Steirerherz
stand ihr hervorragend. Die Farben
schmeichelten ihrem Teint und den grünen Augen. Den tiefen Ausschnitt fand sie etwas
gewöhnungsbedürftig, aber dass Männer ihre Freude daran hatten, war nicht besonders
schwer nachzuvollziehen. Hoffentlich würde sie Bergmann in diesem Aufzug nicht über
den Weg laufen. Seinen Kommentar über ihr ungewöhnlich üppiges Dekolletee wollte
sie sich lieber ersparen.
»Voll geil! Das nehmen wir!« Julius
freute sich wie ein kleines Kind. »Es gefällt dir doch auch, Sandra?«, fragte er
und trat von hinten an sie heran, um ihr über die Schulter in den Ausschnitt zu
blicken, was Sandra im Spiegel beobachten konnte.
»Für ein Dirndl gar nicht mal so
schlecht«, gab sie zu.
Julius drehte sie herum. »Du siehst
verdammt sexy aus, Lady. Wusste ich’s doch …« Er küsste sie auf den Mund, fasste ihr mit beiden Händen an die
Pobacken und drückte sie an sich. »Am liebsten würde ich dich gleich hier in der
Umkleidekabine vernaschen«, flüsterte er ihr zu, »aber leider müssen wir jetzt los.
Ich bin ohnehin schon spät dran. Sonst hätt ich noch die Jeans gegen meine Lederhose
getauscht.« Dass Julius auch im zünftigen steirischen Beinkleid umwerfend aussah,
bezweifelte Sandra keine Sekunde. Mit ihren alten Kleidungsstücken unterm Arm, folgte
sie ihm zur Kassa, wo Julius seine Brieftasche zückte.
»Das kommt überhaupt nicht infrage.
Ich zahl das selber«, protestierte sie. Gehorsam steckte Julius seine Brieftasche
wieder ein. »Können Sie mein G’wand bitte einpacken? Das Dirndl und die Strümpfe
behalt ich gleich an«, wandte sie sich an die Verkäuferin und legte ihre alten Sachen
auf den Tresen. Wenigstens die schwarzen Schuhe passten so einigermaßen zu ihrem
neuen Outfit.
»Aber ich wollte dir doch eine Freude
bereiten.« Julius klang enttäuscht, als sie ihre Kreditkarte aus der Geldbörse zog.
»Ich freu mich doch auch so.« Sandra
reichte der Verkäuferin die Karte. Das Dirndl war viel zu teuer, als dass sie es
Julius bezahlen lassen wollte. Schließlich waren sie kein Paar. Nicht im herkömmlichen
Sinn jedenfalls.
»Ist meine Freundin nicht wunderschön?«,
meinte Julius stolz, zur Verkäuferin gewandt, und nahm ihr den bunt bedruckten Papiersack
mit Sandras alten Sachen ab.
Hatte er eben meine Freundin gesagt? Sandra wusste nicht, ob sie sich freuen oder davonlaufen sollte, bevor es
zu spät war. Sie wollte keine feste Beziehung. Dafür waren weder Platz noch genügend
Zeit in ihrem Leben, wie die Vergangenheit mal mehr, mal weniger schmerzlich, aber
durchwegs deutlich gezeigt hatte. Warum sollte es ausgerechnet mit Julius klappen?
Andererseits – warum nicht? Sollte sie ihm und sich nicht doch eine Chance geben?
Vielleicht würde er sie nicht mit Haut und Haar vereinnahmen wollen wie die Männer
vor ihm, ihr die nötigen Freiräume lassen, die sie für ihren Beruf benötigte, aber
auch für sich selbst.War sie am Ende gar verliebt in diesen kindischen Kerl? Diesen
wunderbar einfallsreichen, ausdauernden Liebhaber. Diesen erfrischend ungestümen,
einfach nur bezaubernden Mann.
Noch am selben Abend musste sich
Sandra all diese Fragen mit Ja beantworten. Ja, sie war verrückt nach Julius Czerny.
Und wie es aussah, war er es auch nach ihr.
Kapitel 11
Sonntag, 11. September
1.
»Ich muss los! Bergmann wartet auf mich.« Sandra
versuchte zum wiederholten Mal, sich aus Julius’ Umarmung zu lösen. In zehn Minuten
sollte sie den Chefinspektor abholen. Das war unmöglich zu schaffen. Sie war zwar
nicht zwanghaft pünktlich wie ihre Mutter, die immer versucht hatte, ihr diese Eigenschaft
ebenfalls einzubläuen, aber Dienst war nun mal Dienst.
»Es ist Sonntag. Und ich brauche
dich noch viel mehr als dieser Bergmann«, meinte Julius und hob die Bettdecke hoch.
»Schau mal: Er will dich schon wieder.«
»Daran zweifle ich nicht im Geringsten,
Julius. Trotzdem muss ich jetzt gehen. Ich habe Bereitschaft, und der Einsatz geht
nun mal leider vor.« Sandra versuchte aufzustehen.
Julius hielt sie an der Schulter
fest. »Nur noch ein letztes Mal drücken. Komm her zu mir …«, bettelte er und zog sie näher
an sich heran. Einfach machte er es ihr nicht gerade, standhaft zu bleiben. Während
er sie küsste, nahm er ihre Hand und führte sie an seine stramme Männlichkeit.
Dennoch gelang es Sandra, sich von
ihm loszureißen. »Julius! Bitte! Ich muss jetzt wirklich gehen«, sagte sie so streng,
wie sie nur konnte.
»Dann mach ich es mir eben
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