Stella Cadente - Niemals darf es sein
»Schwesterchen, Schwesterchen …«
W ie geschlagen fuhr Lili aus ihrem Schlaf hoch. Schweißgebadet, schwer atmend und beinahe bis zum Höhepunkt erregt fand sie sich aufrecht in ihrem Bett wieder. Enttäuschung und Scham röteten ihre Wangen, und benommen griff sie sich an die Stirn. Die Haare klebten an ihrem Kopf, ebenso wie das weite T-Shirt an ihrem Körper. Erst langsam kletterte die Erinnerung an den Traum in ihr Bewusstsein zurück. Sie hatte von Matteo geträumt, Matteo, ihrem Geliebten, der es aber nicht sein durfte. Der Traum hatte sich so wirklich angefühlt! Noch jetzt konnte Lili seine Haut an ihren Fingerspitzen spüren, seine Erregung an ihren Schenkeln, ihr Verlangen nach ihm. Ermattet rieb sie sich die Augen.
Und doch war es nur ein Traum gewesen! Lili wunderte sich, dass es ihr überhaupt gelungen war, einz uschlafen. Matteo lag nur wenige Meter von ihr entfernt in seinem Bett. Nur Türen, die sie von ihm trennten.
Ungläubig schüttelte Lili den Kopf, in der Hof fnung, ihre Gedanken dadurch verschwinden zu lassen. Sie konnte nicht begreifen, wie ihr Verstand ihr das antun konnte. Die eigenen Gefühle hatte sie schon immer nur schwer im Griff. Aber ihr Kopf war sonst immer etwas gewesen, worauf sie sich verlassen konnte. Selbst nach der Trennung von Glenn war es ihr durch einen klaren Verstand gelungen, nicht daran zu zerbrechen. Doch offenbar funktionierte das nicht, wenn ein attraktiver und charmanter Italiener daher kam. Beschämt legte Lili sich zurück in ihr Bett. Den Rest der Nacht würde sie sicher keinen Schlaf mehr finden.
A ls Lili am nächsten Morgen in die Küche trat, befürchtete sie, Matteo könne an ihrem Gesichtsausdruck ablesen, dass sie in der vergangenen Nacht von ihm geträumt hatte. Als stände in dicken, roten Buchstaben ‚erotischer Traum‘ auf ihrer Stirn. Doch er durfte niemals davon erfahren. Er würde es gegen sie verwenden, und wenn er das tat, war Lili verloren. Dann gäbe es nichts, was sie noch zurückhalten würde. Besonders nach dem Traum, der ihr erneut schmerzlich bewusst gemacht hatte, wie sehr sie sich tatsächlich zu ihm hingezogen fühlte.
Matteo saß mit nacktem Oberkörper am Küche ntisch und aß ein Müsli. Lili erkannte, dass sie bald aufgeben würde, gegen ihr Verlangen anzukämpfen, wenn das so weiterging. Verlegen bemühte sie sich, Matteos nackten Körper zu ignorieren. Doch ein kurzer Blick bestätigte, was sie schon längst vermutete: Er war außerordentlich gut gebaut, nicht zu muskulös. Seine Haut schimmerte in der Farbe von Bronze, genauso, wie sie es sich vorgestellt hatte.
Wie sie es geträumt hatte.
Lili spürte, wie sie rot wurde, und senkte den Blick. Als Matteo ihre Anwesenheit bemerkte, sah er von seiner Schüssel auf und grinste sie verwegen an.
» Buongiorno , Lili. Ich hoffe, du hast gut geschlafen?«
Lili zwang sich, ihn anzusehen, in seine tiefen, tiefgründigen braunen Augen. Sie durfte sich das Durc heinander in ihrem Bauch und ihrem Kopf unter keinen Umständen anmerken lassen.
» Ich … ja, das habe ich. Fest wie ein Stein«, log sie und ließ den Blickkontakt sofort wieder abreißen. Seine Augen machten die Situation nicht besser, auch wenn sie Lili von seinem Oberkörper ablenkten. Sie wollte sich unbefangen und entspannt in seiner Gegenwart geben, doch würde sie es jemals sein? Stattdessen drehte sie sich um und begann, orientierungslos in den Schränken nach etwas zu suchen. Wonach, wusste sie selbst nicht.
Matteo stand auf und ging zu Lili, die gerade versuchte, einen Becher in dem obersten Regal zu erreichen. »Wenn du etwas aus der Küche brauchst und es nicht findest, frag mich einfach.«
Dann holte er den Becher, den Lili immer noch nicht zu fassen bekommen hatte, und reichten ihn ihr. Dabei streiften sich ihre Finger, ihre Blicke trafen sich für einige stille Sekunden, bevor Lili mit dem heftigsten Herzklopfen, den ein Körper ertragen konnte, die Augen senkte und einen Schritt zurück ging.
» Danke, das ist sehr freundlich«, sagte sie höflich. Ihre rauchige, vor Anspannung belegte Stimme kam ihr seltsam fremd vor. Matteo schien über ihre distanzierte Ausdrucksweise amüsiert, und sein bereits vertrautes halbes Lächeln brachte Lili nur noch mehr aus der Fassung. Hastig wendete sie sich der Kaffeemaschine zu und schenkte sich etwas daraus in den Becher ein. Auf die Milch verzichtete sie an diesem Morgen. Schwarz musste der Kaffee sein, damit sie endlich wieder zur Vernunft
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