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Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Mein Vater erzählt - Gutkin, P: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Me

Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Mein Vater erzählt - Gutkin, P: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Me

Titel: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Mein Vater erzählt - Gutkin, P: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gutkin
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der zu einem Bauernhof führte, zweigte von der Hauptstraße ab. Von weitem erkannte ich einen Mann, der Holz hackte. So rutschten wir auf den schmalen Weg Richtung Hof und fuhren auf ihn zu.
    Dort angekommen rief ich: „Entschuldigung! Haben Sie eine Gruppe weiß gekleideter Skifahrer gesehen?“
    Er unterbrach kurz seine Arbeit und antwortete: „Nein, ich habe niemanden gesehen.“
    Ohne uns weiter zu beachten, hackte er wieder auf die großen Holzstücke.
    Missmutig wendeten wir unsere Skier.
    Auf halber Strecke zurück zur Hauptstraße stoppte ich und drehte meine Skier geschickt quer zu dem schmalen Weg. Dabei hob ich meine Beine so hoch, dass ich mit den Vorderspitzen auf dem Schneeberg der einen Seite des Weges und mit dem hinteren Ende der Skier auf dem Schneeberg der anderen Seite des Weges zu stehen kam. So schwebte ich ungefähr einen halben Meter über dem Weg und hielt Ausschau nach der anderen Gruppe – bis die Skier in der Mitte durchbrachen. Ich knallte unsanft mit meinem Allerwertesten voran auf den Weg, und mehrere Skistücke auf mich drauf. Die Bindung hatte ich noch an den Füßen, als ich lachend losprustete und sich auch meine Freunde vor Lachen kaum halten konnten. Nachdem wir uns beruhigt hatten, sammelte ich die Reste meiner Skier auf und wir machten uns auf den Rückweg.
    Das Geländespiel hatte unsere Gruppe verloren. Aber ich wette, dass wir auf meine Kosten den meisten Spaß hatten.
    Natürlich hatte der Spaß auch Konsequenzen. Mein Vater in Düsseldorf bekam die Rechnung. Er sollte dreißig Reichsmark für die Skier bezahlen. Das war damals sehr viel Geld, das mein Vater nicht aufbringen konnte. Trotzdem durfte ich mein neues Paar Skier behalten. Eine Strafe wurde mir nicht aufgebrummt.
    Manchmal dauerten Geländespiele bis in die Dunkelheit. Wenn wir dann auf einem der verstreut liegenden Bauernhöfen noch Licht brennen sahen, sind wir ganz dicht herangegangen, um durch die Fenster zu lauern.
    Dabei beobachteten wir oft, wie die Familien am Tisch beisammen saßen und Holzfiguren schnitzten. Auch die Kinder bearbeiteten Holzklötze mit den Schnitzmessern. Bis heute sind die Holzschnitzarbeiten aus dem Erzgebirge weltberühmt, wobei die heutigen Figuren wohl meist mit Hilfe einer Drehmaschine hergestellt werden.

Streich gegen den Lagermannschaftsführer
    Da mein Lehrer wusste, dass ich in Düsseldorf Fanfarentrompete gespielt hatte, wurde mir auch hier in Seiffen ein solches Blasinstrument überlassen. Damit musste ich jeden Abend den Zapfenstreich blasen. Beim dritten Blasen des Zapfenstreichs wurde die Flaggeheruntergeholt – wie in einer Kaserne. Danach mussten wir in unsere Betten. Außer zum Toilettengang durfte bis zum Morgen keiner mehr die Stube verlassen.
    Bis auf den Lagermannschaftsführer. Er war ein damals achtzehnjähriger junger Mann aus Krefeld. Seine Freundin, die er oft besuchte, wohnte im Dorf.
    Wenn er also nachts zurück kam und in sein Zimmer ging, bewegte er sich immer sehr laut. Er nahm keine Rücksicht auf uns schlafende Jungen und knallte ständig, wie absichtlich, seine Zimmertür zu. Natürlich wurden wir immer alle wach.
    Nachdem wir überlegt hatten, wie wir ihm einen Denkzettel verpassen könnten, besorgten wir uns Heftzwecken aus dem Kramladen unten im Gasthaus.
    Wir mussten nicht lange darauf warten, dass unser Lagermannschaftsführer seine Freundin im Dorf besuchte.
    Während seiner Abwesenheit schlichen wir uns zu seinem Zimmer, und legten vorsichtig einige Heftzwecken auf die Türklinke. Dann flitzten wir zurück in unsere Stube und quatschten miteinander, da wir vor lauter Aufregung nicht einschlafen konnten. Als wir hörten, dass er zurückkommt, haben wir uns absolut ruhig verhalten.
    Dieses Mal hörten wir kein lautes Türenknallen, sondern eine Kaskade übelster Flüche.
    Und den bösen Ausruf an alle Stuben gerichtet: „Da werden wir morgen noch drüber reden“!
    Die Strafe ließ nicht lange auf sich warten.
    Die ganze Klasse bekam zwei Wochen lang Stubenarrest. Wir durften nur zur Schule und zurück. In dieser Zeit haben drei weitere Jungen und ich zwischen den Fingern und den Zehen Krätze bekommen. Krätze ist ein ansteckender Hautausschlag, der damals sehr verbreitet war. So wurden wir im Krankenzimmer einquartiert und mussten auf ärztliche Verordnung raus an die frische Luft.
    Von den damals ebenfalls verbreiteten Kopfläusen sind wir verschont geblieben. Aber die Krätze hat die Runde gemacht.

    © Peter Wolf

Spielen auf der

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