Stella Cadente - Niemals darf es sein
sein. Sie könnte sich an den Gedanken gewöhnen, dass sie Geschwister waren, und es ihm vielleicht sogar irgendwann erzählen.
» In Ordnung, ich werde für ein paar Tage bei dir einziehen. Und jetzt lass mich endlich runter!«
Matteo reagierte sofort. Er blieb stehen und ließ Lili zurück auf ihre Füße gleiten. Er lächelte sie z ufrieden an, sagte aber kein Wort. Dennoch wurde sie das Gefühl nicht los, dass sie sich soeben freiwillig ihrem Unglück ergeben hatte. Vermutlich würde sie endgültig den Verstand verlieren, während sie sich in den nächsten Tagen in Selbstbeherrschung üben musste.
K apitel 5
E s war ein seltsames Gefühl, in das Haus mit den Bergen am Horizont zurückzukehren. Vor vierundzwanzig Stunden noch hatte Lili an derselben Stelle gestanden und geglaubt, den Mann ihrer Träume gefunden zu haben. Doch dann war alles so furchtbar anders gekommen.
Matteo machte ihr den Einzug so angenehm wie mö glich. Er führte sie kurz in seinem geräumigen und doch persönlich wirkenden Zuhause herum und brachte sie schließlich in das für sie vorgesehene Gästezimmer.
» Ich nehme an, du möchtest jetzt erst einmal alleine sein, um dich in Ruhe einzuleben«, sagte Matteo und ging bereits zur Tür, um sich zurückzuziehen.
Lili sah sich vollkommen hingerissen in dem Zimmer um und bekam lediglich seine letzten zwei Worte mit vollem Bewusstsein mit. Überrumpelt zuckte sie z usammen.
Sie sollte sich einleben? Was glaubte er denn, wie la nge sie bleiben würde? Schon jetzt verspürte sie das Bedürfnis, zu flüchten, um ihrem eigenen Misstrauen zu entkommen. Lange würde sie seine anziehende Gegenwart vermutlich nicht aushalten.
» Ich denke nicht, dass ich …«, begann sie aufgeregt. Matteo blieb stehen und sah sie prüfend an. Doch dann überlegte Lili es sich anders. Es war nicht klug, ihre Befürchtungen mit ihm zu teilen, entschied sie. Stattdessen lächelte sie ermattet und sagte: »Ja, alleine sein wäre nett. Ich bin ziemlich müde.«
Matteo erwiderte ihr Lächeln, dann nickte er nac hsichtig. »Selbstverständlich kannst du dich im ganzen Haus frei bewegen und dir alles nehmen, was du willst. Falls du etwas nicht findest, klopfe ruhig jederzeit an meine Tür. Ich habe dir ja gezeigt, wo mein Schlafzimmer ist.«
Lili spürte einen dicken Knoten in ihrem Hals. War das ein erneuter Versuch, sie in seine Arme zu locken? Er glaubte doch nicht im Ernst, dass es bei einer Auskunft bleiben würde, wenn sie erst vor seiner Zimmertür stand!
» In Ordnung«, sagte sie dennoch. Sie hatte ihn um Freundschaft gebeten, und nun wollte sie sich auch so verhalten. Sie selbst musste daran glauben, dass es funktionieren konnte. Noch tat sie es nicht. Im Augenblick war eine platonische Beziehung undenkbar, egal, wie sie es drehte oder wendete. Matteo gab sich freundschaftlich, doch die Schwingungen, die er aussendete, vermittelten ihr etwas anderes.
Und Lili selbst? Wirklich platonisch waren ihre Gedanken und Gefühle gege nüber Matteo nicht. Für sie gab es da einfach keinen Spielraum. Sex war strikt verboten, ebenso wie die Vorstellung daran und die Sehnsucht danach. Hormonell gesteuerte Körperreaktionen mussten ebenfalls unterdrückt werden. Erst wenn Lili all das abgeschaltet hatte, konnte sie sich eine Freundschaft mit ihm vorstellen. Doch davon war sie Lichtjahre entfernt. Sie hätte vermutlich doch besser in dem schäbigen Loch von Hotel bleiben sollen. Was sie dort erwartet hätte, wäre zumindest ansatzweise berechenbar und weniger nervenaufreibend gewesen.
Matteo grinste Lili mit einer Mischung aus Siege ssicherheit und Zurückhaltung an. » Buonanotte , Lili. Schlaf gut!«
» Gute Nacht«, erwiderte sie mit rauem Hals. Mehr brachte sie nicht heraus.
Schließlich drehte Matteo sich um und schlenderte aus dem Zimmer.
Lili atmete durch und sah sich erneut um. Das Zimmer war mindestens fünf Sterne wert. Es hatte ein breites Himmelbett und sogar ein eigenes Badezimmer.
Zumindest w erden Matteo und ich uns nicht bei der morgendlichen Dusche ungewollt über den Weg laufen, dachte Lili erleichtert. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was passierte, sollte sie ihm tropfnass und nur mit einem Handtuch bekleidet im Flur begegnen … Entsetzt schüttelte sie diesen Gedanken wieder ab.
Auch sonst war das Zimmer eine Offe nbarung. Es war eindeutig für eine Frau ausgestattet worden. Der gesamte Raum, beinahe so groß wie die Wohnung ihrer Mutter in London, war in einem wunderschönen warmen
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