Stella Blomkvist
aufräumen!
Dem Bericht zufolge hatten die
Goldjungs keine Erklärungen parat. Konnte Zufall sein, sagte der Vizepolizeipräsident.
Musste nichts mit dem Mord zu tun haben. Es gab wieder keine Spuren eines
Einbruchs an Türen und Fenstern, was natürlich darauf schließen lasse, dass
irgendein Unbefugter den Schlüssel zum Haus besaß. Soweit man die Sache schon
übersehen könne, wurde nur der Computer im Arbeitszimmer im ersten Stock
gestohlen.
Aber im Fall werde natürlich noch
ermittelt.
Es wird ermittelt! Alle wissen, was
das heißt.
Aber der Mord selber?
Der Vize berichtet, dass mit voller
Kraft daran gearbeitet werde, den Fall zu lösen. Es
seien wichtige Hinweise eingegangen, denen man nachginge. Niemand könne
erwarten, dass ein solcher Fall innerhalb von wenigen Tagen oder Wochen
geklärt sei. Nun, oder auch Monaten. Gerüchte, dass irgendwelche
einflussreichen Leute versucht hätten, die Ermittlungen zu sabotieren, seien
völlig aus der Luft gegriffen. Solche Geschichten seien verantwortungslos und
gefährlich und eine Schande für die Urheber.
Bla bla bla. Diese Herzchen hatten
also noch immer keinen Schimmer.
Im Innenteil der Zeitung stoße ich
auf weitere Artikel zum Thema Mord in der Staatskanzlei. Darunter ein detailgetreuer
Bericht über eine Diskussion außerhalb der Tagesordnung im Parlament. Einige
Abgeordnete der Opposition hatten scharf kritisiert, wie langsam die
Ermittlungen der Polizei voranzukommen scheinen. Gleichzeitig forderten sie
eine Erklärung zu den aufgetretenen Behauptungen, dass der Ministerpräsident
sich unrechtmäßig in die Ermittlungen einmische. Dieser wies alle
diesbezüglichen Anschuldigungen von sich und interpretierte sie als einen
Versuch der verantwortungslosen politischen Hexenjagd.
Ich lege die Zeitung schnell wieder
zur Seite und versuche, den Fall Halla zu vergessen. Er geht mich nichts an.
In den nächsten Monaten möchte ich
über diesen Kram noch nicht mal nachdenken. Nein danke! Möchte nur abkassieren.
2
Auf meinem Schreibtisch ist alles
ordentlich aufgeräumt.
Ich hatte mir einen Lehrling aus der
juristischen Fakultät an Land gezogen, der jeden Tag in meinem Büro vorbeikommen sollte, während ich
mich in der Sonne vergnügt habe. Er sollte Post holen, Briefe öffnen, den
Anrufbeantworter auf Nachrichten abhören und das Notwendigste beantworten.
Er war eine
Art Unfallversicherung.
Die Briefe, die ich in den letzten
fünf Wochen bekommen habe, liegen samt den Anmerkungen des Jungen in einer Mappe auf dem
Schreibtisch. Auch die Nachrichten vom Band, die wichtig sind. Diese sind
hauptsächlich von den Schuldnern. Die waren mit Sicherheit hocherfreut zu
hören, dass ich im Ausland war. Jetzt ist die Freude vorbei.
Auf dem Tisch liegen auch
Mitteilungen von Lilja Rós. Sie bitte mich, sie so schnell wie möglich im
Norden anzurufen. Ich kümmere mich erst mal nicht darum.
Ich brauche nur zwei Wochen bis ich
die Fahrt in die Sonne reingearbeitet habe. Ab dann heißt es wieder sparen. Der Winterschnee ist dank des
Regens aus der Stadt verschwunden. Der Westen und der Norden sind allerdings
immer noch völlig eingeschneit.
Das interessiert mich alles nicht.
In diesen Tagen brause ich mit Hochgeschwindigkeit auf der Einbahnstraße des Mammon. Sehe kaum fern.
Lese die Zeitungen gerade mal im Vorübergehen; werfe einen Blick auf die
Schlagzeilen, Comics und Annoncen. Denke nur an das eine: wie ich am schnellsten die
meisten Krönchen kassieren und sie durch meinen Broker Gewinn bringend anlegen
lassen kann.
Ich vergesse alles andere, bis Lilja
Rós eines Tages zu Besuch kommt und
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