Stella Blomkvist
um ein
milderes Urteil zu bekommen, ist zu versuchen, Informationen zu verkaufen«,
fahre ich fort. »Aber dann musst du auch Hinweise auf diese Typen geben, die
das Rauschgift besitzen.«
Sie schlägt die Hände vors Gesicht
und bricht in Tränen aus.
Ich gestehe ihr zu, sich
auszuheulen. Schiebe ihr dann ein Papiertaschentuch über den Tisch zu, als sie
sich wieder gefangen hat und die Schluchzer weniger werden. Sie wischt sich
die Augen und putzt die Nase.
»Also, dann wollen wir mal zum
Gegenschlag ausholen. Bist du bereit?«
Sie schüttelt wieder den Kopf.
»Okay. Dann sieht die Sache
folgendermaßen aus: Du bekommst Untersuchungshaft und wirst dann zu einer
langen Gefängnisstrafe verurteilt.«
Ich stehe auf und stopfe die
Unterlagen in meine Aktentasche: »Wir sehen uns heute Nachmittag wieder, wenn
sie dich vor den Richter bringen. In der nächsten Woche komme ich dann zu
Besuch. Ich rate dir, die Zeit zu nutzen und dir deine Sache gut zu überlegen.«
Birna kommt mir unglaublich hilflos
zwischen den beiden stattlichen Wärtern vor, die sie zwischen sich nehmen, den Flur entlangführen und
in ihre Einzelzelle bringen.
In den letzten Jahren habe ich
einige Mandanten betreut, die in einer ähnlichen Situation waren. Birna ist
nur ein weiteres, dummes Opfer. Es macht mich immer wieder wütend, wenn ich
junge Mädchen treffe, die noch das ganze Leben vor sich haben und den Mund
nicht aufmachen! Sie opfern leichtfertig viele Jahre ihres Lebens für ordinäre
Ganoven, die auf ihr Schweigen bauen, damit sie in Ruhe ihre krummen Dinger
drehen können.
»Der Teufel ist nie arbeitslos.«
Sagt Mama.
5
»Ist das nicht das Haus von der?«
»Von wem?«
»Ach, du weißt schon, von der, die
in der Staatskanzlei abgemurkst wurde.«
»Was ist damit?«
»Ach nichts. Ich wollte nur mal
fragen.«
Der Typ dreht sich wieder mit
beleidigter Miene um und fährt fort, das Schloss an Hallas Haustür auszuwechseln.
Oder besser gesagt an Lilja Rós’ Haus. Es gehört ja jetzt ihr.
Sie hatte gesagt, dass sie
entschlossen sei, das Haus nicht zu verkaufen, obwohl sie selber vorhatte,
weiterhin den meisten Teil des Jahres im Norden zu verbringen. Sie wollte es
auch nicht vermieten. Das ist natürlich ihre Sache. Sie wird es sich wohl leisten
können, ein Haus zu besitzen, das sie die meiste Zeit des Jahres fast nicht
nutzt. Kein Problem für Millionäre.
Ich hielt es für nötig, das Schloss
auswechseln zu lassen und habe die Sache gleich in Angriff genommen. Es gibt
keinen Grund, darauf zu warten, dass der Langfinger ein drittes Mal zuschlägt
und das Haus auf den Kopf stellt.
Lilja Rós hatte die Spuren des
zweiten Einbruchs schon beseitigt und aufgeräumt. Innen steht wieder alles in
Reih und Glied, wie bei einer Vorzeigehausfrau.
Ich warte auf dem Flur, bis der Typ
das neue Schloss angebracht hat. Schließe dann die Haustür von innen ab, gehe
hinauf in den ersten Stock, stelle die Kelloggsschachtel der Goldjungs auf den
Schreibtisch, lege meine schwarze Lederjacke über die Stuhllehne und setze mich
an den Schreibtisch, an dem Halla viele Stunden verbracht hat. Vor dem
Computer, der jetzt gestohlen worden war.
Warum dieser Einbruch? Was wollte
dieser Langfinger hier? Es war doch sicher kaum nur der Computer, der ihn
lockte? Da hätte er ihn doch schon beim ersten Mal mitgehen lassen können.
Hier gab es etwas, das er unbedingt
haben wollte. So viel ist sicher. Vielleicht ist es immer noch hier. Aber was? Und
wo?
Fragen über Fragen!
Einer der Schlüssel vom
Schlüsselbund passt auf das Schloss vom Schreibtisch. Ich öffne eine Schublade
nach der anderen und krame in ihnen herum. Aber es befindet sich nichts
Ungewöhnliches in ihnen. Nur diverse Papiere. Notizen, Briefe und
Berichte. Ich lese einige Unterlagen
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