Stella Blomkvist
entdecken ihren Benz auf dem
Parkplatz vor dem Hotel.
Ihren Benz?
Obwohl ich selten darauf achte, wie
japanische Blechkisten aussehen, übersehe ich eigentlich nie einen Benz. Ich
erkenne direkt, dass ich diesen hier schon einmal gesehen habe. Und sogar in
ihm gesessen habe. Das ist das Auto, in dem Saemi mich zum Eldóradó gefahren
hat, um Porno-Valdi zu treffen.
Klare
Sache.
Ich schreibe mir das Kennzeichen
auf. Will in der Stadt mal überprüfen, auf wen dieser Wagen zugelassen ist. Ich
persönlich wette auf Sigvaldi.
Alle im Dorf scheinen um zwei Uhr
nachts tief zu schlafen. Keine Bewegungen im Hotel, Niemand auf dem Parkplatz.
Lilja Rós wartet im Leihwagen,
während ich den Benz frisiere. Zuerst lasse ich die Luft aus den Reifen. Aus einem
nach dem anderen. Stoße dann das tolle Fleischmesser bis zum Schaft in die
luftleeren Reifen.
Wunderbar!
Mit dem können uns die ungehobelten
Mistkerle in den nächsten Stunden nicht verfolgen. Das ist sicher. Auch wenn es
ein Benz ist.
25
Lilja Rós ist völlig übermüdet, als wir
am frühen Morgen wieder in die Stadt kommen. Sie ist den überwiegenden Teil der
Strecke gefahren und macht sich deshalb auf dem direkten Weg ins Bett, nachdem
wir die Reisetaschen in den Flur bugsiert haben.
Ich kann nicht direkt schlafen
gehen. Ich muss mir einfach zuerst die Videos ansehen!
Erst mal falle ich aber über die
Vorräte im Kühlschrank her. Schmeiße ein paar Eier in die Pfanne. Toaste Brot.
Hole mir Joghurt und Apfelsaft. Nehme alles mit ins Wohnzimmer und mache es mir
vor dem Fernseher gemütlich.
Vor mir liegen ein paar Stunden
Kino.
Es handelt sich jedenfalls nicht um
Filme der Rubrik »für die ganze Familie«. Die meisten Abschnitte zeigen, was
sich im Schlafzimmer abspielt. Offensichtlich durften sich während der Partys
eine ganze Menge Leute dorthin zurückziehen, um sich in guter Gesellschaft zu
entladen. Sich im Bett herumwälzen.
Ein paar Gesichter kommen mir
bekannt vor. Abgesehen von Halla. Und dem Premier. Sie sind in einem netten
Abschnitt zusammen.
Die Eintönigkeit geht mir bald auf
die Nerven. Die Qualität des Filmes ist auch nicht immer die beste. Und man
hört nichts von dem, was im Zimmer gesagt wird.
Dann beginne ich zu spulen.
Zwischendurch gibt es Szenen, die
woanders im Haus aufgenommen wurden. Im Wohnzimmer oder auf den Fluren. Sogar auf der Toilette. Es
gibt die gleichen Bilder von Partys, bei denen die Gäste ihre Kleidung
anließen. Tanzten, tranken, rauchten, etwas für die Nase nahmen.
Für die Nase?
Ich halte das Video an. Spule
zurück. Und langsam vorwärts.
Ja, sie schnupften. Aber keinen
normalen Schnupftabak.
Ich betrachte die Sequenz genauer.
Da sitzen ein paar Leute zusammen im Wohnzimmer und ziehen etwas die Nase hoch.
Einer nach dem anderen. Entweder wussten sie nicht, dass sie gefilmt wurden
oder es war ihnen egal. Musste Koks sein.
Nein, was sehe ich denn da? Kann das
sein?
Ich spule das Video wieder zurück.
Lasse es dann wieder vorwärts laufen. Halte das Band an.
Lilja Rós ist auf der Mattscheibe
deutlich zu erkennen. Und grade dabei, weißes Pulver zu schnüffeln.
Die Gute überrascht mich doch immer
wieder. Was war mir nicht im Frühsommer durch den Kopf gegangen? Genau: die
Maus, die sich davonschleicht!
Lilja Rós ist in mehreren Szenen zu
sehen. An einer Stelle vergnügt sie sich mit Halla im rosanen Gruselkabinett.
Sie halten sich im Arm und wälzen sich auf dem Bett, als sie von etwas gestört
werden. Halla schiebt Lilja Rós von sich weg, nimmt einen Pager vom Nachttisch,
schaut ihn an, wirft ihn Lilja Rós zu, streckt sich dann nach einem anderen
Pager, der genauso aussieht, guckt ihn ebenfalls an und fängt dann an zu
telefonieren. Am Ende des Gespräches legt sie sich wieder auf
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