrheit zu
sagen«, sagte Bergmann, als Siebenbrunner den Kopf zur Tür hereinsteckte. »Die Kollegen
werden gleich Ihr Haus auf den Kopf stellen. Die finden alles. Das können Sie mir
glauben. Fangt am besten oben an!« Der Kriminaltechniker verschwand wieder.
»Halten Sie mich wirklich für so
dumm, dass …« Hausner
stockte jäh und schnappte nach Luft. Mit Panik im Blick griff er sich an die Brust.
Bergmann sprang auf. »Ruf einen
Notarzt, Sandra! Das sieht mir nach einem Herzinfarkt aus …« Er zog den röchelnden Mann vom
Fauteuil auf den Perserteppich, während Sandra die Notrufnummer wählte.
»In fünf bis zehn Minuten ist jemand
hier«, sagte sie nach einer gefühlten Ewigkeit und kniete sich neben Bergmann, der
Hausners Puls fühlte.
Der Atem des übergewichtigen Mannes
ging inzwischen wieder ein wenig ruhiger. »Ich hab sie … nicht umgebracht, die Valentina … Ich hab sie doch geliebt«, stammelte
er.
»Deshalb haben Sie ihr Drogen verabreicht
und sie anschließend vergewaltigt?«, fragte Bergmann.
Hausner rang nach Luft.
»Ruhig, Herr Hausner. Versuchen
Sie, ganz ruhig zu atmen. Der Notarzt wird gleich hier sein.«
»Ich hab ihr doch nur … diese harmlose Partydroge gegeben …« Hausners Röcheln war besorgniserregend.
»… und sie anschließend vergewaltigt«,
beendete Bergmann den Satz. »Wir wissen inzwischen, dass Sie der Vater ihres Kindes
gewesen wären«, fügte er hinzu.
Sandra stieß dem Chefinspektor ihren
Ellenbogen in die Rippen. Das und ihr eindringlicher Blick brachten ihn augenblicklich
zum Schweigen. Jede weitere Aufregung konnte Engelbert Hausner umbringen. Sie glaubte
dem Mann, dass er Valentina nicht ermordet hatte. Und Pia erst recht nicht. Im Angesicht
des eigenen Todes gab es wohl auch keinen Grund mehr zu lügen. Vermutlich starb
es sich nach einer Beichte sogar leichter als mit einem Mord auf dem Gewissen, selbst
wenn man nicht gläubig war. Hoffentlich segnete Hausner nicht ausgerechnet vor ihren
Füßen das Zeitliche und entging auf diese Weise seiner irdischen Strafe. Das Martinshorn,
das sie in der Ferne vernahm, riss Sandra aus ihren morbiden Gedanken. Ihr fiel
ein, dass der Rettungswagen gar nicht bis zum Haus vorfahren konnte. »Unsere Autos
müssen von der Einfahrt verschwinden«, erklärte sie knapp und stand auf.
»Schick die Kollegen am besten gleich
nach Hause. Die Einvernehmung ist hier fürs Erste beendet. Zu einer Überstellung
in die JVA wird es heute wohl nicht mehr kommen. Nur die SpuSi soll hier weitermachen«,
gab Bergmann ihr mit auf den Weg nach draußen.
In der Halle kam ihr Daniela Toifl
entgegen. »Was ist los? Ist was passiert?«, fragte die junge Frau besorgt.
»Herr Hausner
hat einen Schwächeanfall. Der Notarzt ist bereits verständigt«, erklärte ihr Sandra
im Vorbeilaufen.
Wenige Minuten
später wurde Engelbert Hausner vom Notarzt erstversorgt und anschließend ins Grazer
LKH-Universitätsklinikum abtransportiert. Sandra und Bergmann sahen sich in den
Wohnräumen und im Keller um, die außer noch mehr sündhaft teurem Kitsch, einer Finnischen
Sauna und einem Schwimmbad nichts Außergewöhnliches zu bieten hatten. Augenscheinliche
Spuren eines möglichen Gewaltverbrechens waren nirgendwo auszumachen. Den Rest überließen
sie der Spurensicherung, die ihre Arbeit in aller Ruhe zu Ende führen sollte. Auch
wenn Sandra fast sicher war, dass sie hier nichts Brauchbares finden würden. Sie
verabschiedeten sich von Hausners völlig aufgelöster Freundin, für die Sandra einfach
keine tröstenden Worte einfallen wollten. Wenn Engelbert
Weitere Kostenlose Bücher