Stella Blomkvist
kommen
natürlich wie immer davon.«
»Sei doch nicht so pessimistisch,
Stella.«
Lilja Rós ist schon an der Tür.
»Hör mal, gibt’s schon was Neues im
Fall Birna?«, frage ich Raggi noch schnell.
Er schüttelt den Kopf. »Wir haben
bisher immer noch keine Antwort bekommen.«
»Okay.«
Ich fahre Lilja Rós in die
Innenstadt und mache mich dann auf die Suche nach Saemi. Ich finde, ich muss
mit ihm sprechen. Privat und persönlich eine Erklärung von ihm fordern. Nach
einer Stunde finde ich ihn endlich auf dem Flughafen. Er macht die Maschine
startklar für einen Flug in den Westen.
»Hast du
Lust auf noch eine Tour?«, fragt er grinsend. »Wo ist dein Benz?«
Das Grinsen
verzieht sich zu einer Grimasse. »Ausgeliehen«, antwortet er.
»Arbeiten
diese beiden Grobiane für dich?«
»Was für
Grobiane?«
»Diese Typen, die mich neulich
entführt und Lilja Rós und mich am Wochenende in den Norden verfolgt haben.
Die waren mit deinem Benz unterwegs.«
»Ich hab
keine Ahnung, wovon du sprichst.«
»Tu doch
nicht so. Das Spiel ist aus.«
»Was für’n Spiel? Fußball?« Ihm
vergeht das Lachen schnell. Er scheint endlich zu kapieren, dass etwas Ernstes
passiert ist.
»Ich habe die blaue Tasche gefunden«,
sage ich. »Mit dem Video, in dem du die Hauptrolle spielst.«
Die sonnengebräunten Wangen
erbleichen. »Wo ist das Video?«
»Ich habe es nicht mehr. Der Fall
geht mich nichts mehr an. Ich will nur wissen, auf wessen Veranlassung mich
dieses Ungeziefer entführt hatte. Damit ich’s ihnen heimzahlen kann.«
»Haben die
Bullen das Video?«
Ich nicke.
»Verdammte
Scheiße!«
»So, wie die Sache jetzt steht,
kannst du mir doch die Wahrheit erzählen.«
»Willst du
damit sagen, dass ich erledigt bin?«
»Ich habe immer gesagt, dass du nur
ein Handlanger bist, wie ein Bauer im Schach. Und die Bauern werden immer
zuerst geopfert.«
»Aber
manchmal setzen sie den König matt.«
»Glaubst du wirklich, dass du der
richtige Mann dafür bist?«
»Nicht, solange er noch Turm und Dame
hat.« Saemi hält die Hände in den Hüften und schaut über die Landebahn, wo
gerade eine Passagiermaschine zum Landen ansetzt. »Verdammte Scheiße«,
wiederholt er.
»Antwortest
du mir jetzt mal?«
»Du hältst
dich doch für so unglaublich schlau«, sagt er und schaut mich wütend an. »Lern
Schach spielen!« Dann geht er langsam auf das kleine Flugzeug zu.
27
Ich schrecke jäh hoch.
Mein Herz schlägt so schnell und
laut in meiner Brust, dass ich es in der Stille hören kann. Alles um mich herum
ist dunkel.
Ich reibe mir die Hände im Gesicht.
Fahre mit den Fingern durchs Haar. Schüttele mich im Bett. Versuche, richtig
wach zu werden.
Ich habe schlecht geträumt. Was für
ein Albtraum! Ich habe einen Mann durch die dunkle
Stadt verfolgt. Bin hinter ihm hergegangen, von einer Straße in die nächste.
Habe nicht gesehen, wer es war. Habe auch nicht gewusst, warum ich ihn
verfolgte. Bin ihm nur hinterhergelaufen. Der Abstand zwischen uns hat sich
nicht verringert, aber ich habe nicht aufgegeben. Bin immer weiter gelaufen.
Plötzlich sind wir in einem
Hinterhof gelandet, der in drei Richtungen geschlossen war. Nur ein Weg, um herein
– und hinauszugelangen. Mein Weg.
Ich habe mich dem Mann genähert. Bin
schon fast bei ihm, als er sich plötzlich umdreht. Er hat eine Maske an. Genau
dieselbe, die ich vor langer Zeit mal auf einem Aschermittwochsball angehabt
hatte. Irgendwas hat er in der Hand gehalten.
Als ich stehen geblieben bin, ist er
auf mich zugerannt. Hat den Gegenstand in der hoch erhobenen rechten Hand
gehalten. Da habe ich endlich gesehen, was es war. Die Statue! Das Kunstobjekt,
das Halla zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Er hat es wie einen Knüppel
in der Hand gehalten und ist direkt auf mich zugelaufen. Ich habe ihn auf mich
zukommen sehen, mit dem
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