Stella Blomkvist
ich Pech habe?«
»Dann hat der Mann ein Auto
gefahren, das auf den Namen eines anderen Familienmitgliedes zugelassen ist,
zum Beispiel auf die Ehefrau oder ein Kind. Die sind auf der anderen Liste erfasst. Da habe
ich noch zusätzlich 214 Namen.«
Er schaut von seinen
Computerausdrucken auf: »Du könntest unter Umständen auch richtig Pech haben.
Wenn er das Auto von einem Freund oder Bekannten geliehen hat, ist seine
Adresse auf diesen Listen nicht erfasst.«
»Du bist aber verdammt aufmunternd«,
antworte ich.
»Es ist immer am besten, gleich von
Anfang an alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, die sich einem bei so einer
Sache bieten«, sagt er und lächelt verlegen.
Er gibt mir die Listen. Da sind Kennzeichen,
Marken und Jahrgang der Autos vermerkt. Und auch die Namen der Besitzer samt
Personennummern und Adressen.
So Stella, sei artig und bedank
dich!
»Du bist ein Prachtkerl, Sindri. Mit
dieser Waffe werde ich den Knaben schon zur Strecke bringen!«
Er zeigt mir seine Freude mit einem
schüchternen Lächeln.
312 Namen. Ein Idiotenjob, den
geheimnisvollen Boten aufzutreiben.
Ist es das
wert?
Natürlich
nicht.
Aber er wollte anonym bleiben. Das
ist für mich Grund genug, um ihm Benehmen beizubringen.
Leider gibt es nur einen Weg, ihn zu
finden: Klinken putzen.
Einfach anklopfen und nach dem
Hausherren fragen. Und dann von Tür zu Tür ziehen, bis der Geheimnisvolle vor
einem steht. Das ist der einzige Weg.
312 Häuser.
Ohne Erfolg, wenn ich totales Pech hätte. Vielleicht habe ich ihn schon nach
dreißig oder vierzig Besuchen gefunden?
Ich muss mir ein Anliegen einfallen
lassen. Irgendwas Gewöhnliches, auf das alle anspringen.
Natürlich!
Eine Meinungsumfrage!
Aber zu welchem Thema? Was passt am
besten zu diesem Hornochsen? Hundehaltung?
Nein,
Schweinehaltung ist zehnmal besser!
Hey, das
ist doch genial!
Bist du für oder gegen
Schweinehaltung in der Stadt? Wart’s ab, ich zahl’s dir heim!
14
Ein Staubsauger?
Ja, auf vollen Touren.
In einem unbewohnten Haus?
Raggi bleibt in der halb geöffneten
Haustüre mit dem Schlüssel in der Hand stehen, schiebt dann aber die Tür ganz
auf und geht hinein.
Ich komme ihm nach. Glaube nicht an
Gespenster. Jedenfalls nicht am helllichten Tag. Halla hat in einem zweigeschossigen
Reihenhaus gewohnt. Mit rotem Holz verkleidet und weißen Fensterrahmen. Spitzer
Dachstuhl. Wir gehen dem Geräusch nach und kommen in ein Wohnzimmer, das
aussieht, als wäre es direkt einer Einrichtungszeitschrift entnommen. Glas,
Chrom und helle Farben. Eingerahmte Plakate an den Wänden. Eine Stereoanlage vom Feinsten. Ein
riesengroßer Fernseher.
»Hallo«, ruft Raggi.
Sie schaut vom Staubsauger auf und
starrt uns an.
Klein, dunkelblond und mit
Kurzhaarschnitt. Sieht wahnsinnig fit aus.
Mit dem rechten Fuß würgt sie den
Staubsauger ab und fragt: »Seid ihr von den
Bullen?«
Sie hat eine tiefe Stimme. Fast
männlich.
»Wer bist du?«, fragt Raggi.
»Cilja.«
»Cilja?«
»Ja, Cilja Rós.«
»Wie bist du hier reingekommen?«
»Durch die Tür natürlich«, antwortet
sie schnippisch.
Raggi ist aus alter Gewohnheit
geduldig. »Die Eingangstür war abgeschlossen«, sagt
er.
»Ich habe einen Schlüssel.«
»Wer hat ihn dir gegeben?«
»Halla natürlich. Wer sonst?«
»Was machst du hier?«
»Ich staubsauge gerade.«
Raggi stöhnt.
Cilja Rós geht zum Angriff über:
»Das war ja wohl notwendig, hier mal gründlich
aufzuräumen. Ihr habt ja die Wohnung hinterlassen wie ein
Schlachtfeld!«
Raggi schaut sich um. Ich folge
seinen Augen. Das Wohnzimmer ist sauber und
ordentlich. Alles an seinem Platz wie auf einer
Einrichtungsausstellung.
»Ja, du hast ja wirklich gründlich
aufgeräumt«, sagt Raggi »Ihr seid ja auch keine
gewöhnlichen
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