Stella Blomkvist
Handtasche.
Verschiedene Schminkutensilien. Einige Schmuckstücke. Ein Kästchen mit
Disketten. Portemonnaie. Scheckheft. Sammelkarte fürs Schwimmbad. Führerschein.
Handy. Kreditkarte. Geldscheine und Münzen. Diverse Kassenzettel. Lottoscheine.
Pager. Schlüsselbund.
»Scheint alles an Ort und Stelle zu
sein«, sage ich schließlich.
»Natürlich.«
Ich unterschreibe den Zettel und
reiche ihn Raggi: »Mach mir eine Kopie, Herzchen.«
Raggi winkt erst ab, aber geht dann
auf den Flur und kehrt umgehend mit einer Kopie in der Hand zurück. »Hier«,
quetscht er sauer aus sich heraus.
»Mann, bist du genervt.«
»Wir haben uns ja auch nicht in der
Sonne vergnügt.«
»So wie gewisse andere?«
»Ja, genau, wie gewisse andere.«
»Das war der totale Wahnsinn.« Ich
seufze genüsslich, nur um ihn noch mehr aufzuziehen.
»Ich kann’s mir vorstellen.
Unglaublich, dass Florida nach dieser Heimsuchung noch steht.«
Ich lächele süß: »Die Frage ist viel
eher, ob in Florida noch alles steht!«
Raggi winkt wieder ab. Dann setzt er
sich an den Tisch und versucht zu lächeln:
»Okay, Stella.«
»Kommt ihr wirklich nicht voran?«,
frage ich.
Er lehnt sich in seinem Stuhl
zurück: »Was glaubst du?«
»Ach, ich verfolge diesen Fall nicht
mehr. Geht mich nichts an.«
»Es geht alle was an. Alle sind
verpflichtet, bei der Aufklärung eines Mordes zu helfen.«
»Du könntest eine Aufmunterung gut
gebrauchen, Raggi. Komm mit essen.«
»Ich stecke bis über beide Ohren
...«
»Ich lad dich ein.«
»... in Arbeit.«
»Wir gehn ins Hotel Holt.«
Fünf Minuten später bin ich mit der
Schachtel im Kofferraum und Raggi auf dem
Beifahrersitz auf dem Weg in die Innenstadt.
Nach der Vorspeise beruhigt er sich
etwas. Das Steak und der Rotwein tun das ihre, um ihn
gesprächsbereit zu stimmen.
»Die machen uns verrückt«, meint er.
»Wer?«
»Alle. Die Politiker, die
Tratschweiber, die Verrückten und die Pressefritzen.«
Ich bin das Mitleid in Person.
»Die Gerüchte, die in der Stadt
kursieren, sind völlig unglaublich«, erzählt er weiter.
»Und die Reporter fragen bei uns wegen jeder
Klatschgeschichte nach, die sich irgendeine Oma für ihren
Handarbeitsclub zurechtstrickt.«
»Zum Beispiel?«
»Heute Morgen kam wieder so eine
Story, die schlug wirklich alle Rekorde!« Raggi beginnt zu lachen.
»Ja?«
»Der Premierminister war die letzten
beiden Tage zu Hause. Er hat irgendeine lächerliche Grippe. Also nichts
Besonderes. Heute Morgen hat ein Presseheini angerufen und gefragt, ob wir ihn
in U-Haft hätten. Den Premierminister selber!«
»Was du nicht sagst ...?«
»Ich glaube, dass die Leute langsam
verrückt werden. Die Opposition macht die Sache auch nicht besser, indem sie
versuchen, im Trüben zu fischen und diesen Fall zu benutzen, um sich an der
Regierung zu rächen. Und wir sind dann die, die zwischen Hammer und Amboss
geraten.«
»Aber mal im Ernst, ist denn der
Premier weniger verdächtig als andere?«
Raggi verschluckt sich am Rotwein.
»Ich meine nur, dass alle, die enge
Beziehungen zu Halla hatten, unter Verdacht stehen müssten.«
»Was meinst du mit ›enge
Beziehungen‹, Stella?«
»Ach, du weißt schon, so ein kleiner Quickie nach
Büroschluss.«
»Niemand hat uns bestätigen können,
dass sie derartige Beziehungen miteinander hatten.«
»Die werden auch nicht gerade
Eintrittskarten verkauft haben.«
»Außerdem ist sicher, dass der
Premierminister den ganzen Abend in einer Besprechung war. Dafür haben wir
viele Zeugen.«
»Also stand
er doch unter Verdacht?«
Ȇberhaupt nicht. Aber wir haben
selbstverständlich Erkundigungen über alle eingeholt, die regelmäßig mit Halla
Umgang hatten und was sie an eben diesem Freitagabend gemacht
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