Steirerherz
fügte sie hinzu.
»Dann nehm ich mir inzwischen die
andere Aufstellung vor, die Miriam uns gestern noch gemailt hat. Und dann das Täterprofil
von der Reichelt.« Bergmann wandte seine Aufmerksamkeit dem Bildschirm zu.
Sandra vertiefte sich in die Liste
mit den Namen derer, die sowohl Pia Fürnpass als auch Valentina Trimmel gekannt
hatten. Einige waren ihr bereits bekannt, alle anderen musste sie noch überprüfen.
Dafür loggte sie sich erst einmal in die zentrale Datenbank ein.
»Wie lange kennst du deinen Julius
Czerny eigentlich schon?«, fragte Bergmann ohne Vorwarnung.
Sandra fühlte einen Stich in der
Herzgegend. Was sollte das jetzt wieder? Musste Bergmann unbedingt in ihrer frischen
Wunde bohren? »Er ist nicht mein Julius Czerny!«, schnauzte sie den Chefinspektor
an.
»Offensichtlich nicht. Julius Czerny
hat am 24. August zwei dieser Lederhalsbänder mit Herzanhängern gekauft.«
Sandra starrte Bergmann ungläubig
an. » Was ? Bist du dir sicher?«, fragte sie.
»Hast du dir denn noch gar nicht
Miriams Aufstellung angesehen?«
»Nicht so genau. Das wollte ich
erst tun, wenn die Liste vollständig ist«, gab Sandra zu und sah hinüber zur Magnettafel.
»Am 24. August kannte ich Julius noch gar nicht. Außerdem ist das doch der Tag,
an dem das erste Opfer verschwunden ist«, fügte sie hinzu.
»Eben. Vielleicht war deine Panikattacke
ja doch nicht ganz unbegründet. Denn es kommt noch viel besser. Wenn ich recht habe,
wovon ich ausgehe, zeigt der Buchstabe in der Artikelnummer, welche Initiale auf
dem jeweiligen Herzen eingraviert war. Dieses Detail hat Miriam scheinbar übersehen.«
»Du erzählst mir jetzt aber nicht,
dass Julius Herzen mit V- und P-Initialgravuren gekauft hat?«
»Doch. Genau das wollte ich dir
eben erzählen.«
Sandra wusste nicht mehr, was sie
denken sollte. Es gelang ihr nicht einmal, den Vorfall vom Sonntag in ihrem Gedächtnis
abzurufen. So sehr sie es auch versuchte. Die Bilder verschwammen. Momentan konnte
sie überhaupt keinen klaren Gedanken fassen. Hatte Julius sie am Ende doch erdrosseln
wollen? Hatte er die beiden Mädchen auf dem Gewissen?
»Ich schlage vor, wir statten Julius
Czerny einen Besuch ab.«
Auch das noch! Sandra hatte gehofft,
Julius nie wieder begegnen zu müssen. Wenn er jetzt auch noch ein Mörder war …
»Sandra? Was ist? Kommst du mit?«
»Ich?«
»Ja, sicher. Du wolltest dich doch
selbst um ihn kümmern. Oder hab ich da was falsch verstanden?«
»Nein, nein. Du hast recht«, mimte
Sandra die Starke. Dabei fürchtete sie sich davor, Julius gegenüberzutreten. Nicht
weil sie Angst hatte, er könne ihr in Bergmanns Anwesenheit etwas antun, sondern
weil sie nicht wusste, welche Gefühle diese Begegnung in ihr auslösen würden. Was,
wenn Julius Czerny wirklich der gesuchte Serienmörder war? Hatte er sie dermaßen
täuschen können?
2.
»Sandra!«, rief Julius überrascht, als er aus dem Studio in den Vorraum
trat. Gleichzeitig mit seinem Erscheinen war die Moderatorin der nächsten Sendung
im Aufnahmeraum verschwunden. Ausgerechnet jetzt befand sich Bergmann auf der Toilette!
Reiß dich zusammen!, zwang sich Sandra, wenigstens nach außen hin ruhig zu bleiben.
»Freu dich nicht zu früh«, erwiderte sie streng und fegte damit das Lächeln aus
Julius’ Gesicht. Erst jetzt fiel ihr auf, wie erschöpft er wirkte. »Ich bin beruflich
hier. Und ich bin nicht allein«, ergänzte sie, als Bergmann endlich den Vorraum
betrat.
»Setz dich …, setzen Sie sich, bitte.« Julius
deutete auf das kleine Sofa. Er selbst nahm auf dem Klappstuhl Platz. Sandra war
froh, dass sie sich hinsetzen konnte. Die Begegnung mit Julius hatte ihr weiche
Knie beschert. Sie zwang sich, nicht an den großartigen Sex zu denken, den sie erst
vor wenigen Tagen miteinander gehabt hatten, entgegen der Signale, die ihr Unterleib
aussendete. Wie verrückt war das denn?
»Zu allererst, Herr Czerny«, eröffnete
Bergmann die Vernehmung, »es mag mich nichts angehen, dass Sie das Vertrauen meiner
Kollegin missbraucht und damit ihren Job gefährdet haben – schließlich ist Frau
Mohr erwachsen und sollte wissen, was sie wem erzählt und was nicht. Trotzdem war
es nicht nur eines Journalisten unwürdig, vertrauliche Polizeiinformationen zu veröffentlichen,
es war darüber hinaus auch noch höchst unverantwortlich. Sie haben damit unsere
Ermittlungen gefährdet und vielleicht sogar weitere Menschenleben.«
»Sind Sie dann endlich fertig mit
Ihrer Predigt?«,
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