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Steirerherz

Steirerherz

Titel: Steirerherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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am Waschbecken auf, um die Tablette mit kaltem Wasser hinunterzuspülen.
Sie ekelte sich vor der Pille, doch sie wusste, dass die beruhigende Wirkung unmittelbar
einsetzen würde. Erschöpft ließ sie sich am Rand der Badewanne nieder und atmete
ein paar Mal tief durch. Das Schmuckstück in ihrer Hand starrte sie an. Hätte Julius
ihr etwas antun wollen, hätte er es längst getan, rief sie sich zur Vernunft. Sie
spitzte die Ohren. War er überhaupt noch da? Wahrscheinlich hatte sie ihn in die
Flucht geschlagen. Sicher war er fürchterlich erschrocken über ihr Verhalten. Julius
war doch kein Mörder! Er war ihr Geliebter, kein verdammter Serienkiller! Und Sandra
war nicht die Tochter eines Landwirts. Oder spielte das am Ende gar keine Rolle?
Ruhig, Sandra! Sei ruhig, redete sie sich selbst gut zu. Julius ist kein Verbrecher!
Er ist niemals der Mörder, nach dem du suchst. Er kann es gar nicht sein. Oder etwa
doch? Vielleicht waren die beiden Mädchen auch zu gutgläubig gewesen. Und nun waren
sie tot.
    »Soll ich einen
Arzt rufen?« Julius stand jetzt angezogen in der Tür und sah sie besorgt an.
    »Nein. Es geht schon wieder. Es
tut mir so leid, Julius.«
    »Erklärst du es mir, bitte?« Er
stand da wie ein geprügelter Hund.
    »Das sollte ich wohl, nachdem ich
mich so aufgeführt habe.« Was musste er nur von ihr denken? So etwas Peinliches
war ihr noch nie passiert. »Es tut mir so leid, Julius«, wiederholte Sandra ihre
Entschuldigung und schlüpfte in den Bademantel. Julius trat näher an sie heran.
Sie wagte es nicht, ihm ihn die Augen zu blicken. Ebenso wenig wollte sie das Halsband
loslassen.
    »Schon gut«, sagte er und strich
über ihre Wange. »Was hältst du von einem Tee und einer Jausn?«
    Sandra nickte. »Ein Tee wär fein.«
Julius nahm sie in die Arme und drückte sie, ohne etwas zu sagen. Es fühlte sich
gut an. Er roch vertraut. Er wollte ihr nichts zuleide tun. Er war kein wahnsinniger
Serienmörder. Sie war paranoid. Das Mittel wirkte und ließ sie wieder klar denken.
    Julius lockerte seine Umarmung.
»Komm, gehen wir in die Küche«, sagte er und ging voraus. »Setz dich hin und erzähl
mir, was das eben sollte. Ich mach uns ein paar Käsebrote.«
    Sandra folgte ihm und legte das
Halsband vor sich auf den Tisch. Julius öffnete den Küchenschrank. »Du hast doch
sicher von den Mordfällen in der Weststeiermark gehört. Diese beiden Bauerntöchter
…«, sagte sie.
    Julius nickte und griff nach einem
Teebeutel. »Schreckliche Geschichte«, meinte er.
    »Ich ermittle in diesen Mordfällen.«
    »Mhm.«
    »Dieses Schmuckstück, das du mir
geschenkt hast … Beide
Leichen hatten genauso ein schwarzes Lederband mit einem silbernen Herzen um den
Hals«, erzählte sie, während Julius ihren Tee zubereitete.
    »Nun ja … Dieser Schmuck liegt gerade voll
im Trend«, meinte er.
    »Mag sein. Aber wie es aussieht,
hat der Täter die Bänder samt Anhänger extra für die beiden Mädchen besorgt, um
sie damit zu erdrosseln. Es handelt sich um die Tatwaffe.«
    »Was?« Um ein Haar wären Julius
die beiden Teller entglitten und zu Boden gefallen. Er stellte sie auf der Arbeitsplatte
ab und sah Sandra an.
    »Ja, du hast
richtig gehört. Die Opfer wurden mit dem gleichen Lederhalsband erdrosselt, das
du mir geschenkt hast. Ich dachte vorhin, mich trifft der Schlag«, gab Sandra zögerlich
zu. »Es tut mir wirklich leid, dass ich dermaßen in Panik geraten bin«, setzte sie
nach.
    »Um Gottes willen! Das versteh ich
ja … Aber … soll das heißen, dass du mich
für diesen Killer gehalten hast?« Julius verstummte. Kopfschüttelnd öffnete er den
Kühlschrank.
    »Na ja, so gut kennen wir uns halt
noch nicht«, versuchte sich Sandra zu rechtfertigen. Dass sie früher schon mit Panikattacken
zu kämpfen gehabt hatte, ließ sie an dieser Stelle lieber unerwähnt. Sie war sich
nicht sicher, ob sie ihm schon so weit vertrauen konnte.
    Julius stellte die Butterdose und
den Plastikbehälter ab, in dem Sandra den Käse aufbewahrte, und holte das Brot aus
dem Leinensack. Das Messer in seiner Rechten sägte sich durch den Laib. »Wir kennen
uns vielleicht noch nicht lange, aber dass du mich nach diesem Wochenende für einen
Serienmörder hältst …« Wieder
schüttelte er den Kopf, während er das Brotmesser gegen ein kleineres eintauschte,
um damit Butter auf die Brotschnitten zu schmieren.
    »Im Nachhinein kommt mir der Gedanke
ja auch ziemlich absurd vor«, gab Sandra zu. »Aber ich hab halt schon einiges miterlebt

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