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Steirerherz

Steirerherz

Titel: Steirerherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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den Stau zu geraten, der
sich drei Kilometer vor der nächsten Baustelle gebildet hatte. Genervt stellte sie
den Motor ab und ließ das Fenster hinunter. Für Ende August waren 28 Grad Außentemperatur
noch recht beachtlich. Um die unfreiwillige Wartezeit zu nutzen, griff Sandra zum
Handy und versuchte, Egon Hausner zu erreichen. Doch dieser verkündete auf Tonband,
dass er sich bis auf Weiteres im Ausland aufhalte und daher weder seine Mobilbox
abhören noch zurückrufen würde. Dennoch hinterließ ihm Sandra eine Nachricht, in
der sie um seinen dringenden Rückruf bat.
    »Wenn der junge
Hausner nicht erreichbar ist, statten wir doch gleich mal dem Alten einen Besuch
ab. Lass uns in das Autohaus in Liebenau fahren.«
    »Du denkst doch
nicht etwa daran, dir so einen Luxusboliden zuzulegen, der in wenigen Sekunden von
null auf hundert beschleunigt?«, neckte Sandra den Kollegen. Allein bei der Vorstellung
musste sie lauthals lachen. Bisher hatte Bergmann nur ein einziges Mal hinterm Steuer
des Dienstwagens gesessen, weil Sandra – dank ihres kriminellen Halbbruders – eine
eingegipste Nase gehabt hatte und ihr Sichtfeld stark eingeschränkt gewesen war.
Dass Bergmann die Anspielung verstanden hatte, bestätigte ihr seine leicht verzogene
Oberlippe. Verbal ging er nicht darauf ein. »Sag mal, meinst du nicht, dass es an
der Zeit wäre, endlich die Klimaanlage einzuschalten?«, schlug er stattdessen vor.
    »Du weißt doch,
dass ich davon Verspannungen bekomme.«
    »Dann entspann dich doch einfach
mal, Liebling.« Bergmann klimperte mit den Augen und grinste sie unverschämt an.
    »Ich bin ganz entspannt.
Und hör auf, mich immer Liebling zu nennen!«, protestierte Sandra. Dann ließ sie
auch noch die anderen drei Fenster hinunter, damit die warme Luft im Auto zirkulieren
konnte.
    »Apropos: Da fällt mir doch gleich
Frau Doktor Kehrer wieder ein …«
    Sandra konnte Bergmanns Assoziation
nicht folgen und wollte es auch gar nicht. Seinem Grinsen nach zu urteilen, war
diese ziemlich sicher nicht jugendfrei. Kommentarlos startete sie den Wagen, um
im Schritttempo 50 Meter weiterzufahren, bis die Blechlawine vor ihr erneut ins
Stocken geriet. Warum gab es auf Österreichs Straßen jeden Sommer zahlreiche kilometerlange
Baustellen, auf denen man weder untertags noch nachts jemanden arbeiten sah?, ärgerte
sich Sandra nicht zum ersten Mal über jene staatseigene Infrastrukturgesellschaft,
die für Autobahnen und Schnellstraßen in der Alpenrepublik verantwortlich zeichnete.
Und damit auch für die miserable Koordination der notwendigen Sanierungsmaßnahmen.
    »Jutta war sich doch noch gar nicht
sicher, dass Valentina Trimmel bereits tot war, bevor sie gepfählt wurde«, lenkte
Bergmann ihre Gedanken auf den Fall zurück. »Oder hab ich da vorhin etwas falsch
verstanden?«
    »Jutta? Wer ist Jutta?«, stellte
sich Sandra unwissend.
    »Doktor Jutta Kehrer, die Gerichtsmedizinerin.
Du verarschst mich doch gerade, oder?«
    Nun grinste Sandra, weil Bergmann
ihr auf den Leim gegangen war. Allmählich lernte sie, seine Spielchen zu spielen.
Und wieder schlich die Kolonne knappe 100 Meter vorwärts.
    Bergmann musterte Sandra von der
Seite und wiederholte seine Frage. Ihr Ablenkungsmanöver hatte also doch nicht funktioniert.
    Sandra verneinte. »Doktor Kehrer
konnte noch nichts Konkretes über den zeitlichen Ablauf des Verbrechens sagen. Du
bist ja direkt hinter uns gestanden. Aber Siebenbrunner, der Kriminaltechniker,
hielt es für wahrscheinlich, dass die junge Frau leblos oder zumindest bewusstlos
war, als sie auf den Acker geschleppt wurde.« Dann erzählte sie Bergmann von den
Spuren am Boden und auf den Füßen der Leiche, die die Kollegen von der Tatortgruppe
sichergestellt hatten. Eine konkrete Auswertung erwartete sie frühestens für Dienstag.
Siebenbrunner hatte ihr versprochen, sich zu beeilen.
    Sandra war heilfroh, dass Bergmann
es mit der Wahrheit selbst nicht so genau nahm und ihr die gut gemeinte Notlüge
gegenüber Valentinas Familie nachsah. Normalerweise verabscheute sie Unwahrheiten,
doch in diesem Fall war sie erstens ziemlich sicher, dass ihre Vermutung den Tatsachen
entsprach, und zweitens ersparte sie sich und den Hinterbliebenen die unmenschliche
Vorstellung, was die junge Frau andernfalls erleiden hätte müssen.
    »Gehen wir also davon aus, dass
Valentina Trimmel mit ihrem Lederhalsband erdrosselt und anschließend gepfählt wurde«,
griff Bergmann ihre Annahme auf.
    »Noch dazu auf dem Acker ihres

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