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Stelzvogel und Salzleiche

Stelzvogel und Salzleiche

Titel: Stelzvogel und Salzleiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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Mehringer.
    »Sie arbeiten also für Mehringer, Herr Morgenstern.«
    »Mogge.«
    »Tina Frings. Doch ja, der Name Mehringer sagt mir was.
    Der Mann sitzt im Stadtrat, hat was mit Finanzierungen und Versicherungen zu tun. Da haben Sie ja einen zahlungsfähigen Auftraggeber.«
    Musste ich ihr sagen, dass ich für Mehringers Frau arbeitete?
    Nein, musste ich nicht. Nicht nach diesem Schlag auf den Arm. Ob der auf den Hinterkopf auch auf ihre Rechnung ging oder von den Hockeyfans stammte, war mir nicht klar.
    Dackelblick, Unschuldsmiene, aber was hieß das schon. Sie war Polizistin und konnte es faustdick hinter den Ohren haben.
    Wir bewegten uns in Richtung Osthofentor, Polizeimeisterin Frings, die ihr Dienstfahrrad schob, in aufgekratzter Stimmung, ich eher wortkarg und mit Überlegungen, die in die verschiedensten Richtungen gingen.
    Schmale Taille, ausgeprägte Hüften, musste gut aussehen in Röcken, ging es mir reflexartig durch den Kopf, das Gesicht unter der Uniformmütze nicht ganz so hübsch, wie es mir beim ersten Anblick erschienen war, aber jung war sie tatsächlich, sehr jung…
    »Wie bitte?«
    »Ich wollte wissen, ob Sie die Angreifer beschreiben können.
    Haben Sie einen Verdacht, wer Sie ausrauben wollte?«
    Musste ich ihr sagen, dass ich gar nicht von einem Raubüberfall ausging? Sollte ich ihr den Tipp geben, sich mal das Fahrrad am Fuß der Mauer anzusehen, um auf diese Weise unter Umständen den Namen des Besitzers in Erfahrung zu bringen? Besser nicht, ermahnte ich mich, in diesem Nest ist doch jeder mit jedem um ein paar Ecken verwandt oder zumindest gut bekannt.
    Ich sagte: »Keine Ahnung, was die beiden Radfahrer vorhatten.«
    Kurzer Seitenblick, sie glaubte mir nicht.
    Vor uns ragte das Osthofentor in den Nachthimmel. Rechts ging es zur Polizeiwache, links quer durch die Innenstadt zu meinem Hotel. Ich blieb stehen. »Wir könnten irgendwo noch…«
    Sie ließ mich nicht ausreden. »Also, wegen der Anzeige kommen Sie am besten morgen Vormittag zur Wache.«
    »Ist doch nichts passiert, außer…« Mit der Hand fuhr ich über die wachsende Beule an meinem Hinterkopf. »Ja, dann gute Nacht.«
    18.
    Ich legte mich aufs Bett. Nur ein wenig ruhen und die Tagesereignisse ordnen. Ich hatte das Gefühl, der Lösung des Geheimnisses der Salzleiche sehr nahe zu sein: Ein Versicherungsbetrug und ein Toter, da jedoch keiner der Beteiligten die Tat direkt begangen hat, fühlen sich alle unschuldig. Nur einem aus der Gruppe, Peter Rugen, schlägt das Gewissen. Weil er auspacken will, wird er zur Gefahr für die anderen und muss sterben. Doch ja, so musste es gewesen sein. Die Frage war eigentlich nur noch, wer von meinen ehemaligen Schulkameraden Peter umgebracht hatte.
    Ich ließ sie noch einmal aufmarschieren: Uwe Siedler, Martin Evers und Jürgen Dönges – mit ihnen hatte ich bereits gesprochen. Wie würden Olli Ambaum, Roy Appelt und Harry Keller reagieren? Und auch mit Jürgen Dönges, der auf Peter Rugen nicht gut zu sprechen war, wollte ich mich nochmal unterhalten.
    Ich erwachte mit einem ziemlichen Brummschädel. Duschen, frische Wäsche, das Frühstück nahm ich im Internetcafé ein.
    Mit einer gewissen Erwartung öffnete ich nach der zweiten Tasse Tee mein elektronisches Postfach. Wie schnell man doch der Droge Internet verfällt!
    Eine Mail von Cetin: Er hatte von dem schrägen Verkäufer Schopper erfahren, dass sich Irene Gorgas tatsächlich für ein Motorrad interessierte und demnächst bei besserem Wetter eine Probefahrt machen wollte. Zudem hatte Cetin mit einem Bekannten aus seinem Viertel Kontakt aufgenommen, der bei Radio Vital eine Sendung für die türkischen Hörer gestaltete; und dieser Bekannte hatte von Querelen im Sender
    gesprochen.
    Cetin drückte es in seiner Mail allerdings anders aus:
    … Scheisenärger im Funkhaus – interessiert uns das, Chefe?
    Und ob!
    Cetin schmiss den Laden während meiner Abwesenheit sehr gut allein. Da konnte ich mir ja mit der Salzleiche in Soest noch ein wenig Zeit lassen.
    So weit die guten Nachrichten.
    Die zweite Mail hatte den aus Zahlen bestehenden Absender und bestand aus einem Satz:
    Hallo Schnüffler, so fern dem Revier, sehen Sie nicht das Unheil kommen?
    Auf meinen Unterarmen stellten sich die Härchen auf.
    Seltsam! Warum nur beunruhigte mich diese Nachricht so sehr und auf derart unbekannte Weise? Weil ich mit dem Computer noch nicht vertraut war und nicht wusste, wie ich auf elektronische Briefdrohungen reagieren sollte? Zwar hatte ich

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