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Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Mein Vater erzählt - Gutkin, P: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Me

Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Mein Vater erzählt - Gutkin, P: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Me

Titel: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Mein Vater erzählt - Gutkin, P: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gutkin
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Freilichtbühne
    Im Frühjahr 1944 hatte sich für das Lager Nussknackerbaude in der Nachbarschaft hoher Besuch angemeldet. Der Bannführer der Region kam in das Lager. Alle Lagerbewohner im Umkreis von ungefähr dreißig Kilometern mussten ebenfalls erscheinen, um der Rede des Bannführers zuzuhören. Nahe beim Lager, in dem die vierzehnjährigen Jungen untergebracht waren, befand sich eine Freilichtbühne. Eingebettet in eine abenteuerliche Landschaft und umgeben von steilen Wänden.

    © Peter Wolf
    Fanfarenbläser und Trommler traten auf die Bühne und spielten. Ich war einer der Fanfarenbläser. Der Bannführer hielt seine Rede, die Jugendlichen jubelten ihm zu und wir durften zum Abschluss wieder Musik spielen. Mir war total egal, was der Bannführer quatschte. Ich fand es toll, auf der Bühne zu stehen und meine Fanfare zu blasen.

Führernachwuchslager
    Nach Anweisung des Lagermannschaftsführers wurden mein Klassenkamerad Horst und ich für vier Wochen in ein sogenanntes Führernachwuchslager nach Dresden-Hosterwitz zur besonderen Förderung geschickt.
    Nach zwei Wochen im Führernachwuchslager bekam jeder Pimpf eine sogenannte Findungsaufgabe gestellt. Und zwar jeder eine andere Aufgabe, die am gleichen Tag erledigt sein musste.
    Dazu bekamen wir eine Glatze rasiert, wir durften keine Schuhe anziehen und wir durften nur die halbe Uniform tragen, also keinen Schultergürtel, keinen Knoten. Nur das Braunhemd und die kurze Hose.
    Einer bekam die Aufgabe, im Karl May Museum in Dresden-Radebeul etwas Bestimmtes in Erfahrung zu bringen.
    Ein anderer musste herausbekommen, wie viele Beamte in Dresden, in allen Ämtern zusammen, beschäftigt waren.
    Ich musste herausfinden, wie viele Personen auf der Elbe pro Tag mit der Personenschifffahrt und auf den Ausflugsschiffen befördert werden.
    Das Führernachwuchslager befand sich auf einem Berg außerhalb von Dresden. Natürlich zu Fuß und mit leeren Taschen machte ich mich auf den Weg in die Stadt.
    Zuerst musste ich herausfinden, wer die Verkehrsgesellschaft war, die für die Personenbeförderung auf der Elbe zuständig war.
    Es war nicht ungefährlich, in diesem Aufzug durch die Gegend zu laufen. Leute von der Partei hätten uns für Ausreißer halten können. Jedoch hatte ich einen Ausweis dabei, mit dem ich nachweisen konnte, dass ich dabei war, eine Findungsaufgabe zu lösen.
    Unterwegs bin ich tatsächlich wegen der unvollständigen Uniform ein paar Mal unangenehm aufgefallen.
    Die meisten machten abfällige Bemerkungen über mein Aussehen. Ein Uniformierter der NSDAP sprach mich jedoch unfreundlich an, warum ich in halber Uniform unterwegs bin. Daraufhin zückte ich sofort meinen Ausweis und konnte weiter gehen.
    Ich war den ganzen Tag auf den Beinen und viel zu sehr mit meiner Aufgabe beschäftigt, als dass ich an Essen und Trinken gedacht hätte.
    Nach der Aufgabenerledigung machte ich mich auf den Rückweg. Mit der Rückgabe meines Ausweises wurde registriert, dass ich wieder im Lager angekommen bin.
    Manch einer kam gegen sechs Uhr zurück und mancher erst spät gegen zehn Uhr. Doch alle sind heil wieder gekommen.

Sportschule in Dresden-Tolkewitz
    Ein paar Wochen später besuchte ich, wieder zusammen mit meinem Klassenkameraden Horst, eine Sportschule in Dresden-Tolkewitz.
    In einem durch die NSDAP beschlagnahmten Hotel waren wir gut untergebracht. Jeder hatte ein eigenes Zimmer.
    Wir bekamen bestimmte Sportschuhe, die für uns etwas ganz Besonderes waren und die wir sogar behalten durften. Ebenso die hochwertigen Trainingsanzüge.
    Jeden Tag wurden wir von morgens bis abends in jeder Sportart geschult. Zum Beispiel in Leichtathletik, Geräteturnen in der Halle, Schwimmen und Ballspielen.
    Nach dem Mittagessen mussten wir zwei Stunden liegen und ruhen. Dann wurde weiter trainiert.
    Wir haben uns oft darüber lustig gemacht, wie streng es dort war und zwischen uns gesagt: „Wenn ein Kanaldeckel hochgeht, muss man schon strammstehen und ordnungsgemäß grüßen.“
    Grüßte man nämlich nicht zackig genug, gab es auf jeden Fall Ärger. Die Sportlehrer waren total fanatisch.

Schulferien im Erzgebirge und Besuch in Thüringen
    Seit Ende 1943, also schon seit einigen Monaten, waren meine Mutter und meine Geschwister, außer meinem Bruder Karl, nach Thüringen evakuiert worden. In den Ort Sonnenberg bei Meiningen. Sie wohnten auf einem großen Bauernhof zusammen mit der Familie des Bauern.
    Nun freute ich mich auf meine Sommerferien, weil ich meine Familie

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