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Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Mein Vater erzählt - Gutkin, P: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Me

Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Mein Vater erzählt - Gutkin, P: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Me

Titel: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Mein Vater erzählt - Gutkin, P: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gutkin
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wieder grinsend: „Wir wollten einfach mal sehen, wie das so ist. Die anderen, mit denen ich am Ufer war, meinten, dass sich das sowieso keiner von uns traut. Als ich dann gesagt habe, dass ich das mache, haben mich die anderen angefeuert. Ich hatte also gar keine andere Wahl.“
    Ich sagte nun doch amüsiert: „Du bist vielleicht ein verrückter Hund.“

Schwimmen im Main
    Im Frühling und Sommer, wenn es das Wetter zuließ, bin ich im Main geschwommen. In Badehose und Latschen und einem Handtuch über der Schulter, ging ich zum Main. Ich brauchte nur ein kurzes Stück die Straße runter zu gehen. Dort lag ein sogenanntes Waschschiff am Ufer. Auf diesem standen die Frauen in einer Reihe und schrubbten die Wäsche über ihre Waschbretter.
    Ich habe das Waschschiff als Absprung genutzt und bin von der Reling aus in den Main gesprungen.
    Ich ließ mich bis unter die Brücke durchtreiben, die die Innenstadt und den Stadtteil Etwashausen miteinander verband, um anschließend wieder ans Ufer zurückzuschwimmen. Und dann das Ganze unzählige Male von vorne.
    Oft sind auch andere Kinder mit geschwommen. Doch richtige Freunde hatte ich in Kitzingen nicht. Auch in der Schule nicht. Für die anderen war ich das Bombenkind aus der Großstadt und sie haben mich kaum beachtet. Das tat weh.

Pfefferminzblätter-Ernte
    Anfang Juli habe ich auf dem Hof der Reinleins bei der Pfefferminzernte geholfen. Mit der Hand habe ich die Pfefferminzblätter Stiel für Stiel gepflückt. Dazu habe ich den Pflanzenstiel im unteren Drittel zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten. Dann wurden die zarten Blätter am Stiel entlang nach oben abgezogen, und ganz oben knipste ich den letzten Stielrest samt aller Blätter mit den Fingern ab.Noch am gleichen Abend haben wir die Blätter auf dem Trockenboden in der Scheune zum Trocknen ausgelegt. Frau Reinlein hat dann Wochen später die Teeblätter verkauft.
    Für meine Hilfe bekam ich immer ein großzügiges, schmackhaftes Essen. Einmal habe ich mit Begeisterung Pichelsteiner gegessen. Eine deftige Delikatesse bestehend aus Kartoffeln, Möhren und Fleisch. Das war köstlich. So lecker habe ich Pichelsteiner bis heute nicht mehr gegessen.
    Oft, wenn ich meinen Bruder besucht habe, sagte ich zu ihm: „Sag mal Frau Reinlein, dass sie beim nächsten mal wieder Pichelsteiner kochen soll.“ Das hat sie dann auch immer für mich gemacht. Die war echt nett.

Zurück nach Düsseldorf
    Im Sommer 1943, nachdem ich ein sehr gutes Zeugnis der Oberschule für Jungen in Kitzingen bekommen hatte, wurden meine Pflegeeltern benachrichtigt, dass ich nach Hause reisen musste. Ich verbrachte ungefähr ein Jahr in Kitzingen und war nun fast zwölf Jahre alt.
    Ich war sehr traurig darüber, dass ich abreisen musste. Ich erinnerte mich an meine Angst während der Luftangriffe in Düsseldorf, und meinen Hunger. Hier herrschte Frieden und es gab genug zu essen.
    Auch meine Pflegefamilie war betrübt. Frau Friedlein würde sicher meine helfende Hand im Haushalt vermissen. Schweren Herzens musste ich meinen Bruder in Dettelbach zurücklassen.
    Am Tag des Abschieds brachte mich meine Pflegemutter zum Bahnhof.
    Bei den meisten Passagieren handelte es sich um Soldaten, die Fronturlaub hatten. Wenn ich mich richtig erinnere, brauchte der Zug für die ungefähr dreihundertfünfzig Kilometer bis nach Düsseldorf fast acht Stunden. Die Dampflokomotive zog die Waggons nur langsam durch die Landschaft. Je näher wir dem Rheinland kamen, um so öfter musste der Zug anhalten und umgeleitet werden, weil zum Beispiel die Schienen von Bomben zerstört waren.
    Wenn der Zug dann mal fuhr, habe ich meinen Kopf zum Fenster rausgehalten. Jetzt konnte ich es kaum erwarten, meine Eltern und meine Geschwister wiederzusehen. Der Preis dafür, dass ich meinen Kopf zum Fenster rausgehalten habe, war ein schwarzes Gesicht. Schuld daran war der Fahrtwind, der den ausgestoßenen Ruß der Lokomotive nach hinten wehte.
    Am späten Nachmittag kam ich in Düsseldorf an. Am Bahnhof hat keiner auf mich gewartet, weil niemand auch nur eine ungefähre Uhrzeit voraussagen konnte, wann ein Zug eintraf.
    Also lief ich mit meinem Pappkarton ungeduldig nach Hause. Meine ganze Familie erwartete mich – außer meinem Bruder Karl, der ja noch in Dettelbach geblieben war.
    Bei dem freudigen Wiedersehen überschüttete mich meine Familie mit Fragen. Viel und lange habe ich über das berichtet, was mein Bruder und ich so alles erlebt hatten.
    Mir wurde vorgegeben, dass

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