Stella Blomkvist
schlecht gelaunt.
»Wir wissen natürlich, dass du
Arbeitslosengeld bekommst. Aber das reicht wohl kaum, um dich über Wasser zu
halten?«, fragt Raggi.
»Ich lebe genau so auf Kosten des
Staates wie ihr auch. Ja und?«
Der Vize lässt den Gefängniswärter
kommen: »Nehmt ihn mit!«
Sie führen Saemi aus dem Zimmer und
schließen die Türe hinter sich.
Da gehe ich zum Angriff über: »Was
machen die Ermittlungen in Sachen Einbruch?«
Die Gesichter der Goldjungs bekommen
den starren Ausdruck von Schaufensterpuppen.
»In Hallas Wohnung?«, frage ich
weiter. »Ist der Fall gelöst?«
»Wovon redest du?«, fragt der Vize
barsch.
»Du weißt doch ganz genau, wovon ich
rede. Den Einbruch in Hallas Wohnung. Da wurde alles auf den Kopf gestellt, ist
mir gesagt worden.«
Der Vorgesetzte wirft einen Blick
auf Raggi, der den Kopf schüttelt und guckt dann wieder auf mich.
»Ich kann dir über den Fall keine
Auskunft geben«, bemerkt er. »Und schließlich geht dich das ja auch nichts an.«
»Ach ja? Hat der Einbruch nichts mit
dem Mordfall zu tun?«
»Ich sage dir nichts über den Fall.
Nichts!«
Die Goldjungs schreiten
wichtigtuerisch einer nach dem anderen aus dem Raum. Raggi geht zuletzt. In der
Tür dreht er sich nach mir um: »Wo hast du das mit dem Einbruch her?«
»Ich hab meine Verbindungen.«
»Das hätte ich mir ja denken
können.« Er kommt zurück ins Zimmer und bleibt an dem Tisch stehen, wo ich
sitze. »Zwischen dem Mord und dem Einbruch muss ja nicht unbedingt ein Zusammenhang
bestehen«, sagt er. »Solche Einbrüche kommen heutzutage oft vor.«
»Aber in der Wohnung war alles
durchwühlt, nicht wahr? Als ob jemand nach einem bestimmten Gegenstand gesucht
hätte?«
Raggi schweigt einen Moment. »Das
war nicht besonders schlau, denen zu stecken, dass hier irgendwo im Amt eine
undichte Stelle ist«, sagt er schließlich.
»Ist mir doch egal, ob die anfangen
zu rotieren oder nicht.«
»Das könnte aber ziemlich unangenehm
für mich werden.«
»Ich kann natürlich bezeugen, dass
du nichts ausgequatscht hast.«
»Das bringt mir nur leider nichts.«
»Ihr betreibt ja wohl kaum
Hexenverbrennungen hier?«
»Der Einbruch an sich ist kein Geheimnis. Wir haben
das bloß noch nicht an die Öffentlichkeit gegeben.«
»Was hat der Dieb gesucht?«
»Weiß ich nicht. Wahrscheinlich
Geld.«
»Vielleicht eine blaue Tasche?«
»Was?«
Raggis verwunderte Miene ist
überzeugend. Vermutlich macht er mir nichts vor.
»Jedenfalls hat er kein Rauschgift
gefunden«, erzähle ich locker weiter, als würde ich über das Wetter reden. »Ich
habe gehört, dass ihr ja schon alles einkassiert habt.«
Raggi wird plötzlich blass. Dann
wieder knallrot. »Hat Saemi dir von dem Stoff erzählt?«, fragt er aufgebracht.
»Hat er Halla etwas besorgt oder was?«
»Warum fragst du, wenn du es doch eh
schon weißt?«, antworte ich und lächele.
»Wir kriegen ihn. Verlass dich
drauf.«
»Ihr habt also tatsächlich Rauschgift
gefunden?«
»Warum fragst du, wenn du es doch eh
schon weißt?«, äfft Raggi mich nach. Er versucht zu
lächeln, aber es gelingt ihm nicht besonders gut.
»Okay. Kann ich Hallas Wohnung
sehen?«
»Das müssen andere entscheiden.«
»Ich stelle hiermit förmlich einen
Antrag.«
»Ich werde diese Bitte
weiterleiten.«
Wir gehen zusammen auf den Gang
hinaus.
»Was hast du vorhin mit dieser
blauen Tasche gemeint?«, fragt Raggi.
»Och, nichts Besonderes. War nur so
aus der Luft gegriffen.«
»Ach ja?« Er scheint mir das nicht
abzunehmen.
Als wir an die Eingangstür kommen,
beginnt Raggi zu lachen: »Die Geschichte mit dem
Tanken war wohl ein Schuss in den Ofen!«
Ich zucke nur mit den Schultern.
»Pech, dass du ausgerechnet an mich
geraten bist«, setzt er fort. »Ich tanke nämlich
immer an der gleichen Tankstelle.«
»Ach ja?«
»Bei meinem Schwager!«
Verdammte Cliquenwirtschaft!
Aber Raggis
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