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Stella Cadente - Niemals darf es sein

Stella Cadente - Niemals darf es sein

Titel: Stella Cadente - Niemals darf es sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justine Copper
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aufgefallen war. Lili fürchtete bereits, Matteo würde ihr dieses Scheusal als Ziel ihres Ausfluges offenbaren, doch sehr schnell erkannte sie, dass dem nicht so war. Durch einen großen Torbogen inmitten des Palazzo Pitti führte er sie zu einer Absperrung, an der bereits ein uniformierter Wachmann wartete.
    » Ciao Matteo!«, begrüßte ihn dieser. Dann winkte er ihn und Lili wortlos am Metalldetektor vorbei. Sie gingen eine Treppe hinauf, und plötzlich stand Lili unter der Sonne von Florenz in einem überwältigenden Garten.
    » Ich dachte mir, dass dir die Giardino di Boboli gefallen würden«, sagte Matteo mit einem zufriedenen Ausdruck im Gesicht. Erst jetzt bemerkte Lili, dass ihr Mund offen stand, und beschämt schloss sie ihn wieder. Sie kam sich vor wie ein Mädchen vom Lande, das zum ersten Mal die Großstadt sah – nur andersherum.
    » Was ist das?«, fragte Lili überwältigt. Jeder Mensch auf dieser Welt sollte von diesem Ort wissen, fand sie.
    Matteo lachte. »Das sind die Boboli Gärten, nur ein kleiner Park und Heimat einer Sammlung von Skulpturen.«
    Das Wort ‚klein‘ traf es in Lilis A ugen nicht ganz, und schließlich bestätigte Matteo ihr, dass es sich bei dem ganzen Gelände um etwa 4,5 Hektar handelte.
    Zunächst führte er sie einen Kiese lweg entlang, bis sie etwas erreichten, das wie eine in Stein geschlagen Höhle aussah.
    » Das ist die Grotta di Buontalenti , und sie stammt aus dem 16. Jahrhundert«, erklärte Matteo, doch Lili hörte ihm kaum zu. Sie konnte einfach nicht glauben, was sie dort sah. Die Grotte war sowohl innen, als auch außen mit Stalaktiten dekoriert. Überall erkannte sie Figuren in den Wänden, und die gewölbte Decke war mit bunten Bildern von wilden Tieren bemalt.
    Über das Amphitheater ging sie schließlich einen ste ilen Hang mit vereinzelten Stufen hinauf, bis sie den Neptunbrunnen erreichten. Stetig führte Matteo sie weiter bergauf, was Lili zwar den Atem raubte, sie aber nicht störte. Sie genoss es, ständig etwas Neues zu entdecken. Die Luft war getragen von Lavendel und Ananas, was es zu einem Vergnügen machte, tief einzuatmen. Dann, irgendwann, erreichten sie ein vergilbtes Gebäude mit zwei Wendeltreppen, das Matteo als ‚ La doppia rampa a tenaglia ‘ bezeichnete. Auch diese stieg Lili neugierig hinauf.
    Was sie dann erblickte, raubte ihr erneut den Atem: Florenz lag ihr zu Füßen. Mit einem wundervollen Ausblick konnte sie das ganze Panorama der Stadt überblicken. Der Fluss Arno teilte sie in zwei Hälften. Am Horizont traten die Berge in den Himmel und warteten offenbar nur darauf, gesehen zu werden.
    » Wow, das ist einfach … ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    » Offenbar ist es mir gelungen, dich zu beeindrucken«, scherzte Matteo. Lili fühlte sich plötzlich frei und schwerelos. Wie von Flügeln getragen und Glückshormonen berauscht, lief sie zum Geländer des höchsten Aussichtspunktes.
    » Bei allem Respekt, mein lieber Matteo, aber nicht du hast mich beeindruckt, sondern die Aussicht.« Dennoch konnte Lili nicht leugnen, dass sie Matteo diesen schönen Tag zu verdanken hatte.
     
    N achdem sie noch eine Weile bergauf und bergab, über breite Kieselwege und unter Pinienbäumen hindurch, an Statuen und Brunnen vorbei spaziert waren, setzten sich Matteo und Lili zur Erholung auf eine Bank. Die Atmosphäre war entspannt und romantisch.
    Viel zu romantisch.
    Matteos Nähe war für Lili mehr als spürbar. Auch wenn sie ihre Augen schloss, fühlte sie seine Anwesenheit. Also entschied Lili, der Romantik zu entfliehen und die Zügel wieder in die Hand zu nehmen.
    » Erzähl mir mehr über deinen Vater«, forderte sie Matteo auf.
    » Über meinen Vater? Warum?«
    » Ich versuche zu verstehen, warum er dich rausgeschmissen hat.«
    Matteo zuckte gelassen mit den Schultern, doch Lili ahnte, dass er diese Gleichgültigkeit bloß vo rtäuschte. »Da gibt es nichts zu verstehen. Er hat es einfach getan, weil ich nicht so funktionierte, wie er es wollte.«
    » Und genau das verstehe ich nicht. Sollten Väter nicht für ihre Kinder das wollen, was sie glücklich macht?«
    Matteo sah sie von der Seite an, als wäre er von i hrer Naivität gerührt. Nervös von dieser besonderen Aufmerksamkeit strich sie sich eine Haarsträhne aus der Stirn, die in ihren Augen kitzelte. Matteo lächelte, als er ihre Geste bemerkte, und Lili hätte ihm am liebsten über die Wange gestrichen. Sie spürte den Wunsch nach Zärtlichkeit, doch das war nicht möglich.

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