Steirerherz
interpretiert.«
»Das hat man nun davon, wenn man
freundlich zu euch Weibern ist«, meinte Bergmann beleidigt.
Sandra musste lachen. »Zu unserer
Gerichtsmedizinerin warst du dann wohl auch nur freundlich«, stichelte sie.
»Das ist etwas völlig anderes.«
Also doch!,
dachte Sandra und sparte sich jeden weiteren Kommentar. Mehr wollte sie gar nicht
wissen.
»Warum sollte
Miriam ihre kranke Mutter vorschieben, wenn du ohnehin von diesem Fototermin wusstest?«,
kam Bergmann auf die junge Kollegin zurück.
»Vielleicht, weil du im Zimmer warst,
als sie nach einem Urlaubstag gefragt hat?«
»Jetzt hör schon damit auf«, sagte
Bergmann sichtlich zerknirscht. Noch einmal versuchte er, Miriam telefonisch zu
erreichen. Wieder vergeblich.
»Wir werden ja gleich sehen, ob
ich mit meiner Vermutung richtigliege«, meinte Sandra, als sie den Dienstwagen in
den Hof des ehemaligen Fabriksgeländes lenkte, das neben Charly Kramers Fotostudio
noch eine Werbeagentur beherbergte.
Im Fotostudio herrschte ähnliches
Treiben wie beim letzten Mal. Nur dass diesmal Lady Gaga aus den Boxen plärrte und
Charly Kramer auf einer Leiter stand, um das aktuelle Model aus der Vogelperspektive
zu fotografieren. Beim Anblick der Brünetten in Dessous hob Bergmann verzückt die
Augenbrauen. Sandra war fast erleichtert, dass es nicht Miriam war, die sich dort
vorne lasziv vor der Kamera rekelte. Andererseits hatte sie gehofft, die junge Kollegin
hier anzutreffen. Leider hatte ihr Instinkt sie getäuscht. Wo, verdammt noch mal,
steckte Miriam bloß?
»Kurze Pause!«, verkündete Charly
Kramer bei Sandras Anblick und stieg die Leiter hinab. Auf halbem Weg hielt er inne
und reichte die Kamera seinem Assistenten hinunter. »Lad die Fotos runter, Dietmar!«,
rief er und wandte sich dann Sandra zu. »Sie schon wieder! Ihr Timing ist wirklich
hundsmiserabel.«
»Das tut mir sehr leid«, sagte Sandra,
ohne es zu meinen. Dann stellte sie dem Fotografen den Chefinspektor vor, dessen
leuchtende Augen an jene eines kleinen Jungen vor dem Weihnachtsbaum erinnerten.
Wenigstens war Bergmann nicht so peinlich, das Model, das inzwischen einen Frotteebademantel
und Filzpantoffeln angezogen hatte, allzu auffällig anzustarren.
»Haben Sie von Miriam Seifert etwas
gehört?«
Kramer starrte sie verständnislos
an.
»Sie erinnern sich doch sicher an
meine junge Kollegin vom letzten Mal«, half ihm Sandra auf die Sprünge.
»Ach die! Wieso sollte ich etwas
von Ihrer Kollegin gehört haben?«
»Na, Sie wollten doch Testaufnahmen
von ihr machen.«
»Ach so. Für Testshootings ist mein
Assistent Volker zuständig. Aber soweit ich weiß, hat die kleine Polizistin einen
Rückzieher gemacht.«
»Wirklich? Warum denn das?«, fragte
Sandra erstaunt.
»Das müssten Sie schon Volker fragen.
Aber der ist heute nicht hier. Er hat sich die ganze Woche frei genommen.«
»Ist er weggefahren?«
»Hören Sie: Das weiß ich wirklich
nicht. Außerdem muss ich jetzt weiterarbeiten«, meinte der Fotograf ungeduldig.
»Der Kunde schaut bereits ganz nervös herüber.«
»Das war’s ja auch schon wieder.
Danke, Herr Kramer.« Sandra verabschiedete sich und drehte sich auf dem Absatz um.
Bergmann folgte ihr schweigend. An der Tür warf er einen letzten Blick auf die junge
Elfe in weißer Spitzenwäsche, der eben wieder der wärmende Bademantel abgenommen
wurde. »Was für ein geiler Job! Den hätte ich auch gern«, schwärmte er draußen.
»Du als Dessous-Model? Na, ich weiß
nicht«, scherzte Sandra.
Bergmann grinste. »Ich hatte dabei
mehr an Fotograf gedacht.«
»Im nächsten Leben vielleicht«,
meinte Sandra und wurde wieder ernst. »Wir müssen Miriam finden. Ich mach mir jetzt
wirklich Sorgen um sie.«
Bergmann stieg gerade ins Auto ein,
als Sandra plötzlich der blaue Transporter auffiel, hinter dem sie parkte. Obwohl
es immer noch wie aus Schaffeln goss, bückte sie sich, um das Profil des rechten
Hinterreifens zu überprüfen. Dann ging sie nach vorn, um einen Blick durch das Seitenfenster
in den Fahrerraum zu werfen, der vom Laderaum durch eine Wand abgetrennt war. Schließlich
stieg sie zu Bergmann in den Wagen.
»Und? Was schlägst du als Nächstes
vor?«, fragte er.
»Lass uns Volker Neidhardt noch
einmal einvernehmen.«
3.
Isabella Rauschenbach öffnete die Tür und bat die beiden Kriminalbeamten
herein. »Am besten gehen wir in die Küche. Überall anders herrscht das volle Chaos,
wie Sie ja selbst sehen können«, sagte die Rothaarige im
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